Von 168 auf 700 in 40 Jahren
31.01.2023 Islisberg, KelleramtDie Gemeinde Islisberg wurde Anfang Jahr 40 Jahre alt. Die Bevölkerung nahm seither von 168 auf 700 Einwohner zu. Gemeindeammann Rolf Roth sieht diese Entwicklung grossmehrheitlich positiv, möchte aber beim Engagement für Vereine und für die Allgemeinheit ansetzen. ...
Die Gemeinde Islisberg wurde Anfang Jahr 40 Jahre alt. Die Bevölkerung nahm seither von 168 auf 700 Einwohner zu. Gemeindeammann Rolf Roth sieht diese Entwicklung grossmehrheitlich positiv, möchte aber beim Engagement für Vereine und für die Allgemeinheit ansetzen. --rwi
Dorf ist bald gebaut
Einwohnerzahl stieg in 40 Jahren von 168 auf knapp 700
Per 1. Januar 1983 löste sich Islisberg als eigenständige Gemeinde von Arni. Seither wurde aus dem einst bäuerlich geprägten Dorf eine kleine Agglomerationsgemeinde in der Nähe der Stadt Zürich, die entsprechend stark gewachsen ist.
Roger Wetli
«Die Bausubstanz in Islisberg ist moderner geworden. Trotzdem konnte der Grundcharakter erhalten bleiben», ist Gemeindeammann Rolf Roth überzeugt. Er zog vor 30 Jahren ins Dorf und engagiert sich seit 21 Jahren im Gemeinderat für Islisberg. «Bestehende Gebäude wurden renoviert oder neu gebaut, aus schwach oder ungenutzten Scheunen entstanden Wohnungen. Landwirte siedelten aus dem Dorf oder gaben auf», blickt er zurück. Und betont: «Der Gemeinderat hat zusammen mit dem Kanton für die Bewahrung des Grundcharakters von Islisberg gekämpft. Es gab einige Diskussionen und Verhandlungen mit Bauherrschaften. Ohne Kampf-Engagement hätte es aber einen architektonischen Wildwuchs durch Finanzoptimierungen der Investoren gegeben.»
Zürcher statt Freiämter im Dorf
Vor 40 Jahren wurde Islisberg eigenständig. Die Einwohnerzahl stieg seither von 168 auf rund 700. «Insgesamt gab es durch dieses Wachstum für Islisberg mehr positive als negative Entwicklungen», ist der Gemeindeammann überzeugt. «Zumal wir uns nicht, wie andere Regionen, über eine Entvölkerung beklagen müssen.» Er weiss, dass die Loslösung von Arni einst eher skeptisch betrachtet wurde. Islisberg habe aber bewiesen, dass das Dorf auch finanziell überleben könne. Zumal der Steuerfuss mit 92 Prozent heute nicht sehr hoch ist.
Als Grund für dieses Bevölkerungswachstum sieht Rolf Roth klar die Nähe zur Stadt Zürich: «Bis zum Stadtzentrum sind es per Luftlinie gerade mal acht Kilometer. Die Attraktivität von Islisberg ist zudem dank der 2009 eröffneten Autobahn durch das Knonaueramt gestiegen. Unsere Neuzuzüger stammen tendenziell nicht aus dem Freiamt, sondern aus dem Raum Zürich.» Die Nachfrage nach Wohnraum in Islisberg werde einzig durch den dünnen Busfahrplantakt etwas gebremst. «Trotzdem fanden alle neu gebauten Wohnungen bisher immer sehr schnell Käufer.» Am stärksten wuchs die Islisberger Bevölkerung bisher 2012 (plus 67) und im letzten Jahr (plus 42). «Über das letzte Jahr waren wir etwas überrascht. Die Gründe dafür sind aber die Überbauung auf dem Areal des ehemaligen Restaurants Berghof und das Matthyshaus.» Insgesamt nahm die Wohnbevölkerung von 2011 bis heute um rund 150 Personen zu.
Veränderte Bedürfnisse
Mit den Neuzuzügern wurden auch neue Bedürfnisse geäussert. Dazu gehört zum Beispiel ein Spiel- und Begegnungsort, der nächstens in Planung geht. Oder das Begehren nach einer 30er-Zone im Dorf. «Zwar verfügt jede grössere Überbauung über einen Spielplatz. Diese sind aber alle privat und können nicht öffentlich genutzt werden», weiss der Gemeindeammann. «Aber auch der Wunsch nach einer höheren Bus-Frequenz ist vorhanden, kann aber wegen zu geringer Passagierzahlen und der damit verbundenen schwachen Wirtschaftlichkeit nicht erfüllt werden.» Erfreulich ist, dass dank privater Initiative der Dorfladen mit neuem Angebot begeistert. «Als ich vor 30 Jahren nach Islisberg zog, haben sich Familien sofort in den Vereinen engagiert. Heute ist es schwieriger, neue Islisberger dafür zu begeistern», so Roth. «Der Gemeinderat möchte dem aber zusammen mit unseren vier Vereinen entgegenwirken.»
Engagierte Personen und Veranstaltungen seien für das richtige Funktionieren von Gemeinden entscheidend. So konnte bis letzten Freitag zum Beispiel keine Kandidatur für den frei werdenden Gemeinderatssitz von Jolanda Eggenberger vermeldet werden. Roth freut sich dagegen, dass trotzdem der Neujahrsapéro, das traditionelle Dorffest am 31. Juli und weitere Dorfanlässe gut besucht sind.
Dorf wird jetzt nicht mehr stark wachsen
Aufgrund des Wachstums in den letzten 40 Jahren baute die Gemeinde das 2000 eingeweihte Schulhaus mit integriertem Werkhof und 2017 eine Turnhalle. Aktuell ist der Bau eines Schulraumprovisoriums vorgesehen, dessen einzige Einsprache bereinigt werden konnte. «Dieses Provisorium wird uns helfen, die zu erwartende Spitze an Schülern zu bewältigen», blickt Rolf Roth voraus. «Nach dem Bezug der Berghof-Überbauung und des Matthyshauses wird das Dorf jetzt nicht mehr stark wachsen. Unüberbaute Bauflächen gibt es praktisch nicht mehr. Weitere Einzonungen sind nicht zu erwarten.»
Islisberg werde deutlich sanfter wachsen, weshalb sich die Schülerzahlen stabilisieren werden. «Das Dorf ist für den Moment wohl gebaut. Eine kleine Zunahme der Einwohner wird es nur noch dann geben, wenn bei Häusern ein Generationenwechsel stattfindet. Wenn jetzt die Leute noch intensiver am Dorfleben mitwirken würden, wäre der Idealzustand für Islisberg erreicht», ist Rolf Roth zufrieden. Und er fordert konkret auf: «Wer interessiert ist, im Gemeinderat mitzuwirken, darf sich gerne auf der Gemeindeverwaltung melden.»