Vollbetrieb aufgenommen
17.01.2023 Bremgarten, Region BremgartenRangerdienst nördlich von Bremgarten gestartet
Die Stiftung Reusstal führt seit Jahrzehnten im Auftrag des Kantons einen Ranger- oder Informationsund Aufsichtsdienst zwischen Bremgarten und Mühlau. Nun organisiert sie auch diesen Dienst in den Schutzgebieten rund um ...
Rangerdienst nördlich von Bremgarten gestartet
Die Stiftung Reusstal führt seit Jahrzehnten im Auftrag des Kantons einen Ranger- oder Informationsund Aufsichtsdienst zwischen Bremgarten und Mühlau. Nun organisiert sie auch diesen Dienst in den Schutzgebieten rund um die Reuss zwischen Bremgarten und Mellingen. Nach einer Pilotphase geht dieser jetzt in den Vollbetrieb. Jeden Tag sind auf beiden Seiten der Reuss Personen unterwegs, welche auf die seit langer Zeit bestehenden Naturschutzregeln mündlich hinweisen und sie bei Uneinsicht durchsetzen. Niklaus Peyer, Leiter dieses Dienstes, ist überzeugt, dass mit der personellen Verflechtung zwischen unterem und oberem Reusstal Synergien genutzt werden können. --rwi
Botschafter der Natur
Der Informations- und Aufsichtsdienst zwischen Bremgarten und Mellingen startet nach einer Pilotphase
Die Reusslandschaft zwischen Bremgarten und Mellingen ist nicht nur beliebt für die Naherholung, sondern bietet auch zahlreichen bedrohten Tier- und Pflanzenarten ein wichtiges Zuhause. Damit Freizeitbetrieb und Naturschutz im Einklang funktionieren, startet ein neuer Informations- und Aufsichtsdienst dieses Jahr seinen Vollbetrieb.
Roger Wetli
«Mit unserer Aufnahme des Dienstes gibt es keine neuen Regeln in den Schutzgebieten rund um die Reuss zwischen Bremgarten und Mellingen. Wir weisen lediglich mündlich auf die bestehenden Gesetze hin und setzen sie bei Uneinsichtigkeit durch», erklärt Niklaus Peyer. Er leitet im Auftrag des Kantons als Projektleiter der Stiftung Reusstal die Gruppe Information und Aufsicht, die bereits seit Jahrzehnten die Gebiete zwischen Bremgarten und Mühlau auf der Aargauer und Zürcher Reussseite betreut.
Rund ein Drittel Regelverstösse
Wie nötig diese Information und Aufsicht auch im neuen Gebiet sind, zeigt Peyer an einem Beispiel auf: «Wir führten zwischen Bremgarten und Mellingen einen Pilotversuch mit dem Dienst durch. In diesem trafen wir 233 angeleinte und 108 unangeleinte Hunde an, was rund einem Drittel nicht angeleinter Hunde entspricht. Zwischen Bremgarten und Mühlau betrug deren Anteil in der gleichen Zeit lediglich 16 Prozent.»
Das Führen von Hunden an der Leine sei in diesen sensiblen Gebieten besonders wichtig, weil diese Haustiere Wildtiere jagen können und als Wolfsverwandte beim Stöbern im Unterholz und im Gras Duftmarken hinterlassen, welche bei bedrohten Arten zu einer Aufgabe der Gebiete führen können. «Da für sie passende Lebensräume ohnehin selten geworden sind, verschärfen unangeleinte Hunde ihre Situation noch», so Peyer. «Nicht zu unterschätzen ist aber auch der Stress, der durch einen stöbernden Hund bei den Tieren ausgelöst wird. Ist es einer am Tag, wird das für manche Arten wohl verkraftbar sein, sind es aber Dutzende, was bei dieser Dichte an Erholungssuchenden realistisch ist, wird es für sie schwierig.»
Weitere Stressfaktoren seien das Betreten von Naturschutzgebieten durch Passanten, Velofahrten in allgemeinen Fahrverboten und das Entfachen von Feuer an nicht dafür vorgesehenen Stellen. «Deshalb sind dafür extra Standorte beschildert, an denen man bräteln darf», so Niklaus Peyer.
Unberechenbar für Bevölkerung und Auftraggeber
Einen Informations- und Aufsichtsdienst gibt es zwischen Bremgarten und Mellingen bereits seit über 20 Jahren. Dieser wurde in der Vergangenheit in den Sommermonaten durch Zivildienstleistende der Crea Natira GmbH, Tochterfirma von Pro Natura Aargau, im Auftrag des Kantons durchgeführt. Niklaus Peyer bezeichnet den neuen Dienst als deutliche Professionalisierung im Vergleich zu früher. «Unsere Leute sind besser ausgebildet als die Zivildienstleistenden und verbleiben länger im Team. Zudem beaufsichtigen wir das Gebiet nun das ganz Jahr und profitieren sowohl personell wie auch von den Erfahrungen her von unserem Dienst zwischen Bremgarten und Mühlau.»
Um den zusätzlichen Auftrag stemmen zu können, wurden sieben weitere Personen ins bisher 15-köpfige Team angeworben. Diese werden im neuen Jahr rund 1500 Einsatzstunden leisten, während es in der Pilotphase noch etwa 400 Stunden waren. «Es ist jeden Tag jemand im Einsatz. Sobald es hell wird, soll jederzeit mit einer Informations- und Aufsichtsdienstperson gerechnet werden müssen. Wobei wir uns nicht als ‹Naturschutzpolizisten› sehen, sondern in erster Linie Informationen vermitteln.»
Beschilderung wird teilweise angepasst
Die Pilotphase habe zum Beispiel gezeigt, dass in einigen Gebieten die dort geltenden Regeln noch ungenügend oder unklar beschildert sind. «Kanton und Pro Natura, welche hier einige Flächen besitzt, sind daran, diese Mankos anzupassen», weiss der Leiter Information und Aufsicht. «Wir hoffen, dass dies dazu beitragen wird, die Regelverstösse zu senken.» Finanziert wird der neue Dienst im neuen Jahr ausschliesslich durch den Kanton. Ab 2024 werden sich dann auch die betroffenen Gemeinden daran beteiligen. «Es steht im Reussuferschutzdekret, dass ein solcher Dienst durch Kanton und Gemeinden zu vollziehen ist», unterstreicht Peyer.
Im betroffenen Gebiet soll in den nächsten Jahren ein Reusssteg zwischen Fischbach-Göslikon und Künten gebaut werden. «Das wird die Besucherströme im Reusstal verändern und wohl noch mehr Besucher anlocken. Der Informations- und Aufsichtsdienst ist Teil der Besucherlenkung», blickt Niklaus Peyer voraus. In diesem Jahr sieht er die Aufgabe des neuen Dienstes neben der eigentlichen Tätigkeit vor allem darin, Erfahrungen im Vollbetrieb zu sammeln. Daraus wird nach Bedarf in Absprache mit dem Kanton und den Gemeinden die Route angepasst. «In erster Linie wollen wir uns aber heuer als Botschafter der Natur etablieren. Also als Auskunftspersonen, die bei Bedarf auch eingreifen werden. Wir haben 2022 Anlauf genommen und rutschen jetzt in den Vollbetrieb.»