Viele fast kitschige Momente
04.02.2025 Arni, KelleramtBald ziehen Nicolà Bloch und Carla Opetnik wieder mit ihrem Tiny Dining House durchs Land
Der Traum, ein altes Gartenhaus so umzubauen, dass daraus das kleinste Restaurant der Schweiz oder eine romantische Übernachtungsmöglichkeit entsteht, war gross. Gut ...
Bald ziehen Nicolà Bloch und Carla Opetnik wieder mit ihrem Tiny Dining House durchs Land
Der Traum, ein altes Gartenhaus so umzubauen, dass daraus das kleinste Restaurant der Schweiz oder eine romantische Übernachtungsmöglichkeit entsteht, war gross. Gut ein Jahr ist seither vergangen. Nun ist er längst Realität. Nicolà Bloch und Carla Opetnik blicken auf ihre erste Saison zurück und freuen sich auf die nächste.
Annemarie Keusch
Es ist eine dieser Nächte, an denen am Himmel speziell viele Sternschnuppen zu sehen sind. Das Tiny House von Nicolà Bloch und Carla Opetnik steht auf dem Furkapass. Der Himmel ist klar. Die Gäste können im Bett liegen, durch das Glasdach ebendiese Sternschnuppen beobachten. «Fast schon kitschig», sagt Nicolà Bloch. Solche Beispiele aus der ersten Saison ihres «Tiny Dining Houses» gibt es mehrere. Für Carla Opetnik etwa ist es der erste Abend überhaupt. Das kleine Haus auf Rädern steht in Horgen. «Frühling, kniehohes Gras, Ruhe und ein schöner Sonnenuntergang. Entspannung pur.»
So liesse sich wohl auch die erste Saison ihres gemeinsamen Herzensprojekts beschreiben. Im Dezember 2023 wars, als die beiden Freunde Geld sammelten. Aus einem alten Glas-Gartenhaus, das Carla Opetnik in Zürich zufälligerweise entdeckte, wollten sie ein Tiny House auf Rädern machen. Die Idee: das kleinste Restaurant und gleichzeitig das kleinste Hotel der Schweiz. 6500 Franken sollten zusammenkommen, damit sie sich einen Anhänger kaufen konnten, um das Glashaus an möglichst viele ruhige, unbekannte und besonders schöne Plätze im ganzen Land fahren zu können. «Die Unterstützung, die wir erfuhren, war sehr motivierend», sagen sie gut ein Jahr später. Mit dem Geld, das zusammenkam, konnten sie nicht nur den Anhänger kaufen, sondern auch die Einrichtung besorgen. Dabei legten die beiden aber tatkräftig selbst Hand an. Sie ersetzten das Glas durch Plexiglas, isolierten das Glashaus, bauten einen Boden für den Anhänger, eine kleine Terrasse, verkabelten alles, damit eine Photovoltaikanlage Strom liefern kann, bauten ein Bett. Ganz viel handwerkliches Geschick für zwei Menschen, deren berufliche Heimat die Gastronomie ist. Beide lachen. «Wir waren froh, halfen Freunde und die Familie mit, unsere Vorstellungen in die Tat umzusetzen.»
Stille im hektischen Alltag
Im April dann waren sie startklar. Bis im Herbst waren sie mit ihrem «Tiny Dining House» in der ganzen Schweiz unterwegs. Via eigene Homepage und via AirBnB suchten sie nach Gästen und fanden diese schnell. «Das Häuschen fällt auf. Gerade auf der Furka schrieben uns Leute an, die beim Vorbeifahren aufmerksam wurden», sagt Nicolà Bloch. Die exponierte Lage auf dem Alpenpass ist aber eher die Ausnahme. «Wir suchen eigentlich Orte, die abgelegen, aber doch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind», erklärt Carla Opetnik. Es sind genau diese Orte, diese Stille, die Natur, die bei ihren Gästen ankommt. «Viele schätzen diese Momente, diesen Abend, weil der Alltag vieler Leute doch sehr hektisch ist.»
In den kälteren Monaten nun sind sie nicht mit dem Tiny House unterwegs. «Noch nicht, wir könnten uns vorstellen, das Dinner-Angebot im Herbst und Winter auszubauen in den kommenden Jahren», sagt Nicolà Bloch. Dass der Störkoch für die Gäste exklusive Menüs kocht, gab es zwar auch im Sommer. Viele nutzten aber nur das Übernachtungsangebot und verpflegten sich selbst. «Auch gut», sagen die beiden und lachen. An den Orten, wo ihr «Tiny Dining House» steht, arbeiten sie mit der lokalen Bevölkerung zusammen. «So müssen wir nicht immer vor Ort sein.» Denn für beide ist dieses Projekt nicht die Haupteinnahmequelle. «Wir sind vielseitig aufgestellt, aber freuen uns natürlich, wenn diese einst spontan gefasste Idee Anklang findet.»
Nächste Saison in Planung
Nicolà Bloch und Carla Opetnik nennen es Abenteuerspielplatz. «Wir können vieles ausprobieren, einfach machen und nicht nur davon reden. Das macht grossen Spass.» Und wenn die Gäste Freude haben und entspannen können, umso mehr. Dass ihr Tiny House in den kälteren Monaten still steht, heisst aber nicht, dass sich die beiden Geschäftspartner nicht mit dem Projekt beschäftigen. «Wir sind an der Planung für die nächste Saison», sagt Carla Opetnik. Sie suche neue verwunschene, schöne Orte. «Spruchreif ist leider noch nichts.» In einem Monat werden sie mehr wissen, ab dann können Gäste Reservationen tätigen. «Früher als im ersten Jahr, als vieles spontaner lief. Obwohl es gut läuft, braucht es gewisse Verbesserungen.» Übrigens planen sie, dass ihr Gartenhaus nächste Saison auch einmal in der Region stehen wird. «Näheres können wir leider noch nicht verraten.»
Dass das «Tiny Dining House» funktioniert, freut Nicolà Bloch und Carla Opetnik riesig. Und dass sie schon im ersten Jahr hinter eines der Ziele einen Haken setzen konnten, sowieso. «Den Alpenpass konnten wir uns schon erfüllen.» Schon allein die Anfahrt machte Nicolà Bloch riesigen Spass. Es auf einem See zu platzieren, wäre ein weiteres solches Ziel. «Aber schwimmen kann das Haus noch nicht.»
Zweites Haus möglich
Angesprochen auf ihre weiteren Ziele antworten die beiden ganz bodenständig. «Wir wollen das Haus weiterentwickeln», sagt Nicolà Bloch. Im Bereich der Isolierung gebe es Verbesserungspotenzial. Zudem brauche es im Sommer Schattenplätze. «Und vielleicht schaffen wir es, auch die Winddichte zu erhöhen, sodass das Haus mit besserer Isolation auch im Winter zum Übernachten geeignet ist.» Aber natürlich haben sie auch Träume. «Sauna, Whirlpool», zählt Nicolà Bloch auf. Carla Opetnik spricht von einem möglichen zweiten Gartenhaus, das sie gar selbst bauen könnten. «Aber wer ein hübsches Gartenhaus nicht mehr braucht, kann sich gerne melden.» Doch viel grösser wird ihr Projekt nicht werden. «Der Charme des Kleinen soll bleiben.»
Natürlich wollen die beiden auch in der nächsten Saison rund um ihr «Tiny Dining House» viele schöne Momente erleben und ermöglichen, einzigartige, fast kitschige Stimmungen. Aber die Frage bleibt: Wie finden sie diese abgelegenen, einmaligen Orte? «Wir suchen stetig», sagt Nicolà Bloch. Als Störkoch ist er oft unterwegs, zudem zählt Töfffahren zu seinen Hobbys. Carla Opetnik stösst beim Birdwatching auf besondere, ruhige Orte. «Und natürlich sind wir auch immer offen für Tipps und Ideen.» Aber immer ruhig, romantisch und besonnen sind die Anlässe im Gartenhaus nicht. Die beiden organisieren auch Ausgefallenes: Konzertabende, Rave-Partys. Ein Abenteuerspielplatz eben, der ganz vieles offen lässt. Und offensichtlich den Zeitgeist trifft.
Mehr Informationen unter: www.tinydininghouse.ch.