Vertrauensbasis fehlt
05.03.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtKommissionsstreit in Niederwil
Toni Rohrer wurde als Mitglied der Arbeitsgruppe BNO abgewählt. Grund ist ein Mail von ihm an den Regierungsrat. Rohrer sieht sich als Opfer.
Die Meldung war kurz: «Wegen unterschiedlicher Auffassungen ...
Kommissionsstreit in Niederwil
Toni Rohrer wurde als Mitglied der Arbeitsgruppe BNO abgewählt. Grund ist ein Mail von ihm an den Regierungsrat. Rohrer sieht sich als Opfer.
Die Meldung war kurz: «Wegen unterschiedlicher Auffassungen bezüglich Mitarbeit in der Arbeitsgruppe hat der Gemeinderat Toni Rohrer als Mitglied der Arbeitsgruppe abgewählt», heisst es von Seite der Gemeinde Niederwil. Gemeindeammann Norbert Ender bedauert, dass dieser Schritt nötig war. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könne er den Fall aber nicht weiter kommentieren.
Rohrer selber macht das Schreiben der Gemeinde aber publik. Darin sind die Gründe der Abwahl aufgeführt. Auslöser war offenbar ein Mail von Toni Rohrer an Regierungsrat Stefan Attiger, in dem dieser die Aargauer Regierung stark kritisiert für die Verzögerungen rund um das Gärrestelager für die Biogasanlage der Nesselnbacher Recycling Energie AG. Darin schreibt Rohrer unter anderem auch, dass er Mitglied der Arbeitsgruppe Gesamtrevision Nutzungsplanung ist, und fügt im nächsten Satz an: «Teilen Sie uns doch bitte mit, was Sie von Niederwil erwarten, damit dieses Ziel schnellstmöglich erreicht werden kann.»
Nicht an Kodex gehalten
Für den Gemeinderat klar: Rohrer erwecke den Anschein, im Namen der Arbeitsgruppe zu kommunizieren. Damit verstosse er gegen die Abmachung, wonach sämtliche Kommunikation nach aussen über den Gemeinderat oder den Präsidenten der Arbeitsgruppe laufe. Die im Mail eingenommene Position entspreche zudem nicht der Meinung der Kommission. Es bestehe auch die Gefahr, dass sich ein solches Verhalten wiederholen kann. Damit fehle die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. «Zu unterschiedlich sind unser und Ihr Verständnis bezüglich Ihrer Mitarbeit in der Arbeitsgruppe», heisst es im Brief des Gemeinderates.
Toni Rohrer kann dieses Vorgehen nicht nachvollziehen. Er setze sich als Sprecher der Interessensgruppe «Schwällewärch» seit gut einem Jahr dafür ein, dass die Recycling Energie AG ihr Winterlager an ihrem Standort in Nesselnbach selber errichten kann und auf einen Bau des Lagers im Niederwiler Buchgrindel und der dann nötigen 1,8 Kilometer langen Transportleitung in der Reusslandschaft verzichtet werden kann. Er habe, betont er denn auch, das Mail als Sprecher der IG geschrieben und seine Mitgliedschaft in der Arbeitsgruppe nur erwähnt, weil Regierungsrat Attiger die laufende Gesamtrevision in seiner Antwort an Rohrer angesprochen habe. Es sei nie seine Absicht gewesen, als Sprecher der Arbeitsgruppe aufzutreten. Er habe sich eingesetzt, weil die Firma nicht noch Jahre warten kann, bis die BNO steht.
Nur eine Retourkutsche?
Rohrer ist enttäuscht vom Gemeinderat. Er hat die Arbeit in der Kommission als offen und kollegial erlebt. Zudem habe er den Gemeindeammann wie auch den Gemeindeschreiber offen informiert über die Aktivitäten der IG. Es gehe ihm doch nur darum, eine Fehlplanung zu verhindern. Werner Humbel von der Recycling Energie AG kämpfe schon seit sieben Jahren um eine Lösung in Nesselnbach selber. Nur weil es nichts vorwärtsgehe, wolle er jetzt sein Lager in Niederwil bauen. Dies aber führe dazu, dass das im Winter angesammelte Gärgut jeden Frühling mit LKWs wieder abtransportiert werden muss, was zu rund 4000 Fahrten durchs Quartier führt. Dies sei ein ökologischer und ökonomischer Unsinn, den es zu verhindern gelte.
Für Rohrer hat der Gemeinderat überreagiert. Er ist enttäuscht, dass man nicht das Gespräch gesucht hat. Und er fragt sich, ob dies die Retourkutsche ist, weil er sich so sehr für die Reaktivierung des Casinos in Nesselnbach einsetzt. Ihm ist es ein Anliegen, dass die Niederwiler über die Gründe der Abwahl informiert sind. Darum hat er sich an die Presse gewandt. --chh