Veränderungen nötig
16.08.2025 Mutschellen, KircheDie drei Kirchgemeinden im Pastoralraum am Mutschellen erklärten ihre Fusionsabsicht
Die Kirchgemeinden am Rohrdorferberg haben es vorgemacht, nun wollen auch diejenigen in der Region Mutschellen diesen Schritt tun. Ende August werden die Mitglieder befragt, ob das ...
Die drei Kirchgemeinden im Pastoralraum am Mutschellen erklärten ihre Fusionsabsicht
Die Kirchgemeinden am Rohrdorferberg haben es vorgemacht, nun wollen auch diejenigen in der Region Mutschellen diesen Schritt tun. Ende August werden die Mitglieder befragt, ob das Zusammenlegen der drei Kirchgemeinden in Angriff genommen werden soll. Jetzt stellten die Verantwortlichen ihre Pläne vor.
Erika Obrist
Die Fakten sind bekannt: Die katholische Kirche verliert Mitglieder. In den letzten fünf Jahren sind allein im Aargau 28 230 Mitglieder ausgetreten. «Dadurch sinken auch die Steuereinnahmen in der Aargauer Landeskirche und in den einzelnen Kirchgemeinden», zeigte Marcel Huber auf. Er ist Präsident der Kirchgemeinde Berikon, Rudolfstetten, Bergdietikon. Laut Prognosen werde sich der Mitgliederschwund ab dem Jahr 2030 noch beschleunigen. Kommt hinzu, dass auch die Priester und Seelsorgenden immer weniger werden. «In zehn Jahren haben wir in den 26 Pastoralräumen mit den 110 Pfarreien im Aargau noch elf Priester und 39 Seelsorgende», blickte Pastoralraumleiter Michael Jablonowski an einem Informationsanlass im Pfarreizentrum in Rudolfstetten voraus.
Organisation verschlanken
Solche Zahlen können einem beim Blick in die Zukunft den Angstschweiss von der Stirn tropfen lassen. Was tun: Die Hände in den Schoss legen oder die Zukunft selbst gestalten? Die Verantwortlichen der Kirchgemeinden Berikon, Rudolfstetten, Bergdietikon sowie Eggenwil-Widen und Oberwil-Lieli entschieden sich für die zweite Variante. Ihre Absicht: die drei Kirchgemeinden zu einer einzigen zusammenlegen und dadurch die Organisation verschlanken.
Diese ist heute unglaublich schwerfällig: Alle drei Kirchgemeinden haben eine Kirchenpflege mit je fünf Mitgliedern, wobei bereits heute nicht alle Chargen besetzt werden können; es gibt drei Budgets, drei Rechnungen, drei Finanzkommissionen, drei Kirchgemeindeversammlungen im Jahr. Und weil die drei Kirchgemeinden im Pastoralraum am Mutschellen operativ zusammenarbeiten, gibt es das «Dach» eines Kirchgemeindevorstands mit eigener Rechnung, eigenem Budget und eigener Finanzkommission. Kommt noch eine Versammlung der Kirchenpflegen im Jahr dazu. Und an vielen Sitzungen muss Pastoralraumleiter Michael Jablonowski teilnehmen. Zeit, die er lieber in die Seelsorge investieren würde.
Ehrgeiziger Zeitplan
«Es geht nicht weiter wie bisher», sagte Jablonowski denn auch an einem Informationsanlass im Pfarreizentrum in Rudolfstetten. Und «Es geht nicht weiter wie bisher» sagt auch Bischof Felix Gmür. Deshalb soll in der Region Mutschellen in Angriff genommen werden, was am Rohrdorferberg bereits gelebt wird: Dort haben sich die Kirchgemeinden Rohrdorf, Künten, Stetten und Bellikon bereits zusammengetan.
Bevor die drei Kirchgemeinden mit dem Erarbeiten der Grundlagen für einen Zusammenschluss beginnen können, möchten sie die Mitglieder befragen, ob sie das Projekt überhaupt in Angriff nehmen sollen. Dies soll bereits Ende dieses Monats erfolgen, damit bei einem «Ja» im September eine Projektgruppe eingesetzt werden kann. Bis März nächsten Jahres sollen sämtliche notwendigen Dokumente für eine fusionierte Kirchgemeinde vorliegen. Danach gehen diese zur Prüfung an die Landeskirche. Am 14. Juni 2026 erfolgt die Genehmigung des Zusammenschlusses und des Steuerfusses an der Urne. Dabei müssen alle drei heute noch bestehenden Kirchgemeinden zustimmen. Falls nicht, ist die Fusion gescheitert. «Bei einem ‹Ja› wird sich das bestehende Angebot per se nicht ändern», versicherte Marcel Huber, Präsident der Kirchenpflege. Voraussichtlich gebe es auch keinen Stellenabbau und keine Lohneinbussen. Der bei der Urnenabstimmung vorgeschlagene Steuerfuss werde in den ersten drei Jahren nach dem Zusammengehen nicht steigen.
Stärken herausstreichen
Von den rund dreissig Interessierten im Pfarreizentrum kam am letzten Dienstag kein grundsätzlicher Widerstand gegen das Vorhaben. Allerdings wurde mehrfach vorgebracht, dass beim Begleittext zur Umfrage die Vorteile und Stärken der Fusion stärker herausgestrichen werden. Und angesichts der geringen Teilnahme am Informationsanlass wurde angeregt, dass die Verantwortlichen das Vorhaben den bestehenden Gruppen im Pastoralraum direkt erklären. Eine Anregung, welche die Kirchenpflegepräsidenten – neben Marcel Huber waren auch Georges Rey (Oberwil-Lieli) und Franz Rutzer (Eggenwil-Widen) anwesend – dankend entgegennahmen. «Alle Anwesenden hier müssen Botschafter für das Projekt Zusammenschluss sein», forderte Franz Rutzer. Damit die Zukunft aktiv in Angriff genommen und gestaltet werden kann.
Überleben auf Zeit
Ob bei einem «Nein» zur Fusion alle drei Kirchgemeinden überleben können, wurde weiter gefragt. «Erst einmal ja», antwortete Michael Jablonowski. «Die Frage ist jedoch, wie lange.»