Verliebt in den Ball
20.10.2023 Sport, VolleyballSmash ins Glück
Claudia D’Aniello trainiert die Frauen von Volley Mutschellen und die Männer des TV Lunkhofen
Volleyball ist ihre riesige Leidenschaft. Das braucht sie gar nicht zu sagen, das zeigen ihre Taten.
...Smash ins Glück
Claudia D’Aniello trainiert die Frauen von Volley Mutschellen und die Männer des TV Lunkhofen
Volleyball ist ihre riesige Leidenschaft. Das braucht sie gar nicht zu sagen, das zeigen ihre Taten.
Stefan Sprenger
Wenn Claudia D’Aniello aufzählt, was sie im Volleyballsport alles macht, «dann klingt es schon ein wenig verrückt», wie sie selbst zugeben muss. Sie ist Trainerin bei Volley Mutschellen, wo sie selbst auch spielt. Seit einigen Wochen ist sie zudem die neue Cheftrainerin des besten Volleyballteams der Region, der 1.-Liga-Männer des TV Lunkhofen. Als wäre dies nicht schon genug, ist sie Schiedsrichterin und im Sommer Beachvolleyballerin. Da erstaunt es nicht, dass auch ihr langjähriger Freund – der Bremgarter Cyril Müller – ein Volleyballer ist. «Mein Verlangen nach diesem Sport ist riesig», sagt die 29-Jährige, die vor wenigen Jahren Co-Trainerin des Nationalliga-A-Vereins in Schönenwerd war.
Ihre neuste Aufgabe als Coach der «Lunki»-Männer ist eine Herausforderung, die sie gerne annimmt. Sie spricht darüber, welche Unterschiede es gibt bei Frauen und Männern. Doch grundsätzlich ist und bleibt es Volleyball. «Ob Mann oder Frau, es ist ein Teamsport, man verliert miteinander, man gewinnt miteinander.» Nur im menschlichen Umgang spürt sie Unterschiede.
Claudia D’Aniello ist die neue Trainerin der 1.-Liga-Männer des TV Lunkhofen
Trainerin, Spielerin, Schiedsrichterin, Fan. Selbst ihr Freund ist Volleyballer. Das Leben von Claudia D’Aniello dreht sich um den Volleyball. «Ich lebe für diesen Sport», sagt die 29-Jährige, die gleich bei zwei Vereinen im Freiamt tätig ist. Sie spricht über ihre Rolle als neuer Coach bei den Männern des TV Lunkhofen.
Stefan Sprenger
Sie ist taff, witzig und sie weiss, was sie will. Claudia D’Aniello, 29 Jahre jung, Abteilungsleiterin einer Immobilienfirma im Kanton Zürich und gleichzeitig Master-Studentin in Wirtschaftsinformatik, hat zu Hause zwei Katzen und drei Geckos. Aber ihre einzige und grösste Passion ist der Volleyball. Wieso eigentlich? Sie lacht. «Eine gute Frage», meint sie und erzählt, dass sie als kleines Kind Volleyballprofi werden wollte. «Doch das hat nicht geklappt. Mein Verlangen nach diesem Sport blieb trotzdem riesig. Ich lebe für den Volleyball.»
Zuerst abgesagt
Ihre Eltern stammen aus Italien, aufgewachsen ist sie in Berikon, heute ist sie in Fischbach-Göslikon zu Hause – zügelt aber bald nach Künten. Schon im Alter von sechs Jahren begann sie beim TSV Berikon mit Volleyball. Heute heisst dieser Verein Volley Mutschellen. Ihr Stammklub. Dort ist sie seit acht Jahren Spielertrainerin der ersten Frauenmannschaft in der 2. Liga und hilft auch im 5.-Liga-Team aus. Zudem ist sie Schiedsrichterin, wo sie auch in der Kommission tätig ist. Und seit wenigen Wochen hat sie ein neues Amt: Trainerin der 1.-Liga-Männer des TV Lunkhofen.
Dort spielte sie bereits als junge Frau vor über 10 Jahren. D’Aniello feierte mit den «Lunki»-Frauen den Aufstieg in die 1. Liga. Sie kehrte nach Berikon zurück, bis vor rund einem Monat. Marc Hofer, der letzte Saison Trainer des TV Lunkhofen war, wollte sein Amt abgeben. Im Juni wurde bei D’Aniello angeklopft. «Ich wollte das eigentlich gerne übernehmen. Aber ich war gerade mitten in einer stressigen Prüfungszeit. Und weil ich die Dinge entweder richtig mache oder gar nicht, musste ich absagen.» Wochen später wird sie vom Männerverantwortlichen Florian Kaufmann erneut kontaktiert. «Lunki» hat keinen Trainer gefunden, D’Aniello ist nach wie vor die Wunschkandidatin. «Also habe ich einige Probetrainings gemacht», erzählt sie. D’Aniello war begeistert, die Männer des TV Lunkhofen ebenfalls. Rund einen Monat vor Saisonstart Ende September wurde sie die neue Chefin.
Nur am Freitagabend hat sie Zeit
Ihre Woche ist nun zugepackt mit Volleyball. Ihr Trainingsplan: Montag und Mittwoch Training TV Lunkhofen, Dienstag und Donnerstag Spielertrainerin Volley Mutschellen, Samstag und Sonntag sind die Spiele, wo sie als Trainerin, Schiedsrichterin und Spielerin mehrmals im Einsatz steht. Wenn jemand etwas von ihr will, bleibt nur ein Abend frei: «Freitags kann ich Freundschaften pflegen», lacht sie. Doch auch privat drückt ihre Leidenschaft zum Sport durch. Mit ihrem Freund Cyril Müller (aus Bremgarten) ist sie seit 12 Jahren zusammen und auch er ist Volleyballer auf dem Mutschellen.
Jetzt ist D’Aniello die Trainerin eines Männerteams. Eher eine Seltenheit. «Auf menschlicher Ebene hat es Vor- und Nachteile, wenn man als Frau die Chefin von Männern ist», sagt D’Aniello. In einem Frauenteam sei alles sensibler. Männer sind direkter, umgänglicher. «Bei den Männern gibt es eine natürliche Hemmschwelle. Sie nehmen Dinge nicht so persönlich, sprechen Dinge freier an, zeigen aber wesentlich weniger Emotionen, sodass man Männer weniger gut lesen kann. So ist der Umgang vielleicht einfacher, aber gleichzeitig auch schwieriger.» Sie könne es gut mit den Jungs des TV Lunkhofen. Denn: «Frei Schnauze», das mag sie. Die Trainingsgestaltung ist je nach Geschlecht auch etwas unterschiedlich. «Wenn Männer einen Ball in der Hand haben, hören sie gar nicht mehr zu. Die Aufmerksamkeit ist weg. Bei Frauen ist das anders», sagt D’Aniello, die vor rund fünf Jahren schon Assistenztrainerin des NLA-Teams von Schönenwerd war.
Ob Mann oder Frau, «es ist ein Teamsport, man verliert miteinander, man gewinnt miteinander. Taktik, Strategie, der mentale Aspekt, das ist für beide gleich.» Wenn sie erzählt, dann spürt man ihre Faszination für diesen Sport. «Diese Dynamik im Volley ist einfach beeindruckend.»
Saisonstart durchzogen, «es braucht noch Zeit»
Nicht so beeindruckend war der Saisonstart der 1.-Liga-Männer des TV Lunkhofen. Das beste Volleyballteam des Freiamts hat die ersten drei Saisonspiele allesamt verloren. Immerhin hat man im Schweizer Cup einen Sieg geholt. «Es ist ein junges Team mit viel Potenzial. Es braucht noch etwas Zeit», sagt D’Aniello und hat gleich Lösungsvorschläge, um besser zu werden: «Ich versuche, mehr Struktur ins Team zu bringen, ihr Vertrauen zu stärken. Das Team muss noch mehr zusammenwachsen.» Das Ziel: Mittelfeld. «Wichtiger ist es, das Spiel kreativer und moderner zu machen. Ich möchte mit dem Team etwas aufbauen, das nachhaltig ist.» Ihr Motto: «Durch Spass hat man Erfolg, nicht umgekehrt.»
Der TV Lunkhofen gehört in die 1. Liga und will dort mit ausschliesslich einheimischen Akteuren spielen. Der Nachwuchs dafür ist vorhanden. D’Aniello ist motiviert für ihre neue Aufgabe, möchte es auch langfristig machen, wenn es für beide Seiten passt. Auch das Team erlebt sie als sehr engagiert. Alle ziehen mit. Und D’Aniello fühlt sich wohl bei «Lunki» und meint: «Der TV Lunkhofen ist wie Volley Mutschellen, ein toller Verein mit wunderbaren Leuten.» Volleyballer eben.
Heimrunde in Lunkhofen
Am Sonntag ist in der Turnhalle in Oberlunkhofen eine Heimrunde des TV Lunkhofen. Die Highlights sind am Ende des Tages: Die Frauen (2. Liga) spielen um 16 Uhr gegen Schönenwerd und die Männer (1. Liga) empfangen Voléro Zürich. Das Team von Trainerin Claudia D’Aniello möchte den ersten Sieg der Saison einfahren. Die Chancen stehen gut. Voléro Zürich war letztes Jahr Schlusslicht und hat auch in dieser Spielzeit die ersten beiden Partien verloren. --red