TRIBÜNEN GEFLÜSTER
28.04.2023 Sport, Kolumne, MeinungenDas 8:0 im Freiämter Fussball-Derby gibt zu reden. Wohlen putzt Muri vom Kunstrasen. Auf Facebook wird die Meinung abgegeben. «Klare Sache», meint einer. «Das Spiel wurde gekauft», vermutet ein anderer. «Und wo war der FC ...
Das 8:0 im Freiämter Fussball-Derby gibt zu reden. Wohlen putzt Muri vom Kunstrasen. Auf Facebook wird die Meinung abgegeben. «Klare Sache», meint einer. «Das Spiel wurde gekauft», vermutet ein anderer. «Und wo war der FC Muri? Erbärmlich. Und das in einem Derby», meint ein Dritter. Letzterer Kommentar ist aber eher unnötig.
Unnötig waren auch die vielen Gegentore. Da sind sich die Murianer sicher. «Ich glaube, der FC Wohlen hat Tore gemacht, die an anderen Tagen nicht unbedingt reingehen», meint FC-Muri-Präsident Michael Stadelmann, der vom Klosterdorf aus seine Gratulationen nach Wohlen richtet. «Ein hochverdienter Sieg, auch wenn vielleicht ein wenig zu hoch.»
Wie hoch er war, zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher. Gemäss transfermarkt.ch war Wohlens höchster Sieg bislang ein 9:2 im Schweizer Cup im Jahr 2015 gegen das unterklassige Team aus Küsnacht. In der Meisterschaft war es der 6:0-Sieg gegen Winterthur im Jahr 2007. Detail am Rande: Im Tor der Zürcher stand der Freiämter Oliver Stöckli. Doch auch die Wohler mussten einstecken. Ein 0:7 gegen Bassecourt (2022) und Biel (2013) waren die höchsten Niederlagen der letzten zwei Jahrzehnte. Übrigens: Im ersten Spiel der Geschichte des FC Wohlen am 25. September 1904 duellierte man sich mit Aarau II – und verlor gleich mit 0:17.
Und wie sieht es beim FC Muri aus? Zuerst die höchsten Siege: Gegen Klingnau (2021), Biberist (2017) und Reinach (2004) gab es jeweils ein 7:0-Erfolg, alle Partien waren in der 2. Liga interregional. Die höchste Schlappe – nebst der jüngsten Derby-Demolation durch Wohlen – datiert vom 20. Mai 2001. In der 2. Liga interregional gab es gegen Biaschesi ebenfalls ein 0:8. Fazit: Für Wohlen ist es der höchste Sieg der jüngeren Geschichte, für Muri die höchste Pleite.
Die Fankurven des FC Wohlen und FC Muri lieferten sich im Derby ebenfalls ein Duell. Ihrerseits mit Transparenten. Positiv: So primitiv wie im Hinspiel ist es nicht geworden. Damals stand auf dem Plakat einiger Muri-Fans: «Lieber eine Tochter im Puff als einen Sohn bei Wohlen.» Diesmal attackierten sich die Fankurven mit ihren Sprüchen in erster Linie gegenseitig. Mit einer Ausnahme. Gegen Ende des Spiels, als sich schon längst abgezeichnet hat, dass der FCW als Sieger vom Platz gehen wird, zeigten die Wohlen-Fans ein Plakat mit der Aufschrift: «Willkomme zrugg bide Nr.1 im Freiamt Piu!» Provokativ? Ja. Aber auch kreativ und definitiv nicht unter der Gürtellinie. Einige Zuschauer auf der Brühl hat es zumindest zum Schmunzeln gebracht. Beim Spielstand zu diesem Zeitpunkt allerdings in erster Linie auf Wohler Seiten.
--spr/jl