Traum erfüllt, Traum geplatzt
19.08.2025 Sport, FussballSchweizer Cup: FC Wohlen – FC Aarau 1:3 (1:1) – 17-Jähriger trifft, Goalie Bonorand spielt nicht
Die Geschichte wiederholt sich. Im letzten Cup-Krimi gegen Servette 2022 schiesst ein 17-Jähriger (Alessandro Vogt) das 1:0 für Wohlen. Nun trifft ...
Schweizer Cup: FC Wohlen – FC Aarau 1:3 (1:1) – 17-Jähriger trifft, Goalie Bonorand spielt nicht
Die Geschichte wiederholt sich. Im letzten Cup-Krimi gegen Servette 2022 schiesst ein 17-Jähriger (Alessandro Vogt) das 1:0 für Wohlen. Nun trifft mit Luca Nascimento erneut ein 17-Jähriger. Für ihn geht ein kleiner Traum in Erfüllung. Jener Traum von Goalie Joël Bonorand platzt dagegen.
Stefan Sprenger
Es ist ein herrlich herausgespieltes Tor. 30. Minute. Der sackstarke Bijan Dalvand legt auf Javi Gabathuler, der sehenswert den Ball zur Mitte bringt. Dort steht Luca Nascimento, der aufspringt und spektakulär das Tor erzielt. 1:0 für Wohlen. Der Jubel ist riesig. Beim Team, bei den 2223 Zuschauern, bei Nascimento. Die Freiämter belohnen sich für ihre beeindruckende Startphase – in der sie das bessere Team sind.
Samstag: Tor vor 2000 Fans – Montag: KV-Lehre in Villmergen
Der 17-Jährige trifft für Wohlen in einem grossen Cupspiel. Die Geschichte wiederholt sich. Denn im November 2022 war es Alessandro Vogt, der gegen Servette Genf das 1:0 für Wohlen erzielte. Vogt ist aktuell der Shootingstar des Tabellenführers St. Gallen in der Super League. Er hat in den ersten vier Spielen (inklusive Cup) bereits fünf Kisten erzielt und drei Torvorlagen gegeben. Wahnsinn. Und jetzt – rund drei Jahre später – trifft mit Luca Nascimento erneut ein 17-Jähriger. «Der Ball kommt zu mir und ich mache ihn rein», sagt er. Mit diesem Treffer geht natürlich ein kleiner Bubentraum in Erfüllung. «Am Samstag erziele ich im Schweizer Cup gegen den FC Aarau vor über 2000 Menschen ein Tor. Am Montag bin ich wieder im Gemeindehaus in Villmergen, wo ich die KV-Lehre mache. Mit 17 Jahren so ein Spiel zu erleben, ist speziell. Richtig gut», so Nascimento. Wer weiss, wo Luca Nascimento in drei Jahren spielt. Vogt wäre sicherlich eine Inspiration. Captain Alban Pnishi sagte über ihn: «Er ist der Pitbull, der dem Gegner auf den Füssen steht.» Sein früherer Trainer Alain Schultz meinte: «Er hat eine enorme Spielintelligenz.»
Am Ende des Spiels steht es 1:3. Der Favorit setzt sich durch. «Wir hatten unsere Chancen. Aber das Glück war in der zweiten Halbzeit nicht auf unserer Seite», sagt Nascimento. «Jetzt gilt es, den Willen, die Mentalität und die Einstellung, die wir gegen Aarau gezeigt haben, in die Meisterschaft mitzunehmen. Dann kommt diese Saison gut. Es ist Kopfsache», so Nascimento.
Überraschender Mann im Tor
Der Traum eines anderen ist indes schon vor dem Anpfiff geplatzt. Der 23-jährige Wohlen-Goalie Joël Bonorand darf nicht spielen, für ihn gibt Nico Ammann sein Debüt im FCW-Dress. Für Bonorand wäre es eine enorm spezielle Affiche gewesen. Er durchläuft beim FC Aarau alle Nachwuchsstationen bis in die 1. Mannschaft, ist bei Profispielen in der Challenge League auf der Bank dabei. Sein Onkel und Götti Philipp Bonorand ist Ex-Präsident des FC Aarau und ist noch heute der grösste Aktionär der FC Aarau AG. Schon bei der Auslosung freuen sich die Bonorands auf dieses Kantonsderby. Joël Bonorand – seit 2023 die Nummer 1 im Wohlen-Tor – meinte im Vorfeld: «Für mich persönlich ist es ein ganz besonderes Spiel.»
Zur Überraschung vieler steht nicht er, sondern der 21-jährige Nico Ammann im Tor. Er wechselte im Sommer von Rapperswil-Jona II zum FCW. Und gibt im Cup-Derby sein FCW-Debüt. Er macht seine Sache gut. Der Ausgleich zum 1:1 schien aber nicht unhaltbar.
Wieso spielte Ammann und nicht Bonorand? «Cup-Rotation», meint Trainer Piu. In der Meisterschaft wird gemäss dem FCW-Trainer wieder Bonorand zwischen den Pfosten stehen. Nach dem Spiel wollte sich Joël Bonorand nicht äussern. Auch wenn er nichts sagt, ist es dennoch aussagekräftig. Es wird ihn gewurmt haben. Sein persönlicher Traum – gegen seinen Stammverein im Cup zu spielen – wurde nicht erfüllt. Neuzugang Nico Ammann durfte 90 Minuten die Partie geniessen. Für viele war es ein unverständlicher Entscheid. Aber am Ende sagt der Trainer, wer spielt und wer nicht. Übrigens: Auch der FC Aarau rotiert im Cup. Stammgoalie Marvin Hübel (aus Tägerig, einst beim FC Wohlen im Nachwuchs) musste weichen. Andreas Hirzel hütete das Tor.