Trainingsplatz gesucht
03.02.2023 BremgartenDem Hundesportverein SKG Bremgarten wurde nach 22 Jahren der Pachtvertrag für das Trainingsgelände an der Oberebenestrasse gekündet. Damit steht der Traditionsverein in Bremgarten vor dem Aus. Dies wäre nicht bloss aus hundesportlicher Sicht bedauerlich, sondern vor allem ...
Dem Hundesportverein SKG Bremgarten wurde nach 22 Jahren der Pachtvertrag für das Trainingsgelände an der Oberebenestrasse gekündet. Damit steht der Traditionsverein in Bremgarten vor dem Aus. Dies wäre nicht bloss aus hundesportlicher Sicht bedauerlich, sondern vor allem wegen der wichtigen erzieherischen Arbeit, die der Verein für Hunderte von Familienhunden der Region jedes Jahr leistet. --huy
«Grosser Verlust für Bremgarten»
Der Hundesport steht in Bremgarten vor dem Aus
Nach 22 Jahren wurde den Bremgarter Hündelern ihr Vereins- und Trainingsgelände an der Oberebenestrasse gekündigt. Der SKG Bremgarten sucht händeringend nach einer Anschlusslösung. Und glaubt, dass sein Ende auch negative gesellschaftliche Auswirkungen auf die Region hätte.
Marco Huwyler
2024 ist für den SKG Bremgarten ein besonderes Jahr. Der Hundesport-Verein wird 50 Jahre alt. Doch es könnte auch das traurige Jahr sein, wo er ohne Heimat dasteht. «Wir hoffen alle inständig, dass es nicht so kommt», sagt Maya Mehmann. «Alle unsere Mitglieder helfen mit, hoffentlich noch eine Lösung zu finden.»
Die 51-Jährige ist Präsidentin des Vereins und hat als solche viel zu tun. Nicht bloss mit der Sorge rund ums Vereinsgelände. Die Kurse, die der SKG Bremgarten anbietet und die vom blutigen Hundeanfänger bis zum ambitionierten Hundesportler für jeden etwas bereithalten, sind so beliebt wie nie zuvor. «Unsere Übungsleiter sind voll ausgelastet», sagt Mehmann, die auch selbst zu diesen gehört.
Hunde gesellschaftstauglich erziehen
Dass das Angebot des Hundesport-Vereins boomt, kommt nicht von ungefähr. In der Region gibt es nämlich so viele Hunde wie nie zuvor. Allein in Bremgarten sind über 500 registriert. Nimmt man die umliegenden Gemeinden hinzu, die keine eigene Hundeschule haben, kommt man locker auf ein Einzugsgebiet von 2500 Vierbeinern für den SKG Bremgarten. Denn der Verein ist nicht bloss ein Hundesportverein, sondern nimmt als Vermittler des «Hunde-Knigges» – sowohl für Hund als auch Halter – eine wichtige gesellschaftliche Funktion wahr, indem er die Hunde der Region sozialisiert und damit gesellschaftstauglich macht. «Bei den meisten unserer Kurse geht es schlicht um die Erziehung ganz normaler Familienhunde – egal ob Mischling oder Rassehund jedweder Art», berichtet Mehmann.
Diese ehrenamtliche Arbeit – den Übungsleitern werden lediglich Spesen vergütet – ist momentan wichtiger denn je. Während der Pandemie und in Zeiten des Homeoffice haben sich viele einen Hund zugelegt, diesen aber – auch aufgrund der damals gezwungenermassen geschlossenen Hundeschulen – nicht oder mangelhaft erziehen können. «Wir wären momentan wichtiger denn je. Es gibt einiges nachzuholen», sagt Mehmann.
Lastwagen statt Vierbeiner
Leider sieht es momentan aber nicht so aus, als ob dies möglich wäre. Bremgarten und mit ihm auch die umliegenden Gemeinden werden womöglich künftig ganz auf ein Angebot zur adäquaten Erziehung ihrer bellenden Lieblinge verzichten müssen. Vor ein paar Wochen hat die benachbarte Firma Hüsser dem Hundesport SKG Bremgarten den Pachtvertrag für das Vereinsgelände per Ende Jahr gekündigt. Hier, wo die Hunde mit viel Auslauf und ohne jemanden zu stören auf einer Wiese mit Parcours auf wünschenswertes Benehmen getrimmt werden konnten und wo das gemütliche Clubhaus nebenan schon für so manchen kurzweiligen Abend unter Hundeliebhabern sorgte, sollen künftig die Lastwagen des Bauunternehmens wenden und dessen Materialien zwischengelagert werden.
«Im Prinzip war das leider absehbar», sagt Guy Millwater. Seit Urs Hüsser die Parzelle vor ein paar Jahren von der Vorbesitzerin erworben hat, rechne man bei den Hündelern mit der Kündigung. Millwater, Vorstandsmitglied des SKG Bremgarten, kennt Hüsser seit Jahrzehnten. Einst hatte der heute 62-Jährige seine Stifti in der damaligen Schreinerei absolviert. «Wir Hündeler hatten mit Hüsser immer ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis», sagt er. Doch es sei nichts als logisch, dass dieser als Unternehmer das Gelände neben seiner Firma nicht aus Gemeinnutz erworben habe – sondern mit der Absicht, das Land dereinst gewerblich zu nutzen. «Das ist aus seiner Sicht auch völlig legitim», findet Millwater. «Wir mussten mit der Kündigung rechnen, auch wenn wir uns etwas mehr Vorlaufzeit gewünscht hätten.»
Deshalb hält man aufseiten des Hundevereins auch bereits seit Jahren die Augen und Ohren nach Alternativen zum jetzigen Trainingsgelände offen. Bisher aber vergeblich. Denn die Suche gestaltet sich als äusserst schwierig.
Mehr erwartet vom Stadtrat
Das Problem dabei ist, dass innerhalb der Vorschriften des Raumplanungskonzepts eine Hundesportanlage in der Gewerbe- und Industriezone liegen muss. Auf irgendeiner freien Bauernwiese dürfen die Hunde nicht ausgebildet werden. Aber mit gewerblich nutzbarem Land kann man gutes Geld verdienen – was nicht geschieht, wenn man es für einen bescheidenen Pachtzins einem Hundeverein zu Verfügung stellt. «Wir sind deshalb auf Goodwill angewiesen», sagt Mehmann. «Auf einen Landinhaber, der sieht, was wir Positives, Sinnstiftendes für das Gemeinwohl bewirken und uns deshalb unterstützt.»
Auf der Suche nach einem solchen hat sich die SKG-Präsidentin auch hilfesuchend an den Bremgarter Stadtrat gewandt. Von dessen Reaktion in einem Schreiben war sie enttäuscht. «Leider hat niemand persönlich mit dem Verein Kontakt aufgenommen, um gemeinsam mit uns die Lage zu evaluieren und ernsthaft nach Lösungen zu suchen.» Im Falle des SKG Bremgarten wäre dies aber angesichts des Wirkens für die Bevölkerung angezeigt gewesen, wie sie findet. «Denn wenn es uns nicht mehr gibt, ist das ein grosser Verlust für Bremgarten und die Region, davon bin ich überzeugt. Einen, den man auch spüren wird.»
Erfolgsgeschichte weiterschreiben
Nicht bloss wegen der dann wegfallenden Sozialisation von Hunderten von Hunden, die in der Folge für die Bevölkerung zum Problem werden könnten, sondern auch aufgrund des Verlustes eines Vereins mit Strahlkraft.
Der SKG Bremgarten hat sich über die Jahre ein beachtliches Ansehen in der Szene aufgebaut. Seine 170 Mitglieder kommen von zahlreichen verschiedenen Gemeinden der Region. Die Kursteilnehmer pilgern teilweise von weit her nach Bremgarten. «Der Name ist unter Hundesportlern ein Begriff. Als Verein, der eigentlich alles bietet, was das Hundehalterherz begehrt. Ein Prestige, das wir uns über Jahrzehnte hinweg aufgebaut haben», sagt Mehmann. Und Vorstandskollege Millwater ergänzt: «Wir sind weitherum bekannt und haben einen guten Ruf. Auch weil unsere Mitglieder über die Jahre auf sportlicher Ebene viele schöne Erfolge feiern konnten.» So habe man für die Schweiz bereits Podestplätze an Agility-WMs erreichen können und stellte bereits mehrfach Schweizer Meister in verschiedenen Disziplinen.
Die beiden hoffen deshalb, dass es mit dieser schönen Bremgarter Tradition nicht ein jähes Ende geben möge. «Wir glauben immer noch fest daran, dass es irgendwo einen Hundefreund mit Herz gibt, der uns eine Parzelle seines Landes verpachtet», lächelt Mehmann. Auch, wenn man offen sei für Lösungen weitum, würde der hiesige SKG seinem Namen gerne treu bleiben und seine Hundeerziehungsarbeit weiterhin im Städtli anbieten, wie die Präsidentin betont. «Wir waren mega gerne hier und wären überglücklich, das 50-Jahr-Jubiläum weiterhin als Bremgarter Verein feiern zu dürfen.»