Hans Melliger, Sarmenstorf.
Entweder fällt man in ein Loch – oder eben nicht. Gelegenheiten dazu gibt es zuhauf und man muss höllisch aufpassen, dass es einen nicht mehrmals «preicht». Bereits Anfang Jahr droht ja ...
Hans Melliger, Sarmenstorf.
Entweder fällt man in ein Loch – oder eben nicht. Gelegenheiten dazu gibt es zuhauf und man muss höllisch aufpassen, dass es einen nicht mehrmals «preicht». Bereits Anfang Jahr droht ja bekanntlich das Januarloch. Nach den kostspieligen Dezemberfestivitäten herrscht Flaute im Portemonnaie und es regiert der Schmalhans. Sollte es dennoch für Skitage reichen, lauert am Lauberhorn schon das nächste Loch: das Österreicherloch. Dort stürzen inzwischen auch andere und entledigen sich jeglicher Bindung. Aber kaum sind die winterlichen Abstürze überwunden und die Tage werden länger, holt uns die Frühjahrsmüdigkeit ein und führt uns direkt ins Sommerloch. Voilà, da wären wir nun.
Zu diesen jährlich wiederkehrenden Löchern kommen die handgemachten, persönlichen Löcher erst noch dazu. Etwa das Neu-Pensionierten-Loch oder wie bei mir: Das Nach-dem-Theaterspielen-Loch. Eine ganz schwindelerregende, üble Sache, so in die Abgründe schauen zu müssen, könnte man meinen. Aber es kommt auch hier auf die Einstellung an.
Nimmt man zum Beispiel die geniale Definition von Kurt Tucholsky («Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist»), so geht nicht ein Loch, sondern ein Licht auf. Nämlich da, wo etwas nicht – oder nicht mehr – ist, hat es nun freien Platz gegeben. Meistens riesigen Raum für neue Ideen, neue Projekte, neue Lebensträume.
Oder man hält den freigewordenen Platz, wo jetzt nichts mehr anderes ist, bewusst frei und lässt ihn mit Spontanem überwuchern. So gesehen: Einfach herrlich, solche Löcher! Ihr könnt ruhig kommen.
Das Sommerloch eignet sich übrigens vorzüglich, um frei gewordene Plätze und Zeitfenster zu bewirtschaften. Während dieser Zeit haben die Nachrichtenagenturen bekanntlich nichts zu berichten und wir werden während der Sauren-Gurken-Zeit höchstens durch unsere Nachrichten auf dem Handy dauernd abgelenkt. Die füllen noch so kleine Zeitlöcher blitzschnell auf, sodass … aber das muss ich Ihnen ja nicht erklären, das sehen Sie jeden Tag selbst an der am Bildschirm verbrachten Zeit.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen deshalb ein erspriessliches Sommerloch und dazu möglichst viele Handy-Empfangslöcher, in welcher Unebenheit oder Vertiefung Sie sich gerade befinden.