Sie will die Beste der Welt werden
13.01.2023 BremgartenFabienne Bachmann startet in einer aufstrebenden Randsportart durch
Nach einer schlimmen Verletzung spielt eine junge Bremgarterin nun Footgolf statt Fussball. Und Fabienne Bachmann ist darin so talentiert, dass sie es innert kürzester Zeit an die nationale Spitze ...
Fabienne Bachmann startet in einer aufstrebenden Randsportart durch
Nach einer schlimmen Verletzung spielt eine junge Bremgarterin nun Footgolf statt Fussball. Und Fabienne Bachmann ist darin so talentiert, dass sie es innert kürzester Zeit an die nationale Spitze geschafft hat.
Marco Huwyler
Wenige Wochen ist es her, da strahlte Fabienne Bachmann im französischen Mijoux nahe der Schweizer Grenze über alle Backen. Auf dem dortigen Golfplatz war gerade der grosse Final der Swiss-Footgolf-Tour über die Bühne gegangen. Und die Bremgarterin, die zum ersten Mal daran teilnahm, wurde gleich Vize-Schweizer-Meisterin.
Klar, die Sportart, die sich an den Regeln des Golfs orientiert, aber mit den Füssen gespielt wird, ist noch jung und die Anzahl lizenzierter Spielerinnen der Schweiz überschaubar – dennoch ist es beachtlich, wie schnell die 27-Jährige viele Konkurrentinnen mit jahrelanger Erfahrung überflügelt und es prompt an die nationale Spitze geschafft hat – und diese soll nur Zwischenstation sein.
Langsam an die Weltspitze
Dieses Jahr geht im amerikanischen Orlando die Weltmeisterschaft über die Bühne. Und dank ihrer Platzierung in der nationalen Konkurrenz ist auch Fabienne Bachmann dabei. Die Bremgarterin freut sich auf die Begegnung mit den Weltklasseathleten, die zum Teil schon von der aufstrebenden Sportart leben können. Irgendwann möchte Bachmann auch einmal dorthin kommen. «Doch ich habe Zeit», sagt sie. Einer der vielen Vorzüge ihrer neuen Leidenschaft sei es nämlich, dass das Alter kein grosser Faktor sei. «Man kann auch noch mit 50 zur Weltspitze gehören. Die wichtigsten Faktoren für den Erfolg im Footgolf sind Gefühl im Fuss und mentale Stärke. Und diese verliert man nicht mit dem Alter – eher im Gegenteil.»
Die Aussichten, dass in Bremgarten in den nächsten Jahren eine Weltklasseathletin heranreift und das Städtli dereinst vielleicht eine globale Spitzenreiterin einer faszinierenden Sportart stellen darf, scheinen daher vielversprechend.
Mit Footgolf die Welt erobern
Fabienne Bachmann gehört in einer aufstrebenden Sportart zu den besten Spielerinnen der Schweiz
Wenn im Mai die Footgolf-WM in Orlando über die Bühne geht, ist auch eine Bremgarterin vertreten. Fabienne Bachmann zählt zu den vielversprechendsten Talenten des Landes und hat hohe Ambitionen. Ihr Ziel ist langfristig nichts weniger als die Weltnummer eins.
Marco Huwyler
Über 20 Jahre lang war der Fussball das liebste Hobby und die grosse Leidenschaft von Fabienne Bachmann. «Es war eigentlich das Einzige, das ich richtig gut konnte und mich dabei glücklich fühlte», erzählt die 27-Jährige. Doch dann kam vor vier Jahren das verhängnisvolle Spiel. Bei einem Zweikampf riss sich die Torfrau so ziemlich alles im Knie, was hätte reissen können.
«Das Gelenk war Apfelmus», beschreibt es Bachmann. Trotz Operation konnte sie zwei Jahre lang kaum laufen. Die Bremgarterin musste wohl oder übel nach Alternativen für ihre Passion suchen. «Mir wäre sonst die Decke auf den Kopf gefallen», sagt sie. «Ich vermisste den Umgang mit dem Ball wahnsinnig fest. Deshalb begann ich mich umzuschauen, was es für mich geben könnte, das auch mein geschundener Körper mitmacht.»
30 000 Schritte am Tag
Dabei stiess Bachmann bald einmal auf den Begriff «Footgolf». Eine Ballsportart, die Elemente von Fussball und Golf kombiniert. Die Regeln und das Spielfeld sind dieselben wie beim Golf. Doch gespielt wird mit den Füssen und mit einem Fussball. «Das tönte für mich wahnsinnig spannend», sagt Bachmann. Und so beschloss sie, bei Footgolf Hitzkirch reinzuschnuppern, einem von bislang zwei Deutschschweizer Vereinen.
Die Szene ist heute noch ziemlich überschaubar. Doch die Sportart wächst. Und hatte ziemlich schnell auch in Fabienne Bachmann eine begeisterte Anhängerin. Schon nach einer Woche absolvierte sie ihr erstes Turnier. Auf Anhieb wurde sie dort Vierte. Und nach wenigen Monaten gehörte sie bereits zu den besten Spielerinnen der Schweiz.
«Ich habe offensichtlich ein gewisses Talent dafür», sagt die Bremgarterin. «Und es kommt mir entgegen, dass ich früher Goalie gewesen bin. Weil ich es von klein auf gewohnt war, abzuschlagen, und die entsprechende Technik verinnerlicht habe, komme ich auch im Footgolf weiter als die meisten. Gerade auch im Vergleich zu den anderen Frauen.» Ein Vorteil, der angesichts von Distanzen von teilweise über 300 Metern zwischen Abschlag und Loch nicht zu unterschätzen ist.
Mit Footgolf hatte Bachmann auf Anhieb ihre neue Leidenschaft gewonnen. «Ich schätze die faszinierende Kombination aus Kopflastigkeit – wie man ein Loch oder einen einzelnen Schlag angeht, dahinter steckt jeweils eine Strategie, Technik und körperliche Ertüchtigung.» Obwohl man eher gemächlich unterwegs ist, sei man auch beim Footgolf ziemlich in Bewegung. «Wenn wir einen ganzen Parcours absolvieren, dann kommen jeweils gut und gerne 30 000 Schritte zusammen. Das wird oft unterschätzt.»
Die Angst der Golfer um den Rasen
Seit rund einem Jahr spielt Bachmann nun schon Footgolf. Und ihr neues Hobby übt sie so oft aus, wie es nur geht. «Leider hat die Sportart heute noch ein Platz- und Akzeptanzproblem», sagt die 27-Jährige. «Die Golfer sehen es nicht gerne, wenn wir auf ihren Plätzen spielen. Sie haben Angst um ihren Rasen.»
Gemäss Bachmann sei diese unbegründet. «Dem Rasen ist, seitdem ich spiele, noch nie etwas passiert. Wir geben gut darauf acht. Und wir absolvieren hier ja auch keine Zweikämpfe oder Grätschen, sondern gehen mit derselben vorsichtigen, wohlüberlegten Präzision an einen Parcours, wie es die Golfer tun. Nur halt mit den Füssen statt mit einem Schläger.»
Weil die Trainingsmöglichkeiten auf Golfplätzen begrenzt sind, trainieren die Footgolfer oft auf normalen Fussballplätzen. Bachmann tut dies, wenn immer möglich, auch individuell. In ihrer Freizeit ist sie oft auf dem Isenlauf-Rasen anzutreffen. Und bei der Stadt und beim FC Bremgarten – wo sie nach jahrelanger Mitgliedschaft bestens vernetzt ist – wurde sie unlängst für die Schaffung eines eigenen Footgolf-Lochs vorstellig, damit sie trainieren kann. «Ich bin zuversichtlich», sagt sie lächelnd. «Die ersten Signale sind positiv.»
Abenteuer WM als Startschuss für noch mehr
Dennoch werden Bachmann und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter wohl auch noch in einigen Jahren etwas neidisch über die Grenze zu unseren westlichen Nachbarn blicken. «In Frankreich ist die Sportart schon viel weiter», erzählt sie. «Die haben dort teilweise eigene Anlagen. Nur für Footgolf.» Auch aus Ländern wie England, der Slowakei oder Argentinien berichtet Bachmann Ähnliches. «Die besten Spieler dort sind richtige Profis und haben eigene Sponsoren. Davon träume ich auch.» Vom 27. Mai bis zum 6. Juni wird die Bremgarter Footgolferin ihnen hautnah über die Schultern schauen können. Dank ihrem zweiten Platz bei der Schweizer Meisterschaft der Frauen qualifizierte sich Bachmann nämlich für die Weltmeisterschaft der weltbesten Footgolfer, die neben dem Disney-World in Orlando über die Bühne geht. «Darauf freue ich mich schon jetzt mega», strahlt sie. «Ich will dort Spass haben, alles aufsaugen und möglichst viel lernen.»
Ambitionen auf den Titel hat Bachmann keine. «Das wäre vermessen.» Noch nicht zumindest. Denn für die kommenden Jahre hat sie klare und hohe Ziele. «2023 möchte ich mich als klare Nummer1 der Schweizer Frauen etablieren.» Und mittelfristig will sie gar noch höher hinaus. «Der Nati-Trainer hat gesagt, dass ich das Potenzial zur besten Spielerin der Welt habe. Und wenn die Knie in den nächsten Jahren halten und ich hart daran arbeite, dann habe ich vielleicht eine Chance. Daran glaube ich.»