Sichtbar gemacht
22.10.2024 Wahlen, Region BremgartenDie Mitte des Bezirks Bremgarten konnte ihre drei Sitze verteidigen
Genugtuung, Bestätigung, Dankbarkeit – diese Gefühle dominieren am Sonntag bei den bisherigen Grossräten Karin Koch Wick (Bremgarten), Harry Lütolf (Wohlen) und Rita Brem-Ingold ...
Die Mitte des Bezirks Bremgarten konnte ihre drei Sitze verteidigen
Genugtuung, Bestätigung, Dankbarkeit – diese Gefühle dominieren am Sonntag bei den bisherigen Grossräten Karin Koch Wick (Bremgarten), Harry Lütolf (Wohlen) und Rita Brem-Ingold (Oberwil-Lieli) nach dem Wahlergebnis. Die Mitte habe nicht nur im Bezirk ihre Stabilität bewiesen.
Sabrina Salm
Vor vier Jahren gelang ihr der Clou. Als Newcomerin gewann Rita Brem-Ingold äusserst knapp das dritte Mandat für die Mitte des Bezirks Bremgarten und somit der Sprung nach Aarau. Für die diesjährigen Wahlen war klar: Diesen Sitz gilt es zu verteidigen. Diesmal war der Wahlsonntag für Brem-Ingold nicht einfach. Nicht nur wegen des ungewissen Wahlausgangs. Sondern vor allem wegen der schwierigen Zeit, die sie in den letzten drei Wochen durchmachen musste. Die Mitte-Grossrätin und Gemeinderätin Rita Brem-Ingold aus Oberwil-Lieli wurde besonders in den sozialen Medien von Nationalrat und SVP-Aargau-Präsident Andreas Glarner kritisiert. Was folgte, sei eine Welle von Hasskommentaren und Beleidigungen gewesen. Gar Morddrohungen wurden gegen Brem-Ingold ausgesprochen. Das ging so weit, dass sie unter Polizeischutz gestellt wurde. Es sei eine «dreckige» Kampagne gegen sie geführt worden, die ihr zugesetzt habe.
Umso schöner sei es für sie jetzt, dass sie 3766 Stimmen erhalten hat und nun eine weitere Legislatur im Grossen Rat mitarbeiten kann. Es sei eine Genugtuung und eine Bestätigung dafür, dass sie bisher gute Arbeit geleistet habe. Diese Wertschätzung und Gratulationen habe sie auch von anderen Grossratskollegen «aus allen Fraktionen» erhalten. Was sie zusätzlich motiviere. «Ich hoffe nun, dass mit dem heutigen Tag die ganze Hetzkampagne vorbei ist.»
Zweitstärkste Partei im Bezirk
Neben ihrer eigenen Wahl freute sie sich auch sehr über die Wiederwahl ihrer Parteikollegen Karin Koch Wick und Harry Lütolf. Sie hätten es sehr gut untereinander. «Alle Kandidierende haben zusammen gute Arbeit geleistet. Auch wenn wir schlussendlich alles Einzelkämpfer sind, war es ein schönes Miteinander und ich fühlte mich getragen.» Ebenfalls erleichtert darüber zeigte sich Karin Koch Wick, die 4011 Stimmen für sich gewinnen konnte. «Ich bin froh, dass alles aufgegangen ist und niemand von uns abgewählt wurde. So können wir im gleichen Team weiterarbeiten.»
Bei der Wahlfeier im Bürgisserhus in Berikon, bei der es sich auch Alt-Grossrätin Theres Lepori nicht nehmen liess, zu gratulieren, war die Stimmung gut. Besonders freuten sich die Mitte-Mitglieder auch über das gute Abschneiden der Partei im Bezirk. Die Partei habe Stabilität bewiesen und konnte im Bezirk Bremgarten gar 0,52 Prozent zulegen und ist somit die zweitstärkste Partei. «Das ist eine Bestätigung und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und wir von den Wählerinnen und Wählern geschätzt werden», sagt Koch Wick, die auch als Bezirkspräsidentin und Co-Präsidentin der Mitte Aargau amtiert. Was bei diesem Rechtsrutsch nicht selbstverständlich sei. «Dass wir in diesem Umfeld stabil bleiben konnten, ist eine grosse Leistung.» Sie seien gefordert gewesen. Alle Kandidierenden und Ortsparteien haben einen guten Wahlkampf geführt und die Partei gezeigt. «Wir haben unsere Partei sichtbar gemacht.» Der viele Aufwand habe sich gelohnt. Auch auf kantonaler Ebene ist Koch Wick überzeugt. «Obwohl wir keinen Sitzgewinn erzielen konnten, verbuchen wir die Wahlen 2024 definitiv als erfolgreich.»
Lütolfs Prophezeiung: Spannend und konfliktträchtig
Dass sie ihre Sitze verteidigen konnten, habe auch ein Stück weit mit Glück zu tun, ist sich Harry Lütolf (3710 Stimmen) bewusst. «Es hat zum einen mit dem Aargauer Wahlsystem zu tun. Aber sicherlich auch damit, dass wir einen guten Wahlkampf geführt haben und sehr präsent waren.» Nicht nur die bisherigen Grossräte, sondern auch die 13 anderen Kandidierenden hätten zum Erfolg einen wichtigen Beitrag geleistet. «Wir haben als Bezirkspartei eine gute Leistung erbracht und somit gepunktet. Das motiviert, uns noch mehr ins Zeug zu legen.»
Einen Wermutstropfen sieht Lütolf bei der Wahlbeteiligung, die mit 31,99 Prozent eher tief war. «Es wäre wünschenswert, dass sich jeder Bürger und jede Bürgerin mit dem Staatswesen und den Wahlen mehr auseinandersetzen würde.» Aber auch wenn er die Wahlbeteiligung als deprimierend bezeichnet, empfindet der Wohler Einwohnerrat für seine Wiederwahl eine grosse Dankbarkeit. «Ich bin gerne eine weitere Legislatur dabei und froh darüber, dass ich mitgestalten und mitwirken darf.»
Besorgniserregend sei das Abschneiden der rechtsbürgerlichen Parteien. «Ich finde, sie wurden übermässig belohnt.» Er befürchtet, dass sie keinen grossen Willen zeigen werden, gemeinsame, konstruktive Lösungen zu finden. «Ich bin auf noch mehr Konfrontationskurse eingestellt und nehme die Herausforderung an.» Er prophezeit, dass die nächsten vier Jahre im Grossen Rat spannend und konfliktträchtig werden.