«Sesam öffne dich»
15.09.2023 BremgartenIm ersten UG des Parkhauses Obertor gibt es neu ein Elektroauto zu mieten
Die Parkhaus Obertor AG – von der die Stadt Hauptaktionärin ist – ist mit Swiss E-Car eine Zusammenarbeit eingegangen. Neu werden im Parkhaus zwei Ladestationen und ein ...
Im ersten UG des Parkhauses Obertor gibt es neu ein Elektroauto zu mieten
Die Parkhaus Obertor AG – von der die Stadt Hauptaktionärin ist – ist mit Swiss E-Car eine Zusammenarbeit eingegangen. Neu werden im Parkhaus zwei Ladestationen und ein E-Car-Sharing angeboten. Jeder mit Fahrausweis kann hier unkompliziert ein Elektroauto ausleihen.
Marco Huwyler
Es ist ein munteres Trüppchen, das sich an diesem Herbstmorgen beim Obertor eingefunden hat. Gleich drei unterschiedliche Betriebe sind am Projekt beteiligt, das hier eingeweiht wird.
Das Bremgarter Parkhaus Obertor (mit Stadtammann, Stadtschreiber und Marktchef als Entscheidungsträger einer AG mit viel städtischem Touch) stellt den Parkplatz im ersten UG. Ein Parkplatz, der zum Stammplatz des neuen Elektroautos der Bremgarter Renault Garage Brem wird – und von dort aus von der Bevölkerung für eine Gebühr ausgeliehen werden kann. Die Technologie für das Mietprozedere schliesslich stammt von «Swiss E-Car» – wobei der Name überregionaler tönt als das, was dahintersteckt. Denn die Marke ist Teil der AEW. Unter ihr bietet das Aargauer Energiedienstleistungsunternehmen Elektroautos zum Verleih an.
«Früher hiessen wir Argovia E-Car. Doch mit dem Erfolg wuchs auch der interregionale Kundenstamm und ein neuer Name musste her», wie Sprecher Bruno Fortunati schmunzelnd erklärt.
Unkompliziertheit als Trumpf
Mit diesem E-Car-Sharing ist der AEW ein neuer Erfolgszweig erwachsen. Immer mehr Firmen und Gemeinden setzen auf das System. Jüngst ist auch der Bremgarter Nachbar Zufikon eine Zusammenarbeit mit «Swiss E-Car» eingegangen (vgl. auch Berichterstattung dieser Zeitung in der Ausgabe vom 29. August). Das unkomplizierte Buchungssystem, das ohne Abo und langfristige Verpflichtungen funktioniert, basiert auf einer App. «Man braucht bloss Smartphone, Führerausweis und Kreditkarte – dann kann man sich das Auto im Nu mieten», sagt Fortunati und führt das Ganze gleich vor.
Nach der Buchung wird in der App der grüne Button gedrückt und schon schliesst das Fahrzeug auf. «Noch besser funktioniert es, wenn man dabei feierlich ‹Sesam öffne dich› sagt», frotzelt ein munterer Raymond Tellenbach, während er das Prozedere vergnügt beobachtet. «Das ist eine super Sache, die zugleich auch beste Werbung für das Parkhaus Obertor ist.» Das neue Angebot hat die AG im übrigen zum Anlass genommen, auch ein neues Logo für das Parkhaus zu kreieren.
Als finanzielle Sicherheit für den Betreiber hat die Stadt resp. das Parkhaus fürs Erste eine Defizitgarantie ausgestellt. «Wir gehen aber nicht davon aus, dass man davon Gebrauch machen muss», sagt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. «Wir haben Erfahrungswerte aus Städten wie Aarau, Lenzburg oder Brugg eingeholt, wo das System bereits eine Weile läuft – und rege genutzt wird.»
Notfallhotline für den Stau-Fall
Neun Franken pro Stunde und maximal 75 Franken pro Tag kostet das Ausleihen des Renault Megane E-Tech – «eines der besten Elektroautos überhaupt», wie Fahrzeuglieferant Michael Brem betont. Voll aufgeladen weist der 5-Plätzer eine Reichweite von 420 Kilometern auf, bis er wieder an den Strom angeschlossen werden muss. Die Nutzung wird stundenweise abgerechnet und kann – sofern noch nicht anderweitig gebucht zu dieser Zeit – unkompliziert verlängert werden. «Bei Unvorhergesehenem, wie wenn aufgrund eines Staus das Fahrzeug nicht rechtzeitig zurückgebracht werden kann und ein neuer Nutzer darauf warten würde, haben wir eine Notfallhotline in Betrieb, die hilft in solchen Fällen», berichtet Fortunati von Swiss E-Car. Wer dagegen das Auto mutwillig nicht rechtzeitig zurückbringt, muss mit einer Busse rechnen. «Doch das kommt zum Glück selten vor.»
Ein langfristiges Projekt
Das Parkhaus Obertor wird eines der ersten Parkhäuser in der Region, das E-Car-Sharing anbietet. In vielen andere Gemeinden sind vergleichbare Leihwagen oberirdisch geparkt. «Nachdem wir uns dafür entschlossen haben, auch ein E-Car-Sharing zu machen, haben wir diverse Standortoptionen geprüft», sagt Raymond Tellenbach. Entschieden hat man sich schlussendlich für das Parkhaus aus Sicherheitsgründen – primär für das Auto. «Hier ist es aufgrund der Kameraüberwachung wohl kaum Vandalismus ausgesetzt und auch vor wetterbedingten Schäden im Ruhezustand gefeit.» Die Voraussetzungen scheinen also vorzüglich, dass das Bremgarter Elektroauto der Bevölkerung und Besucherschaft der Altstadt lange Jahre wertvolle Dienste leisten wird. Davon ist auch der Ammann überzeugt. «Ein solches Angebot gehört zur Mobilität der Zukunft. Und ich bin froh, dass wir auch in Bremgarten mit der Zeit gehen dürfen.»
Zufrieden mit dem XXL-Konzept
Die AG des Parkhauses Obertor ist gut aufgestellt, wie die Verantwortlichen rund um Betriebsleiter Reto Lorenzi betonen. Seit 2019 bietet man hier mittels ausgeklügeltem Abrechnungssystem, das auf Kameraaufnahmen basiert und klassische Parktickets obsolet macht, auch XXL-Parkplätze im 1. UG zu einem leicht höheren Tarif an.
Zwar ist an einem normalen Werktag im Stockwerk bei Weitem nicht jeder Parkplatz besetzt, doch mit dem Projekt ist man bei den Verantwortlichen dennoch zufrieden. «Man muss sehen, dass durch die XXL-Parkplätze dafür die Auslastung in anderen Stockwerken gestiegen ist», sagt Lorenzi. Darüber hinaus gebe es auch viele Stammkunden, die das exklusive XXL-Angebot schätzen und dafür gerne etwas mehr bezahlen. «Gesamthaft wurde dank dem Projekt die Rentabilität gesteigert.»
Davon profitiert schlussendlich indirekt auch die Bremgarter Bevölkerung. Neben Privatpersonen und Altstadtgeschäften hält nämlich vor allem auch die Stadt sowohl als Einwohnergemeinde als auch als Ortsbürgergemeinde Aktienpakete an der AG. Die Ortsbürger fungieren dabei gar als Hauptaktionär. --huy