Schottische Röcke dominieren
20.02.2024 BremgartenDie drei bösen Hexen sind los
Ein beeindruckender Premierenabend im Kellertheater Bremgarten
Vor vier Jahren stand die Eigeninszenierung des Dramas «Macbeth» von William Shakespeare bereits einmal auf dem Programm vom Kellertheater ...
Die drei bösen Hexen sind los
Ein beeindruckender Premierenabend im Kellertheater Bremgarten
Vor vier Jahren stand die Eigeninszenierung des Dramas «Macbeth» von William Shakespeare bereits einmal auf dem Programm vom Kellertheater Bremgarten. Doch Corona machte nach wenigen Aufführungen einen dicken Strich durch die Vorstellungsplanung.
Walter Minder
Am Premierenabend vom vergangenen Samstag meinte das Publikum nach Ende der Vorstellung übereinstimmend und mit Begeisterung: «Das Warten hat sich mehr als gelohnt!» Und in der Tat: Was das Ensemble vom Kellertheater unter der Regie von Simon Ledermann in der von ihm verfassten eigenen Mundartversion in einer Kombination von Sprache, Gestik, Choreografie, Musik, Kostümen, Licht und Bühnenbild dem begeisterten Publikum präsentierte, überzeugte von A bis Z. Kommt dazu, dass die Geschichte vom angesehenen schottischen König Duncan und seinem hinterhältigen, machtgierigen Feldherrn Macbeth immer wieder die Gedanken in die Gegenwart abschweifen liess. Auch heute noch sorgen Machthungrige rund um den Erdball für Gewalt, Elend, Leiden und Tod. Während der knapp zwei Stunden dauernden Vorstellung erweckten die Laienschauspielerinnen und -schauspieler mit unglaublicher Empathie ihre «Figuren» zum Leben, man vergass, wo man sass, und tauchte ab in die Intrigen des schottischen Königreiches, in dem Machtspiele und Morde praktisch zur Tagesordnung gehörten.
Keine leichte Kost
Für seine Inszenierung hat Ledermann das altenglische Original auf die Rahmenbedingungen im Kellertheater Bremgarten angepasst. Zusätzlich hat er die Rolle des Erzählers ins Stück integriert, der dem Publikum regelmässig ermöglicht, einen kurzen Moment eine andere Optik einzunehmen. Zudem tritt er immer wieder in den Dialog mit den anderen Figuren des Stücks ein, was das Verständnis für das Geschehen auf der kleinen, schmalen Bühne zwischen den beiden Zuschauertribünen unauffällig verstärkt.
Bereits der Auftakt im Kellertheater Bremgarten zieht das Publikum in den Bann, unheimliche Hexengestalten tauchen in der Dunkelheit durch den Vorhang auf. Dazu sorgt die passende musikalische Begleitung für eine verstärkte Gänsehaut, man taucht sofort ab in eine Welt, die geprägt ist von Magie, Psychologie und Skrupellosigkeit.
Kellertheater: 58. Spielzeit mit der Eigeninszenierung von William Shakespeares «Macbeth»
Der historische Hintergrund des weltbekannten Stücks vom 1564 geborenen Shakespeare ist der mit Legenden behaftete schottische König Macbeth, der nach überlieferten Quellen von 1040 bis 1057 an der Macht war.
Walter Minder
Die Regierungszeit von Königin Elisabeth l. dauerte von 1558 bis 1603. In diesen Jahren erlebte England einen starken politischen und wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelte dank der Emanzipation zur katholischen Kirche eine geistige und religiöse Toleranz. Das damalige London war eine urbane, lebendige und intellektuell offene Stadt, idealer Boden für eine innovative Theaterkultur. In seinem Stück verkürzte Shakespeare die 17 Jahre dauernde Herrschaft von König Macbeth auf wenige Monate, was zu einer intensiven Dramaturgie beiträgt.
Der Zug nimmt Fahrt auf
Ein Theater-Aberglaube besagt, es bringe Unglück, den Titel des Stücks «Macbeth» vor der Premiere laut auszusprechen. Darum heisst es im Informationsflyer kurz und bündig: «S schottische Stuck». Und dann wird es dunkel im Kellertheater Bremgarten, die Spannung im Publikum steigt fühlbar an. Der Erzähler (Hans Jörg Gygli) entführt es ins mittelalterliche Schottland. Mystische Klänge unterstreichen das Auftauchen von nebulösen Erscheinungen: Drei Hexen, die noch vor Einbruch der Nacht den Feldherrn Macbeth treffen wollen und die andeuten, beim Umsturz aller Werte die Fäden zu ziehen: «Rächt isch schlächt und schlächt isch rächt.»
Macbeth (Urs Albrecht) kommt in Begleitung des Feldherrn Banquo (Franky Weber) mit den drei Hexen zusammen. Sie prophezeien ihm, der seinem König Duncan (Daniel Betschart) Treue geschworen hat, er sei dazu bestimmt, zuerst den von ihm getöteten Verräter Fürst von Cawdor zu beerben und später den Königsthron zu besteigen. Schon bald erfährt er, dass ihm der König tatsächlich den Titel des Than von Cawdor verliehen hat und sogleich beginnt sich seine Fantasie mit dem zweiten Teil des Hexenspruchs zu beschäftigen … Auf Schloss Inverness, seinem Wohnsitz, liest Lady Macbeth (Fabienne Bossart) in einem Brief von ihm, was ihm die Hexen prophezeit haben. Als sie wenig später erfährt, dass König Duncan zu Besuch kommt, schwelgt sie in Macht- und Mordfantasien und fleht die Geister an, jeden Anflug von Mitleid und Skrupel aus ihr zu vertreiben. Macbeth, der kurz vor dem König im Schloss eintrifft, ist mit der Machtgier und den blutigen Plänen seiner Gattin einverstanden. Diese empfängt den König mit untertänigen Floskeln, während ihr Gatte von Gewissensbissen geplagt wird. Doch als sie ihn mit Vorwürfen überhäuft – «Wär meh wott wärde, muess meh wage» –, gibt er nach. Die beiden fassen den Plan, den König im Schlaf zu ermorden und die Tat den zuvor mit Wein und Bier abgefüllten Wächtern in die Schuhe zu schieben.
Obwohl Macbeth zuerst Angst plagt und er mit sich ringt, rafft er sich dazu auf, den König zu ermorden. Danach ziehen sich die beiden zurück, es soll aussehen, als hätten sie während des Mordes friedlich geschlafen.
Banquo wird zur Gefahr
Als der ermordete König am anderen Morgen entdeckt wird, heuchelt das mörderische Ehepaar Entsetzen. Banquo seinerseits macht sich Hoffnung, dass die Prophezeiung der Hexen, seine Nachkommen seien für den Thron bestimmt, auch in Erfüllung geht. Weil sich Macbeth vor Banquos Intelligenz fürchtet, lädt er ihn zusammen mit seinem Sohn Fleance (Eliane Münger) ans Krönungsmahl ein, mit dem Plan, die beiden zu tö- ten. Er bestellt zwei Mörder (Patrick Honegger und Pius Schuler) Schloss und beauftragt sie, die Tat noch in derselben Nacht zu vollführen.
Als Banquo und sein Sohn am Abend auf dem Weg zum Bankett sind, werden sie vor dem Schloss angegriffen. Es gelingt den Mördern, Banquo zu töten, Fleance hingegen kann fliehen. Macbeth erfährt vom Fehlschlag, während er in einem prunkvollen Saal feiert. Er gibt vor, über die Abwesenheit Banquos besorgt zu sein. Als er aufgefordert wird, sich zu den anderen an den Tisch zu setzen, antwortet der König, es seien doch schon alle Stühle besetzt – um im nächsten Moment vor Schreck zu erstarren: Auf seinem Platz sieht er den Geist des ermordeten Banquo sitzen …
Nicht von einem Weib geboren
Inzwischen wird Lady Macbeth von ihrem schlechten Gewissen getrieben, schlafwandelt durch das Schloss, redet von Blut und wäscht sich ständig die Hände. Schliesslich begeht sie Suizid. Auf der anderen Seite gerät die Selbstsicherheit Macbeths ins Wanken. Denn der in Ungnade gefallene Fürst Macduff (Irene Kirchmeier) ist nach England geflüchtet und bereitet einen Kriegszug gegen Macbeth vor. Aus Rache lässt dieser dessen Frau und Kind ermorden. Dann berichtet ihm ein Bote, dass sich der Wald von Birnam auf das Schloss zubewege – die feindlichen Soldaten halten sich zur Vertuschung Äste über den Kopf. Macbeth stürzt sich ins Kampfesgetümmel, immer noch im Vertrauen, dass jeder Gegner «von einem Weib geboren» ist und ihm darum nicht gefährlich werden kann. Doch als er auf Macduff stösst, erweist sich diese Prophezeiung der Hexen als zweischneidig: Dieser ist nämlich durch Kaiserschnitt auf die Welt gekommen und tötet Macbeth im Zweikampf.
Mit grossem Applaus bedankte sich das Publikum beim überzeugenden Ensemble mit den weiteren Mitwirkenden Fatima Arslantas, Barbara Berner, Erich Borner und Albert Schuhmacher sowie bei Simon Ledermann (Inszenierung), Peter Spalinger (Bühnenbild), Mariana Coviello (Choreografie), Barbara Medici (Kostüme) und Michael Wernli (Musikalische Leitung). Eindrücklich untermalt wurde die Vorstellung durch die Band mit Hans Gläser (Sax), Simon Widmer (Bass) und Irene Kirchmeier mit ihrer einzigartigen Stimme. Weiter wirkten mit: Andrea Louys und Martin Indlekofer (Regieassistenz), Lena Meier (Licht und Technik), Brigitte Weber (Requisiten) und Amanda Furrer (Maske).
Die weiteren Vorstellungen
Freitag/Samstag, 20.15 Uhr: 23./24. Februar sowie 1./2., 8./9., 15./16. und 22./23. März. Mittwoch, 20.15 Uhr: 28. Februar sowie 6./13. März. Vorverkauf: Fairdinand, Marktgasse 18, Bremgarten.
Online-Reservation und Infos: www.kellertheater-bremgarten.ch.