Rüsstüfeli
30.06.2023 Kolumne, MeinungenDie Zipline über die Reuss war eines der grossen Highlights des Leuefäschts. Tausende Festbesucher wollten sich die einmalige Gelegenheit einer rasanten Fahrt über den Fluss vom Obertor bis zum Casino nicht entgehen lassen – und nahmen dafür teilweise lange Schlangen mit ...
Die Zipline über die Reuss war eines der grossen Highlights des Leuefäschts. Tausende Festbesucher wollten sich die einmalige Gelegenheit einer rasanten Fahrt über den Fluss vom Obertor bis zum Casino nicht entgehen lassen – und nahmen dafür teilweise lange Schlangen mit entsprechenden Wartezeiten in Kauf. Das Rüsstüfeli staunte mehr als nur einmal, wie unerschrocken und mutig sich unterschiedlichste Festbesucher aller Generationen in das Abenteuer stürzten. So zum Beispiel auch das Bremgarter Pärli Heidi Gritsch und Bernhard Wiederkehr – beide Jahrgang 29. Selbst mit über 90 Lenzen ist derlei Action also ohne Weiteres möglich, wie die beiden am Samstagabend bewiesen haben und sie anschliessend mit heilen Knochen vergnügt und selig auf einem Bänkli in der Marktgasse über das einzigartige Erlebnis fachsimpelten.
Tischtennis ist ein Leistungssport und nicht mit «Pingpong» gleichzusetzen, wie es auf den Pausenhöfen dieser Welt gespielt wird. Das zumindest werden die Verantwortlichen des TTC Bremgarten nicht müde zu betonen. Zur Verdeutlichung haben sie sich am Leuefäscht eine spezielle Challenge überlegt. Das aufstrebende Nachwuchstalent Robin Renold trat auf der «Caribbean Feeling»-Festinsel gegen die Freiämter Bevölkerung an. Wer ihn in einer Partie auf 5 Punkte bezwingt, sollte 100 Franken bar auf die Hand erhalten. Während 2,5 Stunden wurde Renold dabei von Jung und Alt gefordert. Viele brachten ihren eigenen Schläger mit und kamen extra für die Challenge vorbei – unter anderem auch ein ehemaliger kroatischer Nationalspieler. Bezwingen konnte Renold trotzdem keiner. Er spielte 89 Partien und blieb dabei ungeschlagen. Vor allem die Schläge mit viel Rotation des Balles bereiteten den Herausforderern Mühe. «Die meisten sind es sich nicht gewohnt, dass die Bälle so viel Spin haben. Das ist einer der grossen Unterschiede zwischen Plausch-Pingpong und Leistungs-Tischtennis», bilanzierte TTCB-Vorstandsmitglied Patrik Züst am Ende des Tages und durfte zufrieden konstatieren, dass sein Junior die Botschaft eindrücklich platzierte – und dabei die Vereinsfinanzen schonte.
Wie so vieles am Leuefäscht waren auch die Festwegweiser mit viel Liebe und Aufwand gestaltet worden. Sie wurden nämlich in Erden-Behältern aufgestellt, die wunderschön mit Pflanzen und Blumen bepflanzt worden waren. Damit diese noch ein wenig am Leben bleiben dürfen und noch eine Weile an das gelungene Bremgarter Sommerhighlight erinnern, suchten die Verantwortlichen freiwillige Giesser auf Social Media, welche sich bereit erklären, abwechslungsweise jeden zweiten Tag auf dem Schellenhausplatz 30 Minuten zu wässern. Und diese waren schnell gefunden. «Wow – danke! Wir brauchen mehr Blumen bei so vielen Helfern», scherzte OK-Mitglied Stephan Troxler schon kurz nach Aufschalten seines Aufrufs. Das freiwillige Engagement der Bremgarter bleibt auch im Nachgang des Festes ausserordentlich.
Einer der grossen Vorteile des Leuefäschts im Vergleich zu anderen Events war es, dass es aufgrund des Inselkonzepts – dank dem sich die Besucher auf dem riesigen Festgelände verteilten – praktisch nie zu beklemmendem Gedränge kam. Doch wer, wie vom OK gewünscht, mit dem ÖV unterwegs war, der hatte sich zu früh gefreut. Die Heimreise gestaltete sich nämlich nicht mehr so entspannt und platzbietend, wie das Rüsstüfeli bereits beim Einsteigen in seinen Bus feststellen musste. Marco Huwyler
