«Pumpen» wie die alten Griechen
28.02.2025 BremgartenZwei riesige Schnecken beim Abwasserpumpwerk Risi eingebaut
Mitte Januar wurde mit der Sanierung des bald 50-jährigen Abwasserpumpwerks Risi begonnen. Diese Woche erfolgte ein Herzstück der Arbeiten: Zwei neue Schneckenpumpen wurden eingebaut. Dabei war viel ...
Zwei riesige Schnecken beim Abwasserpumpwerk Risi eingebaut
Mitte Januar wurde mit der Sanierung des bald 50-jährigen Abwasserpumpwerks Risi begonnen. Diese Woche erfolgte ein Herzstück der Arbeiten: Zwei neue Schneckenpumpen wurden eingebaut. Dabei war viel Fingerspitzengefühl des Kranführers erforderlich.
Erika Obrist
Abwasser – nicht gerade ein schlagzeilenträchtiges Thema. Abwasser ist eher pfui, gruusig, stinkig. Doch das Ableiten und Reinigen von Abwässern ist eine wichtige Aufgabe, zu der Gemeinden verpflichtet sind. Eine Aufgabe, die Kosten verursacht. Mit rund 1,6 Millionen Franken ist der Aufwand veranschlagt für die Sanierung des Abwasserpumpwerks Risi in Bremgarten. Dieses befindet sich direkt an der Reuss, nicht weit vom Hermannsturm entfernt. Erbaut wurde es 1976, genauso wie die Risibrücke nebenan. Unter den Fussgängerplanken des Stegs wird das Abwasser vom Pumpwerk in die Kläranlage auf der anderen Reussseite transportiert.
Höhenunterschied von 6,8 Metern
Das Abwasser wird in zwei Becken unter dem Wanderweg entlang der Reuss gesammelt. Von dort wird es ins Pumpwerk hinaufbefördert, wobei es einen Höhenunterschied von 6,8 Metern überwinden muss. Möglich wird dies dank «archimedischen Schrauben», auch Schneckenpumpen oder Schnecken genannt. Die Erfindung dieser Wasserhebeanlage wird dem griechischen Physiker Archimedes zugeschrieben; sie ist also schon seit der Antike bekannt.
Beim Abwasserpumpwerk in Bremgarten sind vier solcher Schnecken eingebaut: zwei grosse und zwei kleine. «Die beiden grossen Schnecken, die 1200 Liter pro Sekunde befördern können, sind nur bei sehr grossem Wasseranfall in Betrieb und noch tadellos funktionsfähig», erklärte Walter Beer vom Bereich Tiefbau der städtischen Bauverwaltung. Er ist der Projektleiter der Sanierung des Pumpwerks. Die beiden kleinen Schnecken sind permanent in Betrieb und befördern je 125 Liter pro Sekunde. Da sich im Abwasser auch Feststoffe befinden, haben sich die Blätter der Schnecke mit der Zeit stark abgenutzt, weswegen die beiden kleinen Schnecken, die elf Meter lang und je 5,5 Tonnen schwer sind, nun ersetzt werden mussten. Letztmals erfolgte ein solcher Ersatz im Jahr 2001. «Solche Schnecken sind sehr wartungsarm», erklärte Beer.
Millimeterarbeit gefragt
Gefertigt wurden die beiden Schnecken in Holland. Da der Tieflader nicht bis zum Pumpwerk fahren konnte, wurden sie vom Hermannsturm her mit zwei schmalen Teleskopladern zur Baustelle gebracht. Für den Einbau war die Firma Häny aus Jona zuständig.
Kranführer Heinz Sax vom Kranunternehmen Sax hievte die Schraube passgenau in die schmale Rinne. Oben im Pumpwerk wurde das Teil befestigt. Dabei war beinahe Millimeterarbeit notwendig. Was Sax mit einem Lachen quittierte: «Mich schickt man, wenn es schwierig wird.»
Steuerung erneuert
Schwierig wurde es vor allem beim Platzieren der zweiten Schnecke direkt neben dem Abhang. Äste eines Baums ragten in den Raum hinein, in dem der Kranführer manövrieren musste. «Im schlimmsten Fall reagieren die Sensoren im Kranausleger und es geht gar nichts mehr», so Heinz Sax. Muss also erst der Baum gefällt werden? Dank der grossen Erfahrung und dem Fingerspitzengefühl von Heinz Sax konnte darauf verzichtet werden; auch der Einbau der zweiten Schnecke klappte.
Neben dem Ersatz der Schnecken werden bei der Sanierung auch die Steuerung und Messtechnik sowie die elektrischen Anlagen erneuert. Es wurden Arbeiten bezüglich Sicherheit ausgeführt, beispielsweise bei den Einstiegen. Zudem wird die Fassade erneuert. Damit das Pumpwerk auch die nächsten fünfzig Jahre seine Aufgabe tadellos erfüllen kann.
Im April fertig
Begonnen hat die Sanierung Mitte Januar; abgeschlossen sein soll sie etwa Mitte April. Dann werden die Spaziergängerinnen und Spaziergänger an der Reuss kaum mehr etwas sehen vom grossen Aufwand, der hier betrieben wurde und noch wird. Denn die Schnecken werden mit schweren Betonplatten abgedeckt. Darüber wird eine Erdschicht ausgebracht, die bald schon bewachsen sein wird. «Dann nimmt niemand mehr wahr, wie viel Geld hier im Boden investiert wurde für den Transport des Abwassers in die Kläranlage», sagte der ressortverantwortliche Stadtrat Stephan Troxler, der sich den Einbau der Schnecken nicht entgehen liess.