Prädikat unbefriedigend
15.12.2023 Sport, RingenTrainer und Präsident der RS Freiamt ziehen Bilanz
Die RS Freiamt hat zum ersten Mal seit 2015 keine Medaille geholt. Trainer und Präsident sind sich einig, dass das zu wenig ist. Die detaillierte Aufarbeitung, woran es gelegen hat und wie man weiterfahren ...
Trainer und Präsident der RS Freiamt ziehen Bilanz
Die RS Freiamt hat zum ersten Mal seit 2015 keine Medaille geholt. Trainer und Präsident sind sich einig, dass das zu wenig ist. Die detaillierte Aufarbeitung, woran es gelegen hat und wie man weiterfahren möchte, steht noch aus.
Josip Lasic
Auf die Frage, ob er zufrieden mit der Saison ist, weicht RS-Freiamt-Präsident Nicola Küng zuerst auf andere Mannschaften aus. Die Jugendmannschaften haben gleich zwei Titel geholt. In der 1. und in der 2. Stärkeklasse. Auch die zweite Mannschaft der Freiämter konnte in der 1. Liga den Titel feiern. Weniger gut: In der Nationalliga A gab es nicht einmal die Bronzemedaille. Am vergangenen Sonntag wurde der Heimkampf gegen Einsiedeln mit 17:22 verloren. Die Innerschweizer konnten den Freiämtern damit den 3. Rang abjagen. «Das war sicher nicht das, was wir uns vorgestellt haben», so der Clubpräsident.
Dabei hat es einige Tage gedauert, bis die Enttäuschung über den verlorenen Rückkampf überhaupt eintreten konnte. «Im ersten Moment war ich zunächst verwirrt. Das war das erste Mal, dass Pascal Strebel in der Mannschaftsmeisterschaft durch eine Schulterniederlage von der Matte ging. Und das in seinem letzten Kampf. Zusammen mit dem Abschied von ihm nach dem Kampf war das emotional ein grosses Auf und Ab. Erst mit etwas Abstand wurde die Enttäuschung grösser.»
Deshalb sieht es der Präsident auch noch als zu früh an, um irgendwelche Aussagen zu treffen, woran es gelegen hat, dass es für die RS Freiamt nicht einmal zu Bronze gereicht hat. Geschweige denn, wie man die Zukunft planen soll.
Schade für alle, die sich im Verein einsetzen
Das sieht auch Trainer Michael Bucher so. Auch er ist noch niedergeschlagen nach der Niederlage gegen Einsiedeln. «Ich möchte erst noch mit allen Ringern sprechen, um ihre Perspektive zu sehen, woran es gelegen hat. Einige Gespräche wurden aber schon geführt. Und die Ansichten decken sich teilweise mit meinen.»
Die Ansicht des Trainers ist, dass einige Teammitglieder zu wenig investiert haben. «Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Am Ende ist es aber so, dass nicht alle im Team körperlich in der Form waren, die es für die Mannschaftsmeisterschaft benötigt. Das kann auch auf mentaler Ebene zu Unsicherheiten führen. Es gab in der gesamten Saison fast keinen Kampf, wo wir wirklich in den meisten Duellen dominieren konnten. Während der Qualifikation konnte noch einiges durch die ringerische Qualität kaschiert werden. Ab den Halbfinals wurden dann aber alle Defizite schonungslos offengelegt.»
Bei einem Blick auf die Ergebnisse in den K.-o.-Duellen gegen Kriessern und Einsiedeln muss man dem Trainer zustimmen. Im Rückkampf gegen Einsiedeln ist zwar Strebels Niederlage der Moment, der den Freiämtern das Genick bricht. Doch insgesamt gab es 19 weitere Kämpfe, wo die RS Freiamt etwas am Ausgang des Duells hätte ändern können. Abgesehen davon wäre Bronze ohnehin nur das Minimum gewesen. «Es ist eine Medaille und das ist natürlich besser als keine Medaille. Aber das Ziel war der Final», sagt Bucher.
Und dieser wurde mit einem schwachen Auftritt im Halbfinal-Hinkampf gegen Kriessern verpasst. Spätestens dort war zu sehen, dass es in der Summe nicht reicht, wenn in zu vielen Kämpfen ein paar Prozent fehlen. «Und die Schwächen, die da sichtbar wurden, liessen sich nicht in so kurzer Zeit beheben.» Küng: «Wir müssen uns das im Verein genau ansehen. Es soll allerdings nicht der Anschein erweckt werden, dass einige Ringer nur einmal im Monat zum Training erscheinen. So prekär ist die Situation natürlich nicht.»
Er ergänzt: «Unser Trainer hat natürlich sehr hohe Anforderungen und formuliert die Kritik anhand dieser Erwartungen. Das ist in seiner Position aber auch richtig so. Und hohe Erwartungen habe ich auch. Zufriedengeben wollen wir uns mit einem 4. Platz sicher nicht. Das ist schade für alle im Verein, die sich einsetzen. Egal ob Sportler, Vorstand oder in einer anderen Funktion.»
Es gab trotz allem auch Positives
Morgen Samstag steht die Freiämter Ringernacht auf dem Programm. In der darauffolgenden Woche findet der Abschlusshöck im Verein statt. Danach geht es in Richtung Aufarbeitung der Saison. Bucher sorgt sich: «Eine solche Platzierung macht uns im Hinblick auf die Sponsorensuche, die Erweiterung des Trainerstaffs, mögliche Doppellizenzen, Nachwuchsgewinnung, Zuschauerzahlen und in vielen anderen Bereichen weniger attraktiv gegenüber anderen Vereinen. Aber ich will nicht alles schlechtreden. Es gab auch gute Dinge in der Saison. Der Titel in der 1. Liga war etwas Schönes. Vielleicht animiert das die jungen Ringer, jetzt Druck auf die Routiniers in der 1. Mannschaft auszuüben. Wenn sie versuchen ihnen den Platz streitig zu machen, sorgt das bei allen für mehr Motivation.»
Auch der Präsident greift noch einmal das Positive auf. Neben den Titeln für die Jugendteams und die 1.-Liga-Mannschaft nennt er auch die guten Saisons einiger NLA-Ringer. Beispielsweise Saya Brunner. «Er hat seine erste komplette NLA-Saison bestritten. Und das mit 18 Jahren. Dabei war er unter anderem der einzige Ringer, der Kriesserns Dimitar Sandov geschlagen hat, ja überhaupt gegen ihn punkten konnte. Eine starke Leistung für einen Sportler, der noch nicht mal auf der Welt war, als unser abtretender Captain Pascal Strebel zum ersten Mal auf der Matte stand. Es gibt auch Positives, was wir mitnehmen können.» Dennoch sind sich Trainer und Präsident einig: Für die RS Freiamt ist der 4. Rang unbefriedigend.