Pokal im Bett, Dorf steht kopf
17.03.2023 Eishockey, SportEishockey, 3. Liga: Eine rauschende Nacht und viel Stolz für den Meister HC Fischbach-Göslikon
In Langnau wurde Fi-Gö vor Mitternacht vom Eis geworfen. Die Partynacht ging im Car und in der Garderobe des Schüwo-Parks in Wohlen weiter – bis die ...
Eishockey, 3. Liga: Eine rauschende Nacht und viel Stolz für den Meister HC Fischbach-Göslikon
In Langnau wurde Fi-Gö vor Mitternacht vom Eis geworfen. Die Partynacht ging im Car und in der Garderobe des Schüwo-Parks in Wohlen weiter – bis die Sonne aufging. Der grösste Erfolg der 70-jährigens Vereinsgeschichte wurde rauschend gefeiert. Bald soll eine Meisterparty mit dem ganzen Dorf folgen.
Stefan Sprenger
Die Zigarren rauchen. Das Bier schäumt. Der Meisterpokal wird herumgereicht. Es wird gejubelt, gegrölt, getanzt. Die Stimmung ist fantastisch. Doch dann kommt die Partybremse. Es ist 23.30 Uhr. In der Ilfishalle in Langnau im Emmental will der Eismeister am vergangenen Sonntag langsam, aber sicher Feierabend. Verständlich. Die Eishockeyaner des HC Fischbach-Göslikon konnten knapp eine Stunde mit den Fans auf dem Eisfeld jubeln. Dann werden sie rausgeworfen.
Dem Gegner das Bier abgekauft
Es war nur eine kurze Unterbrechung der Partynacht, in der Garderobe wird weitergefeiert. Doch jetzt haben die Fischbach-Gösliker ein grösseres Problem. Das Bier ging aus. Fi-Gö hatte nicht vorgesorgt. Anders der Finalgegner Ursellen, den Fi-Gö mit 4:3 besiegte. Die Berner waren optimistisch gewesen und hatten angesichts des möglichen Meistertitels ordentlich Bier eingekauft. Ursellen verkaufte Fi-Gö das eingekaufte Bier.
Vom Spital an die Meisterparty
Nach der Dusche geht die Party im Car – der von «alten» Figölern offeriert wurde – weiter. Morgens um 1 Uhr treffen die Freiämter im Schüwo-Park in Wohlen ein. Weil sonst alles zu hat, wird in der Garderobe weitergefeiert. Um halb 2 Uhr taucht Marc Gisin auf. Er hat sich im Spiel gegen Ursellen das Handgelenk gebrochen und fuhr danach ins Kantonsspital Baden. Weil er die Meister-Zeremonie verpasste, verlieh seine Ankunft in der Garderobe dem Fest nochmals Schwung. Die rauschende Partynacht dauerte, bis die Sonne aufging. «Wir waren alle überwältigt. Wir können es kaum glauben», sagt Captain Vincenzo Di Federico, der als Tanzbär die Nacht durchsteppte. Der Meisterpokal übernachtet bei Spielertrainer Michel Simmen, der ihn mit ins Bett nimmt.
Fischbach-Göslikon ist 3.-Liga-Zentralschweizer-Meister. Und dieser Erfolg musste natürlich gefeiert werden. Historisch für den Verein, den es seit 70 Jahren gibt. Es gab von allen Seiten Glückwünsche. Die Handys vieler Spieler vibrierten andauernd. Das ganze Dorf Fischbach-Göslikon feiert mit. Auch Präsident Martin Jordi ist begeistert: «Eine geniale Sache. Ob alte Eishockeyaner oder der Turnverein, es stehen sehr viele hinter dem Verein. Wir haben ein paar ganz euphorische Fans. Diese Play-offs haben nochmals eine Welle ausgelöst», sagt der 56-jährige Jordi, der selbst immer noch aktiv Eishockey spielt bei den Senioren von Fi-Gö.
Präsident muss in Kandersteg übernachten
Präsident Jordi ist für den Final extra aus den Ferien im Wallis nach Langnau angereist. Beim Rückweg am Sonntag in der Nacht musste er in Kandersteg übernachten, weil der Autoverlad für Goppenstein schon dichtgemacht hatte.
Der Präsident Jordi lobt das Team für den grossartigen Erfolg. Er sagt: «Die Jungs haben immer daran geglaubt.» Ein Fakt, der diese Mannschaft auszeichnet. Fischbach-Göslikon stand in den Play-offs oft mit dem Rücken zur Wand – und wuchs dann über sich hinaus. Ein paar Beispiele: In Spiel3 gegen Burgdorf lag man 0:2 hinten – und siegte noch 6:2. Im Halbfinal gegen die Argovia Stars verlor Fi-Gö mit 3:4 gegen eine Rumpftruppe. Das Team ging dann gemeinsam an die Fasnacht, um den Kopf zu lüften. Dann gab es einen 2:1-Erfolg und im entscheidenden Duell einen 9:0- Sieg. Wenn es darauf ankam, waren die Figöler bereit. So auch im Final. Ursellen verlor seit Januar 2022 keine einzige Partie mehr. Und auch im ersten Play-off-Final nicht. Ursellen siegt 7:3. Nichts spricht für die Freiämter. Und doch schaffen sie die Wende und gewinnen Spiel 2 und 3.
Meisterparty in der «Schnüzi Schüür»
Spieler Patrick Bula sagt: «Wir wurden nie nervös. Wir haben nie an uns gezweifelt. Wir haben immer daran geglaubt und gewusst, dass wir das Potenzial haben, um Meister zu werden. Diese Saison war ein Steigerungslauf mit dem krönenden Abschluss.» Er habe noch nie solch euphorische Fans erlebt wie in Fi-Gö, was auch ein Mitgrund für den Erfolg sei. «Wir haben diesen Titel auch für die Fans und das Dorf geholt», so Bula. Captain Di Federico sagt: «Die Unterstützung war fantastisch. Wir haben alle viele Nachrichten und Gratulationen erhalten, das ist wunderschön. Alle haben Freude. Das Dorf steht kopf.»
Das Dorf Fischbach-Göslikon steht hinter dem Eishockeyverein. Vizeammann Thomas Rohrer sagt: «Ein toller Erfolg. Die Gemeinde gratuliert und hat riesig Freude. Wir ziehen den Hut vor so viel Engagement und Einsatz.»
Am vergangenen Dienstag gab es noch ein Abschlusstraining, wo man gemeinsam nochmals die Highlights des Finalspiels am TV anschaute. Ende März wird es ein Meisteressen geben und am 14. April eine Meisterparty in der «Schnüzi Schür» mit dem ganzen Dorf. Wie passend: «Schnüzi» alias Josef Seiler ist ebenfalls ein «alter» Fi-Gö-Eishockeyaner.
Es könnte auch in Zukunft sein, dass man etwas zu feiern hat und die Erfolgsstory von Fischbach-Göslikon weitergeht. Denn der Grossteil dieser besonderen Meistermannschaft wird zusammenbleiben.
Aufstieg in einem Jahr?
Schon vor dem Play-off-Final war klar: Fischbach-Göslikon verzichtete auf den Aufstieg. Hauptsächlich aus Kostengründen. «Budgettechnisch wäre der Aufstieg ein Meilenstein», sagt Präsident Martin Jordi. Doch auch der Aufwand für das Team wäre grösser geworden, die Anfahrtswege an die Auswärtsspiele länger. Man hätte in der 2. Liga wohl einmal mehr trainieren müssen. Doch mehr Eiszeit zu kriegen, ist sehr schwierig im Wohler Schüwo-Park. Wäre denn ein Aufstieg in der nächsten Saison denkbar? Jordi weiss nicht so recht und sagt: «Eher schwierig.»
Übrigens: Auch Finalgegner Ursellen verzichtet (seit Jahren) auf den Aufstieg in die 2. Liga. «Trainingsaufwand und Kosten wären deutlich höher», erklärt Präsident Andreas Liechti gegenüber der «Wochen-Zeitung» im Emmental. Ähnlich ist es bei Fi-Gö. --spr