Pionier für die Schweiz
03.10.2025 Bremgarten, MusikBremgarter DJ in Südostasien
Vor gut zwei Jahren hat Jan Becker beschlossen, alles auf die Karte Musik zu setzen. Und als DJ Simon Miles hat der Bremgarter geschafft, wovon andere nur träumen. Mittlerweile kann er von der Musik gut leben. Jüngst legte er in ...
Bremgarter DJ in Südostasien
Vor gut zwei Jahren hat Jan Becker beschlossen, alles auf die Karte Musik zu setzen. Und als DJ Simon Miles hat der Bremgarter geschafft, wovon andere nur träumen. Mittlerweile kann er von der Musik gut leben. Jüngst legte er in einem weltberühmten Club von Thailand auf. Mit uns hat er über seine Erlebnisse gesprochen. --huy
Der Bremgarter Jan Becker war als DJ auf Asientour
Als Simon Miles startet der junge Bremgarter Jan Becker seit einigen Jahren als House-DJ durch. Nach turbulenten Wochen ist er zurück in der Heimat. Unter anderem legte Becker im grössten Club Thailands auf – als erster Schweizer überhaupt.
Marco Huwyler
Mal wieder in seinem eigenen Bett übernachten. Etwas so Selbstverständliches für die meisten, ist für Jan Becker gerade ein Privileg, das er in vollen Zügen geniesst. Die Hauptsaison ist vorbei. Die Zeit der dauernden Reiserei ist einstweilen unterbrochen. In den vergangenen gut drei Monaten ist der Bremgarter weit herumgekommen. Zuletzt war er in Frankreich, Deutschland und auf Mallorca. Und zuvor gar 10 Tage lang in Südostasien. «Es ist schon viel gewesen, was da im Sommer auf mich niederprasselte an Eindrücken, Begegnungen und Erlebnissen», lächelt er. «Aber es war mega toll. Ich habe es genossen.»
Insbesondere einen Auftritt gab es, der Jan Becker besonders in Erinnerung bleiben dürfte und auf den er zu Recht stolz ist. Während seiner Asien-Tournee durfte der Bremgarter als erster Schweizer überhaupt im weltberühmten «Worldhouse Pattaya» von Thailand auftreten. Der Nachtclub belegt momentan gemäss Publikums voting den 60. Platz auf der offiziellen DJ-Mag-Liste der weltweit 100 angesagtesten Clubs. Es handelt sich um den grössten Club Thailands und um einen der grössten in ganz Asien. «Das war ein grosser Meilenstein in meiner Karriere», sagt ein strahlender Becker. «Es war mir eine grosse Ehre.» Denn im «Worldhouse Pattaya» spielen regelmässig grosse Vorbilder des Bremgarters aus der internationalen House-Szene.
Ganz andere Feierkultur
Jan Becker aka Simon Miles reiht sich nun ein in den Reigen derer, die dort im angesagten Megaclub der Grossstadt Pattaya ihren Auftritt hatten. «Besonders crazy war, dass ich gleich einen eigenen Abend bekam und Headlinen durfte», lächelt Becker, immer noch beseelt. Über 1000 Besucherinnen und Besucher waren am Freitagabend zugegen, an dem der Bremgarter DJ auflegte. Wobei es sich dabei nicht um eine ausgelassen rauschende Tanz- und Grölparty handelte, wie man sich das in unseren Breitengraden gemeinhin vorstellt, wenn man von einem Club-Abend spricht. «Die Kultur in Thailand ist anders», sagt Becker. «Das beginnt schon damit, dass vor dem Mischpult und der Bühne Stehtische aufgestellt sind.» So wippen dann die Einheimischen des Öfteren dort stehend und an ihren Drinks nippend einach ein bisschen zur Musik. «Wobei das nicht heisst, dass sie nicht dabei sind. Die Stimmung war toll. Es ist im Gegensatz zu Europa weniger wichtig, dass man zu bekannten Refrains mitsingen kann.» Den Menschen in Asien seien die Energie, die Stimmung und schöne Melodien wichtiger, sagt Becker. «Wenn das stimmt, herrscht eine ganz besondere Feieratmosphäre.» Als DJ aus Europa müsse man sich indes zuerst einmal an die veränderten Gegebenheiten gewöhnen. «Als ich zum ersten Mal in Südostasien auftrat, hat mich das Ganze etwas befremdet und verunsichert. Doch mittlerweile ist es normal, und ich kann den speziellen Asien-Party-Vibe geniessen.»
Immer noch Newcomer – aber ein etablierter
Zumal Jan Becker bzw. Simon Miles in Fernost kein Neuling mehr ist. Immer wieder ist er in den letzten Jahren dort aufgetreten. «Mein Agent hat zur Szene in Südostasien einen guten Draht. Und es zeigte sich rasch, dass auch meine Musik dort gut ankommt.» In Malaysia und den Philippinen erreichte der Bremgarter schon Chartplazierungen. Und in Thailand ist er bereits in einigen angesagten Clubs der Hauptstadt Bangkok aufgetreten. «Das war es wohl letztlich auch, weshalb es mit dem ‹Worldhouse Pattaya› geklappt hat», erzählt Becker. «Man sah, dass ich schon eine gewisse Erfahrung aufweise – und war gleichzeitig fasziniert vom jungen Schweizer, der in der Ferne sein Glück versucht», lacht der Bremgarter. Überhaupt erlebe er in Südostasien immer wieder viel aufrechtes Interesse an seiner Person, berichtet Becker. «Man ist hier mega gastfreundlich und respektvoll mir gegenüber. Und weil Klima und Essen mir ohnehin bestens zusagen, bin ich wirklich gerne hier.»
Ideale Voraussetzungen, um in Asien weiter zu wachsen. «Wobei ich merke, dass ich in der Szene schon ein gewisses Standing habe.» Zweieinhalb Jahre nachdem er auf die Karte Profimusiker gesetzt hat, hat sich Becker etabliert. Nicht nur in Asien, sondern auch in Europa. «Ich merke das daran, dass ich nicht mehr ständig weibeln muss, damit die Anfragen für Projekte und Auftritte hereinflattern», erzählt der Bremgarter. «Ich bin zwar immer noch ein Newcomer. Aber einer, der sich und seine Nische gefunden hat und auf festen Füssen steht.» Mittlerweile könne er denn auch von der Musik gut leben, erzählt Becker. «Das Einzige, was mir gefühlt noch fehlt, um richtig durchzustarten, ist der eine grosse Riesenhit. Das Lied, wofür man dich überall kennt.»
Kreativ zu Hause
Daran arbeitet der 23-Jährige weiterhin. Und vorerst tut er dies wieder von seiner Heimat aus. In seinem Elternhaus in Bremgarten und in seinem Studio im Keller des evangelischen Kirchgemeindehauses ist er täglich an Computer und Mischpult. Vier Wochen bleibt er hier, um an seinen Songs zu feilen – und nebenher mal wieder in lokalen Clubs aufzulegen. «Ich freue mich richtig auf diese Frühherbstzeit», lächelt er. Danach aber geht es wieder los mit der Reiserei. Zuerst stehen Termine und Auftritte in Amsterdam und Schweden an. Und in der Vorweihnachtszeit ist der Bremgarter Musik-Export voraussichtlich erneut in Südostasien.