Ort der Kreativität
28.02.2025 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtBesondere Ausstellung in der Alpinit Sarmenstorf mit Werken von sieben Bewohnern
Normalerweise wird der Flur im ersten Obergeschoss auf dem Weg zur Wohnung genutzt. Aktuell kann der Gang zur Haustür etwas länger dauern. Bis zum 21. April verwandelt sich das OG ...
Besondere Ausstellung in der Alpinit Sarmenstorf mit Werken von sieben Bewohnern
Normalerweise wird der Flur im ersten Obergeschoss auf dem Weg zur Wohnung genutzt. Aktuell kann der Gang zur Haustür etwas länger dauern. Bis zum 21. April verwandelt sich das OG in eine Galerie, in der Bewohner der früheren Fabrik ihre Arbeiten ausstellen.
Chregi Hansen
An der Vernissage herrscht ein grosser Andrang in der früheren Fabrik. Zeitweise gibt es kaum ein Durchkommen im Korridor zwischen den Wohnungen. Bekannte und Freunde der beteiligten Künstler und Künstlerinnen, aber auch frühere Bewohner der Alpinit sind der Einladung gefolgt. Und bestaunen nun im dichten Gedränge die vielen Werke an den Wänden.
In den Räumlichkeiten, wo einst Textilien hergestellt wurden, leben heute ganz viele Menschen. Doch die Kreativität, die einst bei der Produktion der Mode vonnöten war, scheint sich bis heute erhalten zu haben. Kultur hat darum schon lange einen wichtigen Stellenwert im genossenschaftlichen Zusammenleben – eine eigene Kulturkommission sorgt dafür, dass immer wieder besondere Anlässe in diesen Räumlichkeiten stattfinden. Etliche der hier lebenden Menschen sind aber auch beruflich oder in ihrer Freizeit künstlerisch tätig. So entstand die Idee einer gemeinsamen Ausstellung. Unter dem Titel «Allerhand» zeigen sieben Bewohner der Alpinit eine Auswahl ihrer Werke.
Mischung zeigt ein Ganzes
Die einen leben seit Anfang an in der umgebauten Fabrik, andere sind erst im Laufe der vergangenen Jahre in eine der begehrten Wohnungen gezogen. Gemeinsam ist ihnen die Kreativität und das Gespür für das Besondere. Ihre Werke sind so unterschiedlich wie die Menschen, die in der Alpinit leben. Und doch ergibt die gezeigte Mischung ein Ganzes. Und noch so gerne geben die Künstler und Künstlerinnen an diesem Nachmittag Auskunft über ihr Schaffen und ihre Motivation. Und sie werden dies an zwei weiteren Tagen nochmals tun, und zwar am 15. März und 21. April.
Zu den Ausstellern gehört auch die Familie Merten, die vor 25 Jahren zu den ersten Bewohnern der sanierten Fabrik gehörte. Rita Merten etwa widmet sich seit 30 Jahren mit grosser Leidenschaft der Textilkunst, mit ihren Quilt-Arbeiten hat sie schon Preise gewonnen. Doch diesmal zeigt sie etwas Neues. Aus Pappmaché formt sie ganz unterschiedliche Figuren, die jede für sich eine Geschichte erzählt. Ihr Mann Ueli wiederum ist als Fotograf auf Spurensuche. Flecken auf dem Boden oder auch Risse an Mauern wecken sein Interesse. Durch das Heranzoomen auf sein Motiv und das Vergrössern beim Ausdruck lässt er aus etwas Alltäglichem etwas Kunstvolles entstehen. «Ich habe festgestellt, dass es wenig damit zu tun hat, wie die Dinge aussehen, sondern viel mehr mit der Art und Weise, wie du sie siehst», sagt er. Sohn Manuel Merten wiederum malt mit bewundernswerter Ausdauer spannende Farb- und Formkombinationen, wobei er sich immer mehr von den früher dominierenden Quadraten löst.
Reisen inspirieren
Erst seit wenigen Jahren lebt René Rohr in der Alpinit. Und trotzdem hat er schon Spuren hinterlassen. Denn im Eingangsbereich hängt eine grosse Installation mit Porträtbildern von den Bewohnern der Alpinit. «Ich versuche einen Menschen so abzubilden, wie er ist, wenn er sich unbeobachtet fühlt, glücklich und mit sich zufrieden ist», sagt der professionelle Fotograf über seine Porträts, die er schon in mehreren Kunstbänden veröffentlicht hat. In der aktuellen Ausstellung zeigt er aber grossformatige Bilder von seinen Reisen in andere Gegenden der Welt.
Das Reisen inspiriert offensichtlich auch Veronika Becker. Die Malerin zeigt Werke, die an Strände, Meere und den Himmel erinnern. «Meine Malerei ist absichtslos, es ist ein Eintauchen in eine andere Welt, eine Art Rückbesinnung auf das Erlebte», sagt sie. Gleich daneben zeigt Franziska Beyeler ihre teilweise filigranen Arbeiten. Dabei nutzt sie verschiedenste Techniken und Materialien – neu hat sie das Töpfern entdeckt. Ihr macht es Freude, an sich Gegensätzliches zu kombinieren und daraus etwas Neues, Eigenes entstehen zu lassen.
Neben den grossformatigen Bildern von Veronika Becker wirken die Collagen von Ursula Frischknecht fast schon winzig. Aber sie enthalten dafür eine Unmenge an Sujets, die es zu entdecken gibt. Die pensionierte Lehrerin nutzt ihre riesige Sammlung aus Kunstpostkarten, um daraus eigene Werke entstehen zu lassen. Nachdem Ursula Frischknecht früher Aquarelle und Acrylbilder gemalt hat, lässt sie sich jetzt von den Vorgaben alter Meister inspirieren und nimmt deren Werke, um sie neu zu kombinieren und auf diese Art aus Formen und Farben etwas ganz Spezielles zu kreieren.
Die Gruppenausstellung «Allerhand – alpinitinterne Werke» im Korridor der früheren Fabrik dauert noch bis zum 21. April. Die Künstlerinnen und Künstler sind am 15. März und 21. April jeweils von 14 bis 16 Uhr vor Ort.