Ohne grossen Knall
03.08.2023 Bremgarten1.-August-Feier mit Lasershow und Wetterkapriolen
Zum ersten Mal verzichtete Bremgarten heuer freiwillig auf ein öffentliches Feuerwerk und setzte stattdessen auf eine Lasershow. Die Erwartungen waren hoch, die ersten Reaktionen verhalten. Die Veranstalter ziehen ...
1.-August-Feier mit Lasershow und Wetterkapriolen
Zum ersten Mal verzichtete Bremgarten heuer freiwillig auf ein öffentliches Feuerwerk und setzte stattdessen auf eine Lasershow. Die Erwartungen waren hoch, die ersten Reaktionen verhalten. Die Veranstalter ziehen trotzdem ein positives Fazit. Zumal das Spektakel trotz erschwerender Umstände überhaupt stattfinden konnte.
Marco Huwyler
Ohne Zweifel – man war gespannt in Bremgarten. Darauf, was einem geboten werden würde an diesem 1. August. Eine tier- und umweltfreundliche Alternative zum öffentlichen Feuerwerk sollte es sein, die aber ähnlich viel Spektakel liefert. So drängten sich die Menschen am Reussufer denn auch dicht an dicht, als es gegen 22 Uhr zuging und nach dem Abwarten des Zwei-ab-BDB-Bähnli endlich losgelegt wurde. Mit der gross angekündigten Lasershow, durchgeführt von einem absoluten Profi, der solcherlei bereits weltweit veranstaltet hatte. Zu prominenten Gelegenheiten überdies, wie etwa an der Fussball-WM oder bei einer gigantischen Modeschau vor den Pyramiden von Gizeh, wie auch Bremgarten-Tourismus-Chef Stephan Troxler in seiner kurzen Ansprache nochmals frohlockte.
Als dann rund 12 Minuten später der ganze Zauber vorbei war, setzte der Applaus nur verhalten ein. Dafür war von mancher Seite ein dumpfes Grummeln zu vernehmen. «Feuerwerk ist halt schon nochmals ganz was anderes», lautete vielerorts der Tenor. Und viele der Gekommenen machten sich mit leiser Enttäuschung auf den Nachhauseweg. Ein bisschen mehr «Wow» hätte man sich schon versprochen, auch wenn die Lichteffekte zuweilen ganz hübsch waren. Vor allem angesichts der Kosten für die Stadtkasse, die diejenigen eines klassischen Feuerwerks bei Weitem überstiegen.
Das Malheur mit dem Betrunkenen
«Das war jetzt das erste Mal. Dafür war es gewiss nicht schlecht», bilanzierte Troxler anschliessend. «Wir sind uns bewusst, dass die Meinungen geteilt sind. Doch neben kritischen Stimmen haben wir auch viele positive erste Reaktionen erhalten. Und zahlreiche Stimmen, die froh sind, dass wir hier in Bremgarten einen anderen Weg eingeschlagen haben. Auch zum Wohle der Tiere.»
Die Lasershow-Technik hat sich zwar mittlerweile in der Veranstaltungsszene etabliert, befindet sich aber nach wie vor in den Kinderschuhen. «Es ist deshalb davon auszugehen, dass sich das Gebotene von Jahr zu Jahr eher steigern dürfte, wenn wir uns entschliessen, weiterhin auf diese Technik zu setzen», meint Troxler. Zumal in Bremgarten heuer ein Vandale ein noch gelungeneres Spektakel verhinderte und die Organisatoren zum Improvisieren zwang.
In der Nacht auf Dienstag nämlich war ein augenscheinlich betrunkener Mann über die Absperrung des Reussuferwegs geklettert, wo gerade die Vorbereitungen des Teams der Veranstalterfirma für die Lasershow im Gange waren. Gegen 3 Uhr mitten in der Nacht hat der Eindringling eine Laseranlage von ihrem Standort weggeworfen und damit irreparabel beschädigt. Eine Maschine, die einen zentralen Bestandteil der Show hätte liefern sollen.
«Es war der zweitwichtigste Laser überhaupt, der so kurzfristig ausfiel», berichtet Troxler. Ein Gerät mit einem Wert von über 60 000 Franken, das in Bremgarten zum ersten Mal überhaupt zur Anwendung hätte kommen sollen. «Für die Veranstalter war das schlicht nicht zu ersetzen.»
Während der betrunkene Übeltäter festgehalten und in Polizeigewahrsam genommen wurde, versuchten die Organisatoren danach in einer Nacht-und-Nebel-Übung ihr Bestes, um die Show zu retten und umzukonzipieren. Zentrale Bestandteile des Spektakels fielen trotzdem aus. Vor allem was das «Mapping» auf der Eisenbahnbrücke anbelangte, litt die Performance. Und schlussendlich fiel die Show, derlei Teilaspekten beraubt, auch rund einen Viertel kürzer aus als ursprünglich eigentlich geplant.
Den Wetterkapriolen getrotzt
Mit der diesjährigen 1.-August-Feier als Ganzes ist man aufseiten der Veranstalter trotzdem zufrieden. An einem Tag, an dem es einem Petrus mit allerlei Wetterkapriolen nicht eben leicht machte, ist es gelungen, einen grösstenteils reibungslos über die Bühne gegangenen, fröhlichen und friedlichen Anlass für jedermann auf die Beine zu stellen, der auch dieses Jahr gut besucht war.
Auch der Unihockeyclub, der heuer für die Festwirtschaft verantwortlich war, gab sich am Ende des Tages zufrieden. Der Auflauf und der Umsatz stimmten, obwohl man angesichts der zuweilen heftigen Regenschauer im Verlaufe des Tages mehrmals umdisponieren musste und so etwa das Highlight für die Kinder – der Auftritt des Rappers «Knäcki» Knackeboul – im Casino statt davor stattfinden musste.
«Danach wagten wir es wieder, nach draussen zu gehen. Und es war die richtige Entscheidung», resümiert Stephan Troxler. Zwar hat der Regen mitten im Auftritt von Lokalmatador Nick Spalinger wieder eingesetzt, «doch mir ist es gelungen, diesen wieder wegzuspielen», lachte der Bremgarter Sänger im Anschluss. «Es war eine tolle Erfahrung.»
Auftritt der Jungpolitikerin
Nach der erfolgreichen Vertreibung durch Spalinger kam der Regen auch nicht wieder. Dies bescherte unter anderem Festrednerin Jacqueline Wick eine Ansprache im heiteren Sonnenschein. Die Mitte-Jungpolitikerin ging als Ur-Bremgarterin und Vertreterin einer kleinen Polit-Dynastie auf den Wert von Freiwilligenund Milizarbeit ein. «Freiwilligenarbeit ist unbezahlt, aber unbezahlbar», referierte die Tochter und Parteikollegin von Grossrätin Karin Koch Wick. «Gerade die Schweiz und die Geschichte der Eidgenossenschaft, die wir ja heute feiern, wurde durch solche Frondienste aus Überzeugung geprägt und gestaltet», spannte sie den Bogen zum Geburtstag unseres Landes.
Die Rede Wicks gipfelte schliesslich in einem Appell, dass derlei weiterhin geschätzt und gefördert werden sollte. «Denn Freiwilligenarbeit gibt nicht nur der Gemeinschaft, sondern auch dem Betreffenden sehr viel Wertvolles und Prägendes. Das erlebe ich selber auf meinem Lebensweg als Politikerin und Mitglied der freiwilligen Feuerwehr.» Mit einem kräftigen «Happy Birthday, Schweiz!» schloss die 23-Jährige ihre Rede und durfte anschliessend unter warmem Applaus die Glückwünsche und Präsente von Troxler entgegennehmen.
Lampions mit echter Flamme
Der traditionelle Lampionumzug für die Kleinen – dieses Mal nach dem Verbot letztes Jahr wieder mit richtigem Feuer statt Elektrolampions – und das gemeinsame Spielen der Nationalhymne der Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln und der Stadtmusik Bremgarten rundeten anschliessend die Feier ab, bevor bei Speis und Trank am Reussufer höckelnd auf die grosse Lasershow gewartet wurde. Und auch wenn diese manch einen nicht überzeugte, weil im Gegensatz zu einem klassischen Feuerwerk die ganz grossen Knallund Wow-Effekte ausblieben, durfte dennoch konstatiert werden, dass man auch dieses Jahr eine gelungene, friedliche und fröhliche Bundesfeier erlebte in Bremgarten. Eine Feier, die sich des Tags zu Ehren der Schweiz als würdig erwies, ohne dabei den Tierohren und -seelen einen Bärendienst zu erweisen.