Noch immer voller Lebensfreude
04.11.2025 BremgartenDer Bremgarter Alois Koller wurde 100 Jahre alt
Vor einigen Tagen feierte Alois Koller einen aussergewöhnlichen Geburtstag. Zusammen mit seinen Liebsten durfte er auf ein Jahrhundert Lebenserfahrung anstossen. Dabei hat der Bremgarter so einiges erlebt.
...Der Bremgarter Alois Koller wurde 100 Jahre alt
Vor einigen Tagen feierte Alois Koller einen aussergewöhnlichen Geburtstag. Zusammen mit seinen Liebsten durfte er auf ein Jahrhundert Lebenserfahrung anstossen. Dabei hat der Bremgarter so einiges erlebt.
Marco Huwyler
Natürlich ist es ein besonderer Tag für Alois Koller. Entsprechend gut gelaunt ist er, das merkt man. Seine Augen strahlen, allen schüttelt er die Hände, mit jedem hält er einen kurzen Schwatz. Seinetwegen sind sie schliesslich auch alle hier. Verwandte, Bekannte, Freunde und Weggefährten. Und auch Doris Stöckli hat den Weg in den Stadthof gefunden. Im Rathaus möchte man es sich ebenfalls nicht nehmen lassen, einem seiner ältesten Einwohner zu seinem grossen Jubiläum persönlich zu gratulieren. Die beiden plaudern eine ganze Weile. Bis Frau Vizeammann abschliessend nochmals «ganz herzlich im Namen des ganzen Stadtrats» gratuliert. «Jaja, de Stadtrat ...», antwortet Koller. «Vo dene het eigentli au no öpper welle cho.»
Erfolgreiche Firma aufgebaut
Die Belustigung ist gross und als man den Jubilar schliesslich aufklärt, dass er doch nun die ganze Zeit schon mit einer Stadträtin gesprochen habe, nimmt es auch Alois Koller mit viel Humor. «Jaja, es gab eine Zeit, da habe ich die Namen und Gesichter dort besser gekannt als ihr alle», schmunzelt er amüsiert. Schliesslich hatte er einst auch von Berufes wegen des Öfteren mit der Bremgarter Regierung zu tun. Seine Alois Koller AG kümmert sich seit Jahrzehnten um Sanitärinstallationen in der ganzen Stadt. Gegründet hat sie der Firmenvater bereits 1958. Einige Jahre zuvor hatte es ihn von Gebenstorf ins Reussstädtli gezogen. Weil er hier Arbeit fand. Doch nach Dissonanzen mit seinem damaligen Chef beschloss er kurzerhand, sich selbstständig zu machen. Die richtige Entscheidung, so viel kann man heute gewiss sagen. Denn Kollers Sanitär-Unternehmen entwickelte sich prächtig und hat sich dank dem geselligen Chef, der sein Handwerk bestens verstand, schnell in Bremgarten etabliert. Bis heute ist die Alois Koller AG in der Region fest verankert. Mittlerweile zählt sie über 20 Mitarbeitende.
Mit Begeisterung Rüebli rüsten
Ein Erfolg, der nur möglich war, weil sein Beruf für Alois Koller stets auch eine Herzenssache war. «Er war auch als über 80-Jähriger noch oft auf den Baustellen, hat mitgeholfen und etwa Materialien angeliefert», lächelt Fiorenzo Koller. Er ist einer von vier Söhnen des nun 100-Jährigen. Einst war er ebenfalls involviert, heute haben seine drei Brüder die Leitung übernommen. Sie alle sind natürlich zugegen am hohen Geburtstag des Papas und schwelgen mit diesem in Erinnerungen. «Noch mit weit über 90 Jahren kam Alois noch täglich ins Büro – einfach weil es ihn interessierte», erzählen sie. Und auch am 100. liess er es sich nicht nehmen kurz vorbeizuschauen. «Brauchen tut es mich dort natürlich nicht mehr», weiss Alois. «Sie machen es gut ohne mich.» Und so kann er sich mittlerweile guten Gewissens anderem widmen.
Alois Koller lebt seit einiger Zeit im Pflegeheim Muri. Etwas wacklig auf den Beinen, ist er heute für grössere Distanzen auf den Rollator oder den Rollstuhl angewiesen. Trotzdem gehört er nicht zu jenen, die in der Altersresidenz bloss die Beine hochlagern. Mit Begeisterung hat er sich der Bewohnergruppe angeschlossen, welche in der Küche regelmässig Gemüse rüstet. Und auch beim Pflegeheim-Turnen ist er stets mit Freude mit dabei und zeigt, wie wichtig ihm körperliche Aktivität und Gemeinschaft nach wie vor sind. «Auch wenn das ‹Bölleli-Zuerüere› im Altersturnen natürlich nicht mehr vergleichbar mit früher ist», möchte Alois Koller schmunzelnd festhalten.
Turnen und Schiessen
Schliesslich war er einst ein leidenschaftlicher und virtuoser Turner. In Gebenstorf leitete Alois Koller in jungen Jahren gar den entsprechenden Verein. Und auch beim STV Bremgarten war er in seiner neuen Heimat dann viele Jahre lang engagierter Oberturner. Wobei die Turnerei bei Weitem nicht das einzige Hobby des geselligen Sanitärs gewesen ist. So war Koller etwa von Herzen gerne Motorfahrer bei der einheimischen Feuerwehr und im Militär. Eine weitere Leidenschaft war überdies zeitlebens das Schiessen. «Auch hier hat er mit weit über 90 noch mit Begeisterung an Pistolen-Wettkämpfen teilgenommen», erinnern sich Weggefährten am Geburtstag.
Es sind Verbindungen fürs Leben, die sich der stets fröhliche und beliebte Alois Koller allenthalben aufgebaut hat. Eine ganze Delegation der Schützengesellschaft der Stadt Bremgarten mit 15 Leuten hat sich beispielsweise am Jubiläumstag als Überraschung zu Koller aufgemacht, um persönlich zu gratulieren und über alte Zeiten zu plaudern. Und auch der Präsident der Turnveteranen stattete ihm in diesen Tagen persönlich einen Glückwunschbesuch ab.
Wach und aktiv bleiben
Der rege Austausch, der sich bei solchen Anlässen – Hörgerät sei Dank – immer noch ergibt, ist gehaltvoll geblieben. Auch mit 100 Jahren ist Alois Koller bei wachem Verstand. Nach wie vor nimmt er aufmerksam Anteil am Leben seiner Mitmenschen und beobachtet aktiv, was um ihn herum geschieht. «Wir führen immer noch jede Woche gute Gespräche», berichten auch die vier Söhne. Und wenn Alois Koller dann und wann etwas vergisst und ihm gewisse Namen und Gesichter entfallen, dann hilft ihm eben sein Schalk. Wie bei der Begegnung mit Stadträtin Doris Stöckli. Sein Kredo: «Man muss den Herausforderungen des Alters mit Gelassenheit und Humor begegnen. So kann man das Leben auch mit 100 Jahren noch geniessen.» Und das tut Alois Koller nach wie vor jeden Tag.

