Noch ganz viel Geduld nötig
04.04.2025 Dintikon, Region UnterfreiamtInfoabend zur Entflechtung des Kreisels Langelen in Dintikon – Baustart vermutlich erst 2032
Der neue Zubringer auf die A1 in Lenzburg war der Anfang. Nun folgt mit dem Umbau des Kreisels in Dintikon das nächste Puzzlestück, um den Verkehr auf der ...
Infoabend zur Entflechtung des Kreisels Langelen in Dintikon – Baustart vermutlich erst 2032
Der neue Zubringer auf die A1 in Lenzburg war der Anfang. Nun folgt mit dem Umbau des Kreisels in Dintikon das nächste Puzzlestück, um den Verkehr auf der Bünztalstrasse zum Fliessen zu bringen. Wie in Lenzburg soll ein Tunnel die Lösung sein. Bis es so weit ist, dauert es noch rund zehn Jahre.
Chregi Hansen
Wenn bei einem Infoabend die Feuerwehr den Parkdienst übernimmt und die Mehrzweckhalle praktisch bis auf den letzten Platz gefüllt ist, dann muss es um etwas Besonderes gehen. Weit über 200 Personen sind an diesem Abend gekommen, um zu erfahren, was mit dem Kreisel Langelen passieren soll. Das grosse Interesse überrascht nicht. Viele stehen hier täglich im Stau oder sind durch den Lärm und die Abgase belastet.
Seit 2010 denkt der Kanton darüber nach, wie der Verkehr auf der stark befahrenen Bünztalstrasse besser fliessen kann. Zu Beginn wurde gar über einen Ausbau auf vier Spuren nachgedacht. Aber man hat schnell gemerkt, dass nicht die Kapazität der Strasse das Problem ist, sondern die vielen Knoten. Allein im Gebiet Wohlen und Villmergen sind es fünf, im Gebiet Hendschiken und Ammerswil weitere vier. Und dazwischen liegt der Kreisel Langelen in Dintikon, der immer mehr zu einem Nadelöhr wird. «Wir notieren teilweise mehrere hundert Meter Stau. Das führt auch zu Schleichverkehr auf den Nebenstrassen», erklärt Marius Büttiker, Sektionsleiter beim Kanton.
32 000 Fahrzeuge pro Tag
Entflechtung heisst darum das neue Zauberwort. Die verschiedenen Verkehrsströme sollen getrennt werden. «Wir müssen den Verkehr besser ‹büscheln›», bringt es Büttiker auf den Punkt. Der neue Autobahnzubringer in Lenzburg dient hier als Beispiel. Wer auf die A1 fährt, nutzt heute den Tunnel und muss nicht mehr über die Kreuzung Neuhof. Ganz ähnlich soll es in Zukunft in Dintikon sein. Doch damit nicht genug. So werden bereits Überlegungen angestellt, wie die Knoten Badi Villmergen, Nutzenbachstrasse und Bullenberg entlastet werden können. Noch einen Schritt weiter geht man im Norden. Hier treffen innerhalb von rund einem Kilometer vier Zubringer von Ammerswil und Hendschiken auf die Bünztalstrasse. Diese sollen in Zukunft zu einem Knoten vereint werden. «Aber wir können nicht alles gleichzeitig machen, müssen Schritt für Schritt vorwärtsgehen», mahnt Büttiker.
Zuerst also gilt die Konzentration dem Kreisel Langelen. «Für uns ist das einfach der Kreisel», so der Dintiker Ammann André Meyer in seiner Begrüssung. Dieser gehört zu den meistbefahrenen Knoten im Kanton, pro Tag werden rund 32 000 Fahrzeuge gezählt – Tendenz steigend. Denn das Bevölkerungswachstum im Freiamt ist überdurchschnittlich hoch. Und das hat Einfluss auf den Verkehr. «Wir rechnen damit, dass es im Jahr 2040 schon 40 000 Fahrzeuge sind, welche den Kreisel passieren», erklärt Projektleiter Armin Rauchenstein. «Wir müssen jetzt handeln, sonst kommt es zu einem Kollaps.»
Doch die Zahl der Autos ist nicht das einzige Problem. Auch der Veloweg führt über den Kreisel. Ebenso der Fussweg von Dintikon zum Bahnhof Dottikon. Auch das Postauto muss sich über den Kreisel zwängen. «Es geht nicht nur darum, einen Engpass zu beseitigen. Wir wollen auch die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöhen», so der Projektleiter. Gleichzeitig soll die Umwelt weniger belastet werden. «In Sachen Lärm wird sich die Situation dank dem Projekt spürbar bessern, wird die Belastung halbiert», verspricht Büttiker jetzt schon. Und weniger Stau bedeutet eben auch weniger Abgas – sprich: auch die Umwelt profitiert.
Die Lösung: In Zukunft fährt man auf dem Weg von Wohlen nach Lenzburg (und umgekehrt) nicht mehr durch den Kreisel, sondern untendurch. Die Bünztalstrasse wird hier zu einer Unterführung. Rund 75 Prozent der Fahrzeuge werden zukünftig diese Unterführung nutzen. Der Kreisel Langelen selbst schliesst die Dorfstrasse in Dintikon und die Bahnhofstrasse in Dottikon an die Bünztalstrasse an und verbindet zudem die beiden Dörfer. Er liegt in ähnlicher Lage wie heute und weist zwei Bypässe auf. Die beiden Strassen werden zudem saniert und umgestaltet. Und als Krönung gibt es eine Passerelle für Fussgänger und Velofahrer, die über den Kreisel führt. In Zukunft fliesst der Verkehr hier also auf drei Ebenen.
Anspruchsvoll in Gestaltung und Bau
Was so einfach klingt, ist eine ganz schön knifflige Ausgabe, wie Projektverfasser Peter Bisang von der BG Ingenieure und Berater AG deutlich macht. Das neue Bauwerk benötigt bedeutend mehr Platz. Der Kreisel muss zudem so gebaut werden, dass ihn auch Ausnahmetransporte nutzen können, denn diese sind zu gross für die Unterführung. Die neue Passerelle wiederum soll sich ins Landschaftsbild einfügen und nicht zu wuchtig erscheinen, sie wird darum schlicht und leicht geplant. Und damit nicht bloss grauer Asphalt dominiert, soll der neue Knoten möglichst begrünt werden. «Wir haben dafür extra einen Landschaftsarchitekten ins Boot geholt», sagt Bisang.
Äusserst anspruchsvoll wird auch die Bauzeit selbst. Die vielbefahrene Bünztalstrasse kann nicht mit Ampeln einspurig geführt werden. «Wir haben die verschiedensten Varianten geprüft. Haben sogar überlegt, ob wir die Verbindung zwischen Dottikon und Dintikon nicht einfach kappen können», erklärt Sektionsleiter Marius Büttiker. So weit kommt es nicht. Jetzt soll nördlich des jetzigen und westlich der jetzigen Strasse ein temporärer neuer Kreisel errichtet werden. «Das ermöglicht uns, in der Mitte ein grosses Loch zu graben. So, wie wir es auch in Lenzburg getan haben», erklärt Büttiker. Dies spart Zeit und Geld.
40 bis 50 Millionen Franken
Apropos Zeit und Geld: Ganz so schnell, wie von vielen erhofft, wird es die Entlastung nicht geben. Der Kanton rechnet mit einem Baustart im Jahr 2032 und rund drei Jahren Bauzeit (siehe Kasten). Auch bezüglich der Kosten ist noch vieles ungewiss. «Wir befinden uns auf der Ebene von Grobschätzungen. Da gibt der Kanton nicht gerne eine Zahl heraus. Ich tue es heute trotzdem. Wir rechnen mit 40 bis 50 Millionen Franken», sagt Marius Büttiker. Den Grossteil davon, rund 98 Prozent, muss der Kanton übernehmen, den Rest die Gemeinden Dintikon und Villmergen, auf deren Gebiet sich das Bauwerk befindet. Glück hat hingegen Dottikon. Das Dorf wird von der Umgestaltung enorm profitieren, muss aber nichts daran zahlen.
Sinnvollste Lösung, damit der Verkehr wieder fliesst
In der Fragerunde am Schluss wurde das Projekt an sich nicht kritisiert, aber einige Detailfragen gestellt. So beispielsweise, warum der Tunnel nicht länger geplant werde, um die Gemeinden noch mehr zu entlasten. Theoretisch sei das möglich, so Büttiker, «aber dann wird das Ganze viel teurer». Für die Verantwortlichen ist aber klar: Die jetzt geplante Variante ist die sinnvollste Lösung, damit der Verkehr auf der Bünztalstrasse besser rollt. «Wir haben viele Jahre geplant, ganz viele Varianten geprüft, die verschiedensten Aspekte intensiv beleuchtet. Nun haben wir ein Projekt, hinter dem wir stehen und mit dem wir an die Öffentlichkeit gehen», sagt Marius Bütler zum Schluss. Er wehrt sich auch gegen den Vorwurf, dass das Projekt schon bald wieder zu klein ist, wenn der Verkehr weiterhin so stark wächst. «Wir planen für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Was später wird, kann niemand sagen. Das Mobilitätsverhalten kann sich auch wieder ändern», so Büttiker.
Das Wichtigste in Kürze
Das Departement Bau, Verkehr und Umwelt plant den Umbau des überlasteten Kreisels Langelen in Dintikon. Durch die Entflechtung der Verkehrsströme werden die Verkehrsprobleme gelöst. Der Durchgangsverkehr auf der Bünztalstrasse wird neu in einer Unterführung geführt. Der Anschluss der Dorf- und der Bahnhofstrasse erfolgt weiterhin mit einem Kreisel. Für den Fuss- und Veloverkehr wird eine Passerelle über die Bünztalstrasse und den Kreisel Langelen gebaut.
Durch die Entflechtung der Verkehrsströme wird der Leistungsengpass beseitigt. Der Verkehrsfluss und die Reisezeiten werden verstetigt. Die Anbindung ans übergeordnete Strassennetz und die Erreichbarkeit des Freiamts werden verbessert. Die Erschliessung an die angrenzenden Gemeinden wird sichergestellt. Der Ausweichverkehr wird aufs übergeordnete Verkehrsnetz zurückverlagert, dadurch wird das Siedlungsgebiet entlastet. Die Sicherheit wird für alle Verkehrsteilnehmenden verbessert. Die Attraktivität von öV, Fussund Veloverkehr wird erhöht. Die Strassen werden saniert und umgestaltet. Die Umweltbelastungen und Emissionen werden minimiert.
Abhängig vom Verfahren ist die Realisierung ab etwa 2032 geplant. Die Kosten und die Kostenteiler zwischen Kanton und Gemeinden werden im Bauprojekt ermittelt. --pd
Der Terminplan
Wie lange dauert es, bis der neue Knoten den Betrieb aufnimmt? Auf diese Antwort hatten die meisten Besucher des Infoabends mit Spannung gewartet. Die Antwort dürfte die Meisten enttäuscht haben. Wenn alles klappt, sind die Bauarbeiten im Jahr 2035 abgeschlossen. «Das ist ganz schön sportlich», so Sektionsleiter Marius Bütler.
Er zeigt auf, was nun die nächsten Schritte sind. Im Moment sei man auf der Stufe eines Vorprojekt. Dieses befindet sich aktuell in der Vernehmlassung bei den Gemeinden und weiteren Organisationen. Danach wird das eigentliche Bauprojekt ausgearbeitet, das möglichst bis Ende 2026 vorliegen soll. 2027 geht es um die Finanzierung, sowohl der Grossrat als auch die Gemeindeversammlungen in Dintikon und Villmergen müssen ihrem Anteil zustimmen. 2028 sollen die Auflage und Einspracheverhandlungen stattfinden, eine Bewilligung durch den Regierungsrat wird für das Jahr 2029 angestrebt. Im Jahr darauf könnte mit dem Landerwerb begonnen werden, im Jahr 2031 folgt dann das Submissionsverfahren, um die beteiligten Unternehmen auszuwählen. Der Baustart ist für 2032 anvisiert, die Bauzeit wird auf drei Jahre geschätzt. «Auch das ist wieder sportlich, wenn der Verkehr in dieser Zeit normal fliessen soll», so Büttiker zum Schluss. Die Eröffnung wäre dann also 2035. --chh