Nie das Rampenlicht gesucht
28.11.2025 Widen, MutschellenGemeinderat Beat Giger gibt sein Amt Ende Jahr ab
Acht Jahre lang wirkte Beat Giger im Gemeinderat, zuvor war er vier Jahre in der Steuerkommission und elf Jahre in der Finanzkommission. Besonders am Herzen liegt ihm der Schulhausneubau.
Roger ...
Gemeinderat Beat Giger gibt sein Amt Ende Jahr ab
Acht Jahre lang wirkte Beat Giger im Gemeinderat, zuvor war er vier Jahre in der Steuerkommission und elf Jahre in der Finanzkommission. Besonders am Herzen liegt ihm der Schulhausneubau.
Roger Wetli
«Gemeinderat Hans Gysel brachte einst den Schulhausneubau als Thema. Ich bin dabei seit dem Moment, als es konkret wurde», blickt Beat Giger zurück. Im Gespräch mit ihm ploppt das Thema Schule immer wieder auf. Und dies, obwohl er die letzten fünf Jahre für die Finanzen der Gemeinde verantwortlich war. «Als ich Gemeinderat wurde, übernahm ich das Ressort Schule. Ich erhielt da viele Einblicke und konnte mich selbst stark einbringen.» Dies, weil Giger nach seiner Lehre als Bäcker-Konditor durch Weiterbildungen CFO im Baugewerbe wurde. «Ich hatte dort zwar vor allem mit den Finanzen zu tun. Diese sind aber stark mit dem konkreten Bauen verbunden.» Und genau diese Erfahrungen brachte der Gemeinderat bei der Planung des Schulhausneubaus ein. «Wir bereiteten dieses Geschäft bewusst detailliert vor. Das dauerte zwar etwas, dafür hatte man danach Klarheit. Und ja – es gab harte Diskussionen mit der Schule und den Architekten, um das Optimum herauszuholen», lacht er. Giger pochte immer darauf, die Finanzen im Griff zu halten. Das galt nicht nur bei der Planung des Schulhausneubaus, sondern generell für die Gemeinde.
Höhepunkt und grösste Schwierigkeiten am selben Ort
Besonders stolz ist er darauf, dass der Kredit für dieses Projekt so glatt an der Gemeindeversammlung durchging. «Einfach mal 22,5 Millionen Franken zu bewilligen, erachte ich als grossen Vertrauensbeweis. Dieser Entscheid war definitiv der Höhepunkt meiner Gemeinderatstätigkeit.» Er ergänzt: «Die Spardiskussionen zum Schulhausneubau führten wir, bevor wir das Geschäft an die ‹Gmeind› brachten.» Dass er jetzt bei der Einweihung im nächsten Sommer nicht mehr als amtierender Gemeinderat dabei ist, stört Beat Giger nicht. «Ich arbeite gerne und liebe es, neue Projekte umzusetzen. Ich suche aber die Öffentlichkeit und den Mittelpunkt nicht. Von da her passt es, wenn ich im Sommer zwar dabei bin, aber nicht im Zentrum stehe», lacht er.
Die Wider Schule sorgte aber nicht nur für seinen liebsten Höhepunkt, sondern auch für die grössten Schwierigkeiten. «Als ich das Ressort als frisch gewählter Gemeinderat übernahm, gab es an dieser Schule viele Probleme. Wir mussten damals einen Schulleiter entlassen. Es war eine schwierige Situation», so der Gemeinderat. Er ist froh, dass mit den heutigen und richtigen Schulleiterinnen wieder Ruhe eingekehrt ist.
Längere Planungshorizonte erlebt
Beat Giger lebt seit 26,5 Jahren in Widen. Nach vier Jahren in der Steuerkommission wurde er in die Finanzkommission gewählt. Er blieb dort elf Jahre und kandidierte danach als Gemeinderat. «Als Finanzkommission hatten wir regelmässig Sitzungen mit dem Gemeinderat. Ich wusste deshalb, wie ein Gemeinderat funktioniert, und kannte alle Amtsträger.» Ihm sei bewusst gewesen, dass die Entscheidungsfindung und -umsetzung in einer Gemeinde länger gehe als in der Privatwirtschaft. Zudem kannte er bereits das Ausdiskutieren. «Ich war beruflich in einer Geschäftsleitung mit vier Personen tätig – und von dort die gemeinsame Entscheidungsfindung gewohnt.» Er gibt zu bedenken, dass man als Gemeinderat gar nicht so viel Macht hat. «Allerdings konnte ich im Vergleich zur Finanzkommission plötzlich direkt mitentscheiden, hatte aber auch entsprechend mehr Verantwortung.» Und es sei ein klarer Vorteil gewesen, dass er die Mitglieder der Finanzkommission bereits kannte. Fasziniert ist Beat Giger, in welchen Zeiträumen ein Gemeinderat denken und entscheiden muss. «In der Privatwirtschaft plant man auf ein Jahr, vielleicht mal auf zwei bis drei Jahre, als Gemeinderat aber oft auf zehn Jahre.» Ihm war wichtig, gut vorbereitet in die Sitzungen zu kommen, um sich selbst gut zu fühlen. «Ich habe dann etwas gesagt, wenn ich meiner Sache sicher war. Dann aber mit einer klaren Meinung – manchmal auch gegen den Strom», so der Gemeinderat. «Schön finde ich, dass dieses ‹Gegen den Strom› immer gut akzeptiert wurde.»
Hohe Betriebskosten bei einem Hallenbad befürchtet
Nach drei Jahren als Schulvorsteher im Gemeinderat übernahm Beat Giger das Ressort Finanzen. «Wichtig ist mir ein konstanter Steuerfuss. Es bringt nichts, diesen zu senken, nur um ihn ein paar Jahre später wieder erhöhen zu müssen», ist er überzeugt. «Für den Schulhausneubau haben wir eine super Finanzierung erreicht. Zwar werden wir uns jetzt für ein paar Jahre verschulden, diese Schulden aber mit überschüssigen Steuereinnahmen wieder abbauen.» Der Finanzplan habe Widen geholfen, die Ein- und Ausgaben langfristig im Griff zu halten. «Das schafft Vertrauen in der Bevölkerung», ist Giger überzeugt. «Und wir sehen damit, was für Investitionen auf uns zukommen.» Den Bau eines Hallenbades beim Sportzentrum Burkertsmatt habe er klar abgelehnt. «Mich störten nicht in erster Linie die Baukosten, sondern die jährlich wiederkehrenden Betriebskosten. Ich bin überzeugt, dass diese durch Eintritte bei Weitem nicht gedeckt werden könnten und dann die Gemeinden die Defizite bezahlen müssen.»
Glücklich ist der Gemeinderat über das Steuersubstrat von Widen. «Wir haben fast jedes Jahr ausserordentliche Steuereinnahmen. Unsere Gemeinde wächst von der Einwohnerzahl her, was zu mehr Steuereinnahmen bei fast gleich bleibenden Kosten führt. Es ist eine Aufwärtsspirale, bei der man fast nichts falsch machen kann, sofern man das Nötige vom Wünschbaren trennt», erklärt er. Und meint damit auch das gescheiterte Hallenbadprojekt.
Sich nicht einmischen
Blickt Beat Giger auf die vergangenen acht Jahre zurück, würde er nichts anders machen. «Das liegt daran, dass ich generell so lebe, dass ich im Nachhinein nichts bereue. Wieso soll ich mit etwas Vergangenem hadern, das ich sowieso nicht mehr ändern kann?», gibt er zu bedenken. Ende Jahr zieht sich Beat Giger nun aus dem Wider Gemeinderat zurück – und verlässt auch gleich die Gemeinde. Mit seiner Partnerin zieht er ins Bündnerland. «Wir werden zuerst einmal ankommen und heimisch werden. Einige Leute kennen wir dort bereits. Generell möchte ich es im Bündnerland etwas entspannter angehen. Es wird ein kompletter Neuanfang», so der abtretende Gemeinderat. «Ich werde aber sicher nicht nur zu Hause sitzen oder nur wandern gehen.»
Widen bleibt er trotzdem verbunden. Er wird diese Zeitung auch im Bündnerland lesen und das Geschehen in seiner Heimat verfolgen. «Aber ich mische mich hier sicher nicht ein. Das würde ich auch nicht, wenn wir weiter in Widen wohnen würden.» Er habe den Job als Gemeinderat gerne und hoffentlich gut gemacht. «Jetzt kommen andere Personen – und die machen es anders», lacht Beat Giger. Er wirkt dabei äusserst entspannt und zufrieden.

