Negativspirale dreht sich weiter
18.11.2025 Sport, Fussball1. Liga classic: Concordia Basel – FC Wohlen 2:0 (1:0)
Die Talfahrt des FC Wohlen geht weiter. Auswärts gegen Concordia Basel geht bei den Freiämtern alles schief, was schiefgehen kann. Wird das Team den Negativtrend im letzten Spiel der Vorrunde noch ...
1. Liga classic: Concordia Basel – FC Wohlen 2:0 (1:0)
Die Talfahrt des FC Wohlen geht weiter. Auswärts gegen Concordia Basel geht bei den Freiämtern alles schief, was schiefgehen kann. Wird das Team den Negativtrend im letzten Spiel der Vorrunde noch stoppen können?
Josip Lasic
Kaan Yilmaz möchte nach dem Spiel nichts sagen. Der 19-Jährige geht mit hängendem Kopf vom Platz. Nachvollziehbar. Er hätte der Held der Partie werden können. Die letzten drei Jahre hat der Flügelspieler für Concordia Basel gekickt. Jetzt feierte er nach seiner Verletzung ausgerechnet gegen seinen Ex-Club sein Comeback für den FC Wohlen. Hätte er den Elfmeter in der 80. Minute verwandelt, wären die Freiämter ins Spiel zurückgekommen, hätten die Partie vielleicht sogar noch drehen können. Doch Goalie Simon Caillet konnte den in die Mitte gechippten Ball noch halten. Spielmacher Bijan Dalvand stellt sich schützend vor seinen Mitspieler. «Ihm ist kein Vorwurf zu machen. Im Spiel gegen Muttenz hat er den Penalty so noch verwandelt. Kaan hat zumindest Verantwortung übernommen. Es haben schon grosse Namen des Weltfussballs in wichtigeren Spielen Elfmeter verschossen. Das gibt es.»
Es wäre falsch, bei Yilmaz den Grund für die dritte Niederlage in Serie zu suchen. Das Einzige, was man ihm ankreiden kann: Bei seinem Ex-Club wusste vermutlich der eine oder andere Spieler noch, wie er gern Penaltys schiesst, weshalb der Keeper den gechippten Ball erwartet hat. Der Elfmeter ist eher stellvertretend für den aktuellen Zustand der Wohler. Momentan funktioniert nichts – und das schon seit mehreren Wochen.
Penalty verschossen, Rote Karte, abgefälschter Freistoss
In der ersten Halbzeit ist Wohlen offensiv unauffällig, verteidigt aber diszipliniert – bis zur 36. Minute. Edison Golaj lässt Concordia-Captain Landrit Ejupi aus den Augen. Der kommt frei zum Kopfball und trifft zum 1:0. Danach erhöht Wohlen den Druck. Das Resultat: Ein Lattenschuss von Noah Jappert, zwei Pfostentreffer durch Dalvand. In der zweiten Halbzeit geht es ähnlich weiter. Noel Romano schiesst aus kürzester Distanz über das Tor. Wenig später tut es ihm Jappert gleich. Als wäre das nicht genug, sieht Goalie Nico Ammann kurz vor Schluss Rot für ein Handspiel ausserhalb des Strafraums. Joel Bonorand kommt rein und richtet die Mauer für den fälligen Freistoss. Golaj legt sich dahinter, um einen flachen Schuss zu blockieren. Doch Mihael Validzic trifft Golaj so unglücklich, dass der Ball unhaltbar ins Netz abgefälscht wird. Wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es beim FC Wohlen derzeit sicher schief.
«Unglaublich, was momentan alles gegen uns läuft», sagt Dalvand. «So Situationen sind extrem schwierig. Wir dürfen uns davon jetzt aber nicht zu fest beeinflussen lassen.» Dazu gehört aber auch, in so einer Situation Verantwortung zu übernehmen. Sicher hatte der FC Wohlen auch Pech gegen Concordia. Doch zu stark dürfen die Freiämter nicht in Kategorien wie «Glück» und «Pech» denken. Die Spieler dürfen nicht anfangen zu glauben, dass sie an der Lage nichts ändern können. Dalvand betont, dass man dem Team nicht vorwerfen kann, es nicht zu probieren. Ja, es war sicher ein besserer Auftritt als die Woche davor gegen die Black Stars Basel. Diesmal kamen die Freiämter immerhin zu Torchancen. Diese wurden aber nicht genutzt, das Spiel verloren. Solange keine Punkte geholt werden, hält die Krise an.
Nach unten orientieren
In den letzten fünf Spielen gab es vier Niederlagen und nur ein Unentschieden. Fünf Punkte trennen Wohlen vom Abstiegsplatz. An das ursprüngliche Saisonziel, vorne mitzuspielen, ist nicht zu denken. Das Team muss Punkte sammeln, um Abstand nach unten zu gewinnen.
In der Vorrunde haben die Freiämter nur noch eine Gelegenheit dafür. Am Samstag, 17 Uhr, empfangen sie den FC Bassecourt. Die Jurassier haben nur einen Punkt Rückstand auf den FCW. Dalvand: «Ich will gar nicht zu weit vorausschauen. Dafür haben wir danach eine genug lange Winterpause. Jetzt müssen wir uns wirklich noch einmal fokussieren und gegen Bassecourt alles raushauen.» Es wäre enorm wichtig. Irgendetwas muss beim FC Wohlen passieren. So wie jetzt kann es nicht weitergehen, ansonsten droht der Verein tatsächlich in Abstiegsgefahr zu rutschen. Und mit einer weiteren Niederlage zum Abschluss der Vorrunde würde die Winterpause mit grossen Sorgen beginnen.
«Der Ball will einfach nicht rein»
Frust bei Wohlen-Trainer Piu
Wohlen-Trainer Piu ist nach dem Spiel frustriert. «Pfostenschuss, Lattentreffer, Elfmeter. Aber der Ball will nicht rein und wir verlieren.» Er erklärt, dass das Ziel für das Spiel gegen Concordia war, defensiv kompakt zu stehen. Das ist den Wohlern auch gelungen – bis zum Fehler von Golaj in der 36. Minute. «Es ist bitter, dass sie aus der ersten Torchance gleich das 1:0 machen. Aber der Fehler darf uns so auch nicht passieren. Edison Golaj sieht den Gegenspieler vor sich und läuft nicht mit.» Ansonsten bemängelt Piu teilweise das Passspiel in der ersten Halbzeit, macht der Mannschaft aber sonst keine grösseren Vorwürfe. «Wir hätten einige Bälle besser spielen können und wären so zu noch mehr Chancen gekommen. Insgesamt sind aber Willen und Disziplin da. Der Ball will momentan einfach nicht rein. Nach so einem Spiel frage ich mich, was wir machen müssen, damit sich das endlich bessert.»
Auf der Suche nach Lösungen
Der FC Wohlen ist in einer schwierigen Situation. Eine, die sich auf das Selbstvertrauen der Mannschaft auswirken kann. «Wir haben bisher nicht aufgegeben. Ich glaube auch nicht daran, dass wir es jetzt werden. Das letzte Spiel der Vorrunde haben wir zu Hause. Ich glaube, dass die Jungs noch einmal alles geben werden.»
So richtig scheint der Trainer auch keine Lösung für die momentane Lage zu sehen. Aus Wohler Sicht bleibt zu hoffen, dass er die Mannschaft gut auf das Spiel gegen Bassecourt einstellen kann. Wenn das Team die Negativserie nicht stoppen kann und mit vier Niederlagen in Folge in die Winterpause geht, wird seine Arbeit nicht leichter werden. --jl


