«Natürlich bin ich enttäuscht»
29.04.2025 BremgartenStefan Dietrich nicht gewählt
Stefan Dietrich unterliegt bei den Wahlen für das kantonale SP-Präsidium dem Duo Lucia Engeli und Anja Gestmann. Der Bremgarter holte sich 66 Stimmen und die neuen Co-Präsidentinnen 101 Stimmen. --red
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Stefan Dietrich nicht gewählt
Stefan Dietrich unterliegt bei den Wahlen für das kantonale SP-Präsidium dem Duo Lucia Engeli und Anja Gestmann. Der Bremgarter holte sich 66 Stimmen und die neuen Co-Präsidentinnen 101 Stimmen. --red
Stefan Dietrich verpasst die Wahl als SP-Aargau-Präsident
Nach drei gemeinsamen Jahren mit Nora Langmoen wollte der Bremgarter Grossrat Stefan Dietrich das kantonale SP-Präsidium künftig alleine führen. Doch mit seiner Kandidatur ist er nun derjenigen von Lucia Engeli und Anja Gestmann unterlegen.
Marco Huwyler
Es war schon ein wenig eine Leere, die sich in Stefan Dietrich breitmachte am Samstagabend. Monatelang hatte er geweibelt, gesprochen, debattiert, geworben und gekämpft. Für seine Kandidatur als alleiniger SP-Aargau-Präsident. «Ich habe das Amt sehr gerne ausgeübt und hätte dies weiter sehr gerne getan», sagt er, der bis Samstag drei Jahre lang Co-Präsident an der Seite von Nora Langmoen war. «Natürlich bin ich deshalb enttäuscht und ein Stück weit traurig, dass es nun nicht gereicht hat.» Doch irgendwie war da auch Erleichterung, als das Resultat feststand. «Ich habe alles gegeben und mich richtiggehend ausgepowert. Es ist auch eine Last, die nun abfällt, und ich muss mir keine Gedanken mehr um diese Wahl machen.»
Unerwartet klar
Am Ende war es deutlich – überraschend deutlich, für alle Beteiligten. Zwischen Dietrich und der weiblichen Gegenkandidatur des Duos Lucia Engeli und Anja Gestmann war gemeinhin ein knappes Rennen erwartet worden. Mit 101 zu 66 Stimmen war es dann aber eine klare Sache zuungunsten des Bremgarters. Dabei waren die Voten am Parteitag in Lenzburg ausgeglichen. «Ich habe mich sehr gefreut über die Unterstützung. Gerade auch über diejenige aus Bremgarten», sagt Dietrich. Unter anderem hatte Jonas Meier von der SP Bremgarten Zufikon am Rednerpult energisch für seinen Parteikollegen geworben. Dietrich seinerseits hatte mit seinen eigenen letzten Ansprachen vor der Wahl durchaus überzeugt. «Für meine Rede erhielt ich viel Lob», sagt er denn auch. Doch die Meinung der Genossinnen und Genossen war vielerorts schon vor dem Parteitag gemacht. «Letztlich haben Engeli und Gestmann wohl schlicht noch besser mobilisiert», sagt Dietrich.
Welche Rolle spielte die Frauenfrage?
Gerade im Endspurt hatte das Duo Gas gegeben und intensiv Wahlkampf betrieben. Was zu zweit natürlich auch einfacher ist als allein. Ein Pluspunkt, den dem Duo auch viele Delegierte für die kommende Amtsausübung zurechnen. Die zusätzlichen Kapazitäten eines Co-Präsidiums waren immer wieder Thema im Vorfeld der Wahl. Genauso wie die Frauenfrage. Eine weibliche Doppelspitze klingt in SP-Kreisen für manche attraktiver als ein männlicher Solo-Präsident. Auch wenn dem Dietrich keine allzu grosse Bedeutung beimessen will. «Es kann schon sein, dass dies bei Einzelnen im Hinterkopf mitspielte. Doch dass ich deswegen gross benachteiligt gewesen wäre und nicht auf die Inhalte geachtet wurde, habe ich keineswegs gespürt.»
Ein fairer Verlierer
Dietrich gab sich auch sonst als fairer Verlierer. Noch auf der Bühne nahm er die Siegerinnen in die Arme und beglückwünschte die beiden. Später stiess man in den Nachwahlfeierlichkeiten gemeinsam auf die Zukunft der Partei an. «Ich werde die beiden gerne unterstützen, wenn sie meine Hilfe benötigen», sagt Dietrich. «Überhaupt werde ich mich in den nächsten Jahren innerparteilich nicht verstecken oder untertauchen», lächelt der Bremgarter.
Freizeit und Freiheit
Nichtsdestotrotz wird Dietrich nun auch wieder Zeit haben für anderes. «Darauf freue ich mich sehr», sagt er. Einerseits auf mehr Freizeit – andererseits aber auch darüber, seine politische Agenda wieder vermehrt selbst bestimmen zu können und klar seine eigenen Positionen zu beziehen. «Es wird schön sein, meine Schwerpunkte wieder gänzlich dort setzen zu können, wo meine Interessen und Themengebiete liegen», sagt Dietrich. Der Bremgarter Grossrat wird sich künftig neuen politischen Herausforderungen widmen, so viel scheint klar zu sein. Seine Leidenschaft für Partei und Politik ist ungebrochen. Doch zuerst ist nach der Niederlage vom Samstag nun einmal Erholung angesagt. Sechs Wochen sind es für den Lehrer noch bis zu den Sommerferien. «Dann nehme ich mir eine richtige Auszeit», sagt er.