Nach 32 Jahren ist Schluss
31.03.2023 Zufikon, Region Bremgarten1991 wagten Lisa und Ewald Wendel mit ihrer «Ewald Wendel Holzbau»-Firma den Schritt in die Selbstständigkeit. Erstellten und sanierten sie in den ersten Jahren vor allem Treppen, wuchsen die Aufgaben kontinuierlich. Besonders Umbauten und Sanierungen standen dabei im Zentrum. Das ...
1991 wagten Lisa und Ewald Wendel mit ihrer «Ewald Wendel Holzbau»-Firma den Schritt in die Selbstständigkeit. Erstellten und sanierten sie in den ersten Jahren vor allem Treppen, wuchsen die Aufgaben kontinuierlich. Besonders Umbauten und Sanierungen standen dabei im Zentrum. Das Paar hielt seine Firma bewusst klein. Jetzt löst es diese auf voraussichtlich Mitte April auf. --rwi
Bewusst klein geblieben
Lisa und Ewald Wendel lösen ihre Firma «Ewald Wendel Holzbau» nach 32 Jahren auf
Anfang 1991 wagten Lisa und Ewald Wendel den grossen Schritt in die Selbstständigkeit. 32 Jahre später gehen sie jetzt in Ruhestand. Das Kleinunternehmerpaar hat seine Firma bewusst immer klein und übersichtlich gehalten.
Roger Wetli
«Ich konnte in den letzten drei Jahrzehnten meinen Traum von einer selbstständigen beruflichen Tätigkeit leben», sinniert Ewald Wendel. «Meiner Frau Lisa bin ich unendlich dankbar, dass sie mich dabei immer unterstützt hat.» Seine Werkstatt an der Chräenbachstrasse in Zufikon ist mittlerweile zum Grossteil ausgeräumt. Er nimmt einen alten, morschen Balken der reformierten Kirche Bremgarten in die Hand, welchen er eins zu eins nachgebaut und neu eingesetzt hat, und kommt ins Schwärmen: «Ich fand es immer spannend, alte Häuser zu sanieren und dabei die Techniken der früheren Handwerker zu kopieren. Das war immer sehr lehrreich und spannend. Die Leute hatten früher nur beschränkte Hilfsmittel. Trotzdem wussten sie genau, was sie taten.»
Ewald Wendel kennt einen Grossteil der Bremgarter Altstadthäuser. Er sanierte in den letzten 32 Jahren viele von ihnen, und legte auch Hand am Rathaus Bremgarten an. «In den ersten Jahren durfte ich die Treppe des Bremgarter Spittelturms ersetzen. Das war eine grosse Herausforderung, hat aber unheimlich viel Spass gemacht», erzählt er. Und seine Augen leuchten.
Arbeiten in Spanien und Frankreich
Speziell seien aber auch die Arbeiten in Spanien und Frankreich gewesen. «Kunden aus der Umgebung von Bremgarten waren derart zufrieden mit meiner Arbeit, dass sie mich auch für Arbeiten in ihren Ferienhäusern engagierten», erinnert er sich. Also flog er zusammen mit seiner Frau Lisa ins Ausland. Diese erinnert sich: «Es waren jeweils sehr intensive Wochen, die ich aber nicht missen möchte.» Das Kleinunternehmen bediente ansonsten mehrheitlich Kunden aus einer Autodistanz von 10 bis 15 Kilometer um Zufikon. «Meist sprach sich meine Arbeit herum, sodass wir nicht gross Werbung machen mussten», so Ewald Wendel. «Ganz im Gegenteil: Immer wieder mussten wir Aufträge aus Kapazitätsgründen ablehnen. Darunter auch solche, die ich sehr gerne ausgeführt hätte.» Das habe ihn besonders im letzten halben Jahr teilweise geschmerzt, als er mit dem Ziel der Geschäftsaufgabe auf Frühling 2023 nur noch wenige Arbeiten annehmen konnte.
Selber auf Baustellen mitarbeiten
Klein zu bleiben, war Lisa und Ewald Wendel immer wichtig. Ewald Wendel wollte selber auf der Baustelle sein, handwerklich mitarbeiten, das Holz in den Händen spüren, sein Gewicht halten, ideale und historisch korrekte Lösungen finden und für die von ihm ersonnene hohe Qualität garantieren. «Das alles funktioniert nicht, wenn die Firma zu gross ist und ich deshalb mehrheitlich aus dem Büro die Arbeiten delegieren muss», weiss er aus eigener Erfahrung.
In die Selbstständigkeit wagte sich das Ehepaar 1991 mit einem Auftrag von Lisa Wendels ehemaligem Arbeitgeber. Die gelernte Hochbauzeichnerin hielt ihrem Ehemann mit Büroarbeiten den Rücken frei. «Es war immer von Vorteil, dass ich durch meine Ausbildung das Baugewerbe kannte», blickt Lisa Wendel zurück. «Dies merkte man insbesondere im Umgang mit Lieferanten und Bauherren.» Die Gründung fiel in die Zeit, nachdem die zweite Tochter geboren war. «Irgendwie konnten wir Geschäft und zwei kleine Kinder unter einen Hut bringen. Zu Beginn waren wir abends und ganze Samstage am Streichen von Bauholz und Täfer. Der Sonntag gehörte dagegen der Familie», blickt sie zurück. In den Anfangsjahren stellte das Kleinunternehmen sehr viele Treppen her. «Bei der Montage half mir damals manchmal mein Vater. Unsere erste Werkstatt war ein kleiner, aber gut ausgerüsteter Raum bei meinen Schwiegereltern mitten im Dorf Zufikon. Machten wir Gewinn, investierten wir diesen jeweils wieder in die Firma», so Ewald Wendel.
Zeitweise auch Turnhallen erstellt
Aufgrund des stetig grösseren Auftragsvolumens wuchs der Familienbetrieb in den späteren 90er-Jahren bis auf sechs Leute. Standort des Betriebs war damals Bremgarten. Die Aufträge waren sehr vielfältig und abwechslungsreich: Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser, Umbauten, Turnhallenaufstockungen, Elementbauten, sogar eine Brücke war dabei. «Ich merkte dann aber, dass mein Herz vor allem für Altbausanierungen und Umbauten schlägt. Hier kann ich mein Handwerk richtig ausleben», erinnert sich Ewald Wendel. Also liess das Paar das Unternehmen wieder schrumpfen. «Die neue Grösse passt zu uns. So haben wir uns bis zum Schluss wohlgefühlt», bestätigen beide. 2011 zogen sie mit der Firma wieder nach Zufikon an die Chräenbachstrasse, wo sie bis zur Geschäftsaufgabe bleiben.
Stolz sind Lisa und Ewald Wendel, dass ihre abgeschlossenen Arbeiten nur ganz selten auf Mängellisten auftauchten. Dazu kommt, dass sie mit vielen Handwerkern aus der Region auf Augenhöhe zusammengearbeitet haben. «Zum Abschiedsapéro vor einer Woche kamen weit über hundert Personen. Da merkt man, wie gut man vernetzt und welche gegenseitige Wertschätzung vorhanden ist», so Lisa Wendel. Hand in Hand arbeitete Ewald Wendel Holzbau viel mit der Schaufelbühl Architekten GmbH in Bremgarten. «Wir verstanden uns vor allem bei Altbausanierungen mit der Zeit fast blind», ist Ewald Wendel dankbar. «Ich habe mich als Teil des Gewerbes dieser Region immer sehr wohlgefühlt.»
Auflösung statt Weitergabe
Nicht geplant war, dass Lisa und Ewald Wendel jetzt ihr Geschäft auflösen und keinem Nachfolger übergeben. «Wir haben nach einer möglichen Person Ausschau gehalten, aber niemanden gefunden, der es mit derselben Philosophie und Leidenschaft weiterführt», bedauert Ewald Wendel. «Das tut weh.» Deshalb verkaufen er und seine Frau jetzt sämtliche Maschinen und Werkzeuge. Ziel sei es, Mitte April die Werkstatt ihrem Vermieter zu übergeben, der bereits einen Nachfolger gefunden habe. Pläne, was sie danach tun werden, hat das Paar noch nicht. «Wir lassen jetzt alles auf uns zukommen und möchten das Leben etwas spontaner führen als in den letzten 32 Jahren», so Lisa Wendel. Ihr Ehemann fügt an: «Es war in den vergangenen Monaten bereits merkwürdig, weniger Telefonate zu erhalten. Wir schätzten den Kontakt mit den Kunden und den anderen Handwerkern immer sehr. Diese jetzt nicht mehr regelmässig zu sehen, wird eine grosse Umstellung sein. Wir freuen uns aber auf den neuen Lebensabschnitt.»