Muri überfährt Mutschellen
12.12.2023 Handball, SportHandball, 1. Liga: HC Mutschellen – TV Muri 28:39 (12:16)
In den ersten Minuten musste man ein Debakel für Mutschellen befürchten. Diese fingen sich jedoch auf und konnten den Rückstand bis zum Seitenwechsel deutlich verringern. Doch es gab keine ...
Handball, 1. Liga: HC Mutschellen – TV Muri 28:39 (12:16)
In den ersten Minuten musste man ein Debakel für Mutschellen befürchten. Diese fingen sich jedoch auf und konnten den Rückstand bis zum Seitenwechsel deutlich verringern. Doch es gab keine Wende für die Mutscheller, trotz des Comebacks eines Routiniers. Der TV Muri powerte.
Alexander Wagner
Zu Beginn überfuhr der TV Muri auswärts die Mutscheller richtiggehend. Nach vier Minuten stand es 0:4. Nach acht Minuten 1:7. So sah sich Mutschellens Trainer Jan Sedlacek bereits sehr früh genötigt, das erste Time-out zu nehmen. Doch viel besser wurde es nicht, Muri zog auf 4:11 davon. Dass es für Mutschellen nicht noch schlimmer kam, lag auch an Goalie Michael Brem. Obwohl er oft hinter sich greifen musste, konnte er zahlreiche Bälle abwehren. Am Ende hatte er eine Quote von 32 Prozent. Und dies obwohl ihn seine Vorderleute oft alleine liessen.
40-jähriger gibt Comeback
Erst allmählich schienen die Gastgeber im Spiel anzukommen und konnten den Rückstand kontinuierlich verringern. Dies lag zum einen daran, dass die Mutscheller ihre Fehlerquote deutlich tiefer halten konnten, zum anderen weil Muri nicht mehr so konsequent deckte. «Wir können nicht so über 60 Minuten decken», gibt Muris Trainer Mimmo Di Simone offen zu. Sie agierten mit einer 6:0-Abwehr, machten viel Druck auf die Flügel, damit sie Ivan Milicevic aus dem Spiel nehmen konnten. Ihm gelangen trotzdem acht Treffer, und er war damit der beste Werfer seines Teams. Jedoch nur fünf aus dem Spiel heraus.
Mutschellens Captain Pascal Baur rechnete eigentlich nicht mit einem Einsatz. Doch als er in die Halle kam, merkten die Mutscheller, mit wie wenig Personal sie antreten können. So holte er flugs seine Tasche und machte sich trotzdem bereit. Er kam aber nur zu wenigen Kurzeinsätzen in der Abwehr. Seine Rückenbeschwerden liessen einen Einsatz am Kreis in der Offensive nicht zu, da gerade Rotationsbewegungen enorm schmerzen. «Wir müssen Pascal schützen», meinte auch Trainer Sedlacek. Weil die Personaldecke bei Mutschellen immer dünner wird, gab der 40-jährige Walber Miranda sein Comeback – und er fiel überhaupt nicht ab und erzielte fünf Treffer – dies aus nur acht Versuchen. Einmal konnte er im Gegenstoss sogar einen seiner legendären und athletischen Sprungwürfe einstreuen, bei dem er mit beiden Beinen abspringt. Er gab alles für seine Mannschaft, aber nach 50 Minuten musste er mit Krämpfen die Segel streichen.
Kurze Aufholjagd
Bis zur Pause konnte Mutschellen den Rückstand auf vier Treffer verkürzen. Und manch einer der 170 Zuschauer in der Kreisschule Mutschellen hoffte vielleicht insgeheim auf eine Wende. Doch es kam anders: Muri legte bereits wie im ersten Umgang mit Vollgas los und zog gleich auf 12:19 davon, bald hatten die Murianer zehn Tore Vorsprung und die Entscheidung in diesem Derby war gefallen.
Dass es nicht zu einem Durchmarsch der Murianer kam, lag auch an ihnen selber: «Wenn wir im Vorsprung liegen, lassen wir oft nach. Dann haben wir das Gefühl, dass wir alles im Griff haben», weiss Noel Angehrn, der mit elf Treffern der erfolgreichste Schütze seines Teams war. Gerade als sein Team gleich zwei Zeitstrafen kassierte, deckten die Mutscheller offensiv und Muri wusste nicht mehr richtig weiter. Da schnappte sich Angehrn mehrmals den Ball und wuchtete das Leder diskussionslos in die Maschen. Manchmal kann Handball so einfach sein.
Zum Schluss ein Brocken
Für Mutschellen wird es zunehmend komplizierter, die Personalsituation wird sich nicht gleich entspannen und hinten rückt Ehrendingen, das lange abgeschlagen am Tabellenende lag, immer näher. Und das letzte Spiel des Jahres auswärts in Pratteln ist jetzt kurz vor Weihnachten auch nicht gerade ein Geschenk, das man nur noch auszupacken braucht.
«Das war halbwarm»
Der Start missriet Mutschellen komplett. «Wir waren zu nervös», sagt Trainer Jan Sedlacek. «Wir haben noch nie vorher in dieser Konstellation gespielt.» Captain Pascal Baur dürfte mit seinen Rückenproblemen gar nicht mehr spielen. Nächste Woche sucht er einen Spezialisten auf. «Über Weihnachten muss ich mir Gedanken machen, wie es weitergeht», erklärt Baur. Im Januar ist er sowieso nicht dabei, egal was die Untersuchungen ergeben. Der Kreisläufer unternimmt eine ausgedehnte Reise mit seiner Familie. Berger, Birac und Vukadin sind verletzt. So wurde Walber reaktiviert. «Wir mussten den Rückraum total umstellen, das verunsicherte uns», so der Trainer. Und: «Wir haben nicht konsequent abgeschlossen. Das war halbwarm», bedauert Sedlacek.
Da half es auch nicht, dass die Schiedsrichter nach der Pause wie wild Strafen verteilten. Nach 39 Minuten musste Gündel nach der dritten Zeitstrafe vorzeitig unter die Dusche. So wurde die Aufstellung erneut durcheinandergewirbelt. Es war ein hartes Spiel, aber völlig im Rahmen. Mutschellen kassierte zehn Strafen und Muri fünf. Die Verteidiger wussten nicht mehr, was sie sich jetzt in der Abwehr leisten konnten und die Verunsicherung war bei beiden Teams zu spüren.
Während Mutschellen sich darum kümmern muss, dass sie genügend Spieler auf die Platte bringen, haben die Murianer andere Sorgen auf höherem Niveau: Sie konnten sich mit dem Sieg in der Spitzengruppe festsetzen. Doch die Saison gleicht ein wenig einer Berg- und Talfahrt. «Die Konstanz ist nicht zufriedenstellend», bringt es Teamleader Jan Heusi auf den Punkt. Die Murianer müssen nächsten Samstag auswärts in Muotathal gegen Gwerder, Schelbert und Co. antreten. Die Innerschweizer haben nur einen Zähler weniger auf dem Konto. --awa