Michelle Andres an den Bahn-Europameisterschaften in Grenchen
Die Bahn-Europameisterschaften in Grenchen sind der Startschuss zur Olympia-Qualifikation für die Schweizer Radsportler. Auch die Hägglingerin Michelle Andres startet an der Heim-EM und will ...
Michelle Andres an den Bahn-Europameisterschaften in Grenchen
Die Bahn-Europameisterschaften in Grenchen sind der Startschuss zur Olympia-Qualifikation für die Schweizer Radsportler. Auch die Hägglingerin Michelle Andres startet an der Heim-EM und will möglichst viele Punkte sammeln, die sie einer Teilnahme in Paris 2024 näher bringen.
Josip Lasic
Die Freude über die Heim-Europameisterschaft ist für Michelle Andres grösser als der Druck, den so ein Ereignis mit sich bringen kann. Kein Wunder. Die letzte Heim-EM ist keine zwei Jahre her. «Dort konnten wir Erfahrungen sammeln und sehen, dass es gar nichts Schlimmes ist, wenn man vor eigenem Publikum, Familie und Freunden auftritt. Im Gegenteil. Während der Wettkämpfe ist man genauso fokussiert wie auf anderen Bahnen. Es ist schön, wenn Leute aus dem Umfeld an die Rennen kommen und wir auf unserer bewährten Bahn antreten dürfen», erzählt die 25-Jährige. «Das nimmt Druck von uns und wir können uns auf die Rennen freuen. Denn so schnell wird kein Grossanlass mehr nach Grenchen kommen.»
2021 war die Schweiz nämlich kurzfristig als EM-Gastgeber eingesprungen, weil Weissrussland die Wettkämpfe entzogen wurden. So kommt es, dass die EM innerhalb eines so kurzen Zeitraums zweimal in Grenchen ausgetragen wird. Ein Glücksfall für die Freiämterin, dass sie so bereits Heim-EM-Erfahrung sammeln konnte. Denn dieses Jahr geht es um Punkte für die Olympia-Qualifikation.
Die Premiere im Omnium
Ziel der Radsportlerin ist, 2024 in Paris an den Olympischen Spielen mit dabei zu sein. Dementsprechend hat sie auch ihr Programm für die EM angepasst. An der Teamverfolgung wird Andres diesmal nicht teilnehmen. «Die Chancen auf eine Olympia-Qualifikation sind vergleichsweise gering für die Schweiz. Deshalb fokussiere ich mich auf die Wettkämpfe, wo ein Olympia-Ticket realistisch ist.»
Heute Freitag startet sie in der Disziplin Omnium. Zum ersten Mal in ihrer Karriere wird sie dort antreten. «Eine grosse Ehre, dass ich dabei sein kann. Das bedeutet, dass mir unsere Trainer zutrauen, mich für Paris zu qualifizieren.» Übermorgen Sonntag fährt Andres dann mit Teamkollegin Aline Seitz beim «Madison». Ebenfalls eine Olympiadisziplin. Ein gutes Omen könnte sein, dass die Hägglingerin an der letzten Heim-EM vor anderthalb Jahren – damals an der Seite von Léna Mettraux – einen starken 4. Platz holen konnte. «Eine Klassierung unter den besten fünf wäre grossartig. Da es aber um Olympiatickets geht, wird die Konkurrenz deutlich grösser sein als noch vor zwei Jahren», so Andres. Allgemein will sie sich deshalb nicht auf Platzierungen fokussieren bei ihrer Zielsetzung. «Im Madison wollen wir möglichst viele Punkte in Richtung Olympiaqualifikation holen. Und im Omnium trete ich zum ersten Mal an. Wenn ich meine bestmögliche Leistung abrufe, kann ich mir nichts vorwerfen.»
Fokus auf Leistung, nicht auf Platzierungen
Gestern Donnerstag (nach Redaktionsschluss) startete Michelle Andres bereits in der Elimination. Keine Olympia-Disziplin, aber eine, wo man der Freiämterin einiges zugetraut hat. Letztes Jahr, an der EM in München, konnte sie den 5. Platz erkämpfen. «Im Vorfeld hiess es, dass ich an der Heim-EM da sicher einen Podestplatz holen kann. In der Zwischenzeit bin ich aber auch eine WM gefahren und dort gestürzt. Es hängt von so vielen kleinen Dingen ab, welchen Rang man erreicht, deshalb will ich mich da nicht drauf fokussieren.»
Die Radsportlerin will an der Europameisterschaft in Grenchen ihr Bestes geben und den Heimvorteil so gut es geht nutzen. Ausserdem möchte sie die Wettkämpfe heil überstehen und sich nicht verletzen. Kommende Woche geht es bereits an den ersten Weltcup in Jakarta. «Die Weltcups zählen auch zur Olympiaqualifikation. Es sind noch einige Wettkämpfe bis dahin. Die Entscheidung fällt erst im kommenden Jahr.» Deshalb will sie sich auch vom Gedanken an Olympia nicht unter Druck setzen lassen. Auch wenn sie Paris sicher bei jedem Wettkampf im Hinterkopf hat.