Mit Humor geht es meist besser
07.01.2025 DottikonDottikon kombinierte auch dieses Jahr wieder die Neuzuzügerbegrüssung und den Neujahrsapéro
Die Kombination hat Tradition in Dottikon: Erst erfahren die neu Zugezogenen Interessantes über das Dorf. Dann dürfen sie gleich mit der Bevölkerung ...
Dottikon kombinierte auch dieses Jahr wieder die Neuzuzügerbegrüssung und den Neujahrsapéro
Die Kombination hat Tradition in Dottikon: Erst erfahren die neu Zugezogenen Interessantes über das Dorf. Dann dürfen sie gleich mit der Bevölkerung aufs neue Jahr anstossen. Trotz allen Krisen solle man optimistisch in die Zukunft schauen, empfahl Ammann Roland Polentarutti.
Chregi Hansen
Dass das Leben in Dottikon nicht still steht, beweist der Imagefilm, den die Gemeinde vor sechs Jahren produzieren liess und der den Neuzuzügern immer gezeigt wird. «Vieles schaut zwar immer noch gleich aus, aber einiges hat sich auch verändert seither», erklärt Gemeindeammann Roland Polentarutti in seiner Begrüssung. Das gilt insbesondere für den im Film gezeigten Dottiker Wein. Den gibt es zwar immer noch, allerdings hat die Flasche eine neue Form und eine neue Etikette. Und vor allem wird der Rebberg nicht mehr von Ernst Gisi bewirtschaftet, sondern durch drei junge Hägglinger. «Es bleibt trotzdem ein Dottiker Wein», versichert der «Amme».
Wie sich die Gemeinde verändert, macht aber vor allem ein Blick in die Geschichte deutlich. So war Dottikon 1875 noch ein kleines Bauerndorf rund um die Tieffurt. Inzwischen ist die Gemeinde stark gewachsen. So zählte man in den letzten zwölf Jahren rund 1000 Zuzüger. Aktuell leben 4263 Personen im Dorf, davon sind 41,6 Prozent Ausländer. «Der hohe Anteil hat Tradition bei uns und hat mit der Industrie zu tun, vor allem mit der Bally-Fabrik», erklärt Polentarutti.
Das Problem der Grenzen
Das Ballygebiet sorgt heute für viel Verwirrung. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Gemeinden sind nicht allen klar. «Immer wieder wollen sich Neuzuzüger aus dem Ballygebiet auf unserer Verwaltung anmelden, dann müssen wir sie nach Villmergen schicken, obwohl ihre Adresse die Postleitzahl von Dottikon hat», berichtet der Ammann. Auch der Bahnhof liegt, obwohl er mit Dottikon-Dintikon angeschrieben ist, auf Villmerger Boden. Ganz speziell ist die Situation am Ballyweg selbst. Je nachdem, auf welcher Strassenseite man lebt, gehört man zu Villmergen oder zu Dottikon. So gelten hier beispielsweise unterschiedliche Regelungen beim Bauen.
Die anwesenden Neuzuzüger erfahren viel Spannendes über ihr neues Zuhause. So etwa, dass die Einwohnerzahl zwar steigt, der Steuerfuss aber sinkt. Zudem stellen sich die Mitglieder des Gemeinderates auf humorvolle Art vor. So versichert etwa Vizeammann Patrick Keller, dass er als Ressortverantwortlicher für die Finanzen die Steuererklärungen zwar nicht einsehen kann. «Aber wenn Sie nicht zahlen, lernen Sie mich kennen», fügt er schmunzelnd an. Laurenz Meier wiederum erklärt, dass das Schulhaus Risi, in dem der Anlass stattfindet, schon zu seiner Schulzeit existiert hat. «Und es hat sich fast nicht verändert. Ein Zeichen, dass gut geplant wurde.» Heidi Hegglin berichtet, wie sie als ehemalige Schulpflegerin als Gemeinderätin angefragt wurde, «weil noch ein Opfer gesucht wurde». Sie habe den Entscheid aber nie bereut. Und Benjamin Meier, erst seit einem halben Jahr im Amt, erklärt, dass er selbst erst seit zehn Jahren in Dottikon wohnt, aber gerne Verantwortung übernimmt.
Erfreut über das grosse Engagement
Anschliessend findet gleich der Neujahrsapéro statt. Wobei der Begriff Apéro irreführend ist, weil die Küche des Restaurants Güggel ein währschaftes Znacht serviert. Empfangen werden die Neuzuzüger und die übrige Bevölkerung durch die Klänge der Musikgesellschaft – auch das hat längst Tradition im Dorf. Und Roland Polentarutti nutzt die Möglichkeit für ein paar Worte an die Dottiker. Zuerst schaut er auf den Anlass vor einem Jahr zurück. Damals hatte der Gemeindeammann drei Wünsche formuliert: mehr Toleranz, mehr Engagement und mehr Humor. Seiner Ansicht nach seien diese Wünsche in Erfüllung gegangen. «Die Gemeinde hat bei der Flüchtlingsunterkunft Toleranz bewiesen. Der Aufmarsch und das Engagement an den beiden Gemeindeversammlungen waren jeweils sehr gross. Und manchen Leserbriefen im amtlichen Anzeiger konnte man nur mit viel Humor begegnen», so der Ammann.
Allerdings, so Polentarutti, werde das Jahr 2024 auch als eine Zeit der Krisen, Kriege und Unwetterkatastrophen in die Geschichte eingehen, von denen die Schweiz zwar nur am Rand, aber eben doch indirekt auch betroffen sei. Und trotzdem fordert er alle auf, optimistisch in die Zukunft zu blicken, der Jahreswechsel sei doch der ideale Zeitpunkt dafür. In diesem Sinn wünscht Roland Polentarutti allen Anwesenden gute Gesundheit, viel Erfolg und ganz viele schöne Stunden. Denn gemeinsam lassen sich Krisen eben besser ertragen.


