Mit der Sonne kochen
28.07.2023 Zufikon, Region BremgartenMenüs mit Sonnenwärme
Die Kraft der Sonne kann nicht nur genutzt werden, indem man ihre Strahlen in Strom umwandelt, sondern auch, um ganze Menüs zuzubereiten. Die Zufikerin Regula Waldispühl tut dies seit rund 10 Jahren von April bis Oktober fast ...
Menüs mit Sonnenwärme
Die Kraft der Sonne kann nicht nur genutzt werden, indem man ihre Strahlen in Strom umwandelt, sondern auch, um ganze Menüs zuzubereiten. Die Zufikerin Regula Waldispühl tut dies seit rund 10 Jahren von April bis Oktober fast täglich mit einem Solarkocher. Die Speisen garen dabei während rund vier Stunden. «Nur etwas experimentieren muss man», lacht die Zufikerin. --rwi
Regula Waldispühl kocht Speisen an sonnigen Tagen ohne Strom, Gas und Holz
Seit zehn Jahren besitzt die Zufikerin Regula Waldispühl einen Solarkocher. Und seither bereitet sie Speisen für sich und ihren Mann von April bis Oktober fast täglich mit dieser stromlosen Alternative zu. Sie ist begeistert.
Roger Wetli
«Die Zubereitung mit dem Solarkocher benötigt zwar dreimal mehr Zeit als auf dem Kochherd oder im Backofen, dafür kann ich zwischendurch weggehen, ohne dass etwas anbrennt», spricht Regula Waldispühl von den Vorteilen ihrer Solarkochkiste. Diese erwärmt die Speisen, indem ein aufgeklappter Spiegel die Sonnenstrahlen in einen durch ein Doppelglas verschlossenen kleinen Raum leitet, wo sich die Luft auf 130 Grad Celsius erwärmt. «Ab 80 Grad Celsius funktioniert der Solarkocher. Je nach Sonneneinstrahlung wird diese Temperatur bereits nach 30 Minuten erreicht.»
Jede Wolke wahrgenommen
Zur Demonstration kocht Regula Waldispühl in verschiedenen Töpfen und Pfannen Reis, Krautstil mit Tomaten, Kichererbsen an einer Tahinsauce und harte Eier. All das zeichnet sich durch einen hervorragenden und sehr bekömmlichen Geschmack aus. «Es funktionieren sehr viele Gerichte mit dem Solarkocher. Reis braucht einfach nicht so viel Wasser, weil in der Kiste deutlich weniger verdunstet.» Es sei ein Niedergaren mit eher tiefen Temperaturen. «Gef lügel schmeckt zum Beispiel hervorragend», erklärt die Zufikerin. Sie liebt es, immer wieder neue Speisen auszuprobieren. «Dabei durfte ich feststellen, dass er für das Kochen von Teigwaren ungeeignet ist. Braten dagegen werden wunderbar.»
Die Seniorin unterrichtete früher verschiedene Fächer an den Schulen. «Mit dem Solarkocher hat man vor allem Aufwand vor dem eigentlichen Kochen. Als ich noch berufstätig war, stellte ich die Kiste vor dem Unterricht so hin, dass die Sonne etwa eine Stunde vor dem Mittagessen am stärksten hineinschien. Bei der Arbeit habe ich dann jede Wolke registriert und gehofft, dass die Sonneneinstrahlung doch noch reicht», lacht sie. Das richtige Ausrichten der Kiste brauche etwas Erfahrung, mache aber ebenfalls grossen Spass. Grundsätzlich sei der Solarkocher das ganze Jahr einsetzbar. In den Wintermonaten stelle sie ihn aber in der Regel nicht nach draussen.
Druck auf Abholzung mildern
Auf diese alternative Art zu kochen, kam Regula Waldispühl vor etwa zehn Jahren in Winterthur. «An Afropfingsten sah ich, wie jemand damit Reis zubereitet hat. Das faszinierte mich», erinnert sie sich. Also nahm sie mit dem Verein «Ades» aus Mettmenstetten Kontakt auf, der damals diese Kiste demonstrierte. «Bald darauf durfte ich in einem Workshop die Kiste bauen, die wir noch heute in unserem Garten einsetzen», lacht sie. Und nicht nur das: Die Zufikerin engagiert sich heute als Mitglied des Vereins, in dem sie an Märkten die Technik der Solarkocher zeigt und für den Verein Kuverts verpackt. «Ades» selbst engagiert sich mit seinen Kisten aber nicht primär in der Schweiz, sondern in Madagaskar. «Wir als Verein versuchen damit die letzten Wälder dieser Insel zu retten. Denn der Solarkocher benötigt kein Brennholz und ist deshalb eine einfach zu bauende Alternative zu Feuerstellen», erklärt sie. Die Zufikerin weiss: «Bereits im Zweiten Weltkrieg wurde in der Schweiz teilweise mit einer ähnlichen Methode gekocht.»
Zuerst etwas skeptisch über die Kiste war Regula Waldispühls Mann Ueli. «Ich habe dann doch schnell das Potenzial dieser Kochmethode entdeckt und bereite ab und zu selber damit Speisen zu», erklärt er. Ihn fasziniere unter anderem am Solarkocher, dass damit die Sonnenstrahlen genutzt werden können, ohne dass man in irgendeiner Weise elektrischen Strom benötigt. «Es ist ein komplett autonomes System, mit dem man doch einiges an Kochenergie sparen kann.» Und seine Frau ergänzt: «Die Solarkocher sind sicher auch in der Schweiz sinnvoll. Dazu braucht es im Minimum nur einen Balkon mit direkter Sonneneinstrahlung.» Regula Waldispühl wird weiterhin mit dieser Methode kochen und verschiedene Speisen ausprobieren. «Dörren funktioniert zum Beispiel ebenfalls. Und wenn doch mal etwas nicht rechtzeitig essbereit ist oder schief geht, kann ich immer noch in der regulären Küche nachhelfen.»