Mit dem Kuzeb feiern
23.09.2025 Kultur, BremgartenFür immer Kuzeb
Gelungenes Festival anlässlich der Rettung des autonomen Kulturzentrums Bremgarten (Kuzeb)
Rund 1000 Menschen haben am Wochenende vor dem Stadtschulhaus eine friedliche und kreative Feier begangen.
...Für immer Kuzeb
Gelungenes Festival anlässlich der Rettung des autonomen Kulturzentrums Bremgarten (Kuzeb)
Rund 1000 Menschen haben am Wochenende vor dem Stadtschulhaus eine friedliche und kreative Feier begangen.
Marco Huwyler
Zum Abschluss der Kampagne folgte nochmals ein richtiger Höhepunkt. Ein Festival, das die erfolgreichen, kollektiven Anstrengungen der letzten Monate würdigte. Im vergangenen halben Jahr waren unter dem Slogan «Kuzeb bleibt!» über eine halbe Million Franken Spendengelder gesammelt worden. Gemeinsam mit einem Grosssponsor konnten so jene die ehemalige Kleiderfabrik kaufen, welche sie zuvor über drei Jahrzehnte lang besetzt hatten. Ein ungewöhnlicher, besonderer Bremgarter Vorgang, der schweizweit Schlagzeilen machte. Und einer, welcher von den Kapitalismusskeptikern, die dort ein und aus gehen, von existenzieller Bedeutung war und wofür sie sich auf ungewohntes Terrain wagen mussten.
Ein Fest für alle
Nun durften sie den gelungenen Abschluss einer Kampagne hochleben lassen, die nicht nur in finanzieller Hinsicht ein voller Erfolg war. Das Festival «Kuzeb für immer», das an diesem Wochenende stattgefunden hat, passte bestens ins Bild eines Vereins, der sich in jüngerer Vergangenheit zugänglich zeigte wie selten. Und so ging auf dem Stadtschulhausplatz und eingangs der Promenade an diesem Wochenende ein Anlass über die Bühne, der von einer breiten Bevölkerungsschicht besucht wurde und zahlreichen Menschen in und um Bremgarten zwei überaus gelungene Herbstabende bescherte.
Zweitägiges Festival vor dem Stadtschulhaus erfreute zahlreiche Besucher
Die Rettung ihres autonomen Kulturzentrums nahmen die Kuzebler zum Anlass, ein grosses Bremgarter Volksfest steigen zu lassen. Der Verein präsentierte sich dabei im besten Licht und sorgte für viele glückliche Gesichter.
Marco Huwyler
Normalerweise spielen sie hier Pétanque. Doch der ältere Herr ist sich mittlerweile gewohnt, dass auf «seinem» Kiesspielplatz auch fröhliche Feste steigen. An diesem Samstagabend ist es aber nicht «nur» die Spielbar, welche hier an prominenter Bremgarter Lage das fröhliche Beisammensein zelebriert. Das Wochenende vor dem Altstadteingang steht ganz im Zeichen des Kuzeb. Unter dem Slogan «Kuzeb für immer» feiert der Verein die gelungene Rettung seines autonomen Kulturzentrums. Man hat dazu ganz Bremgarten und alle, die es mit dem Kuzeb halten, eingeladen mitzufeiern. «In erster Linie wollen wir einfach nur Danke sagen», lächelt Vereinsmitglied Tobias Estermann.
Vielfältig wie der Verein selbst
Das ist dem Verein eindrücklich gelungen. Über 1000 Menschen feierten an den beiden Tagen ein fröhliches Fest.
Und wer sich auf dem Areal rund um den Pyramidenbrunnen umschaute, der sah die unterschiedlichsten Gesichter. Längst nicht nur solche, die der Normalo dem linksalternativen Spektrum zuordnen würde, in welchem man den Verein gemeinhin verortet. Da waren kleine Kinder, die es sichtlich genossen, mal etwas länger aufbleiben zu dürfen, und angebotenen Kinderattraktionen frönten. Feierlustige, welche die Gelegenheit wahrnahmen, den verschiedenen gelungenen Gratiskonzerten beizuwohnen. Aber auch viele ältere Semester, wie der eingangs erwähnte Pétanque-Freund, welche einfach nur dahöckelten mit ihrem Getränk an einem lauen Herbstabend und die positive Stimmung des Anlasses aufnahmen.
Es gab keinen Zweifel: Der Verein präsentierte sich an seinem Festival von seiner besten Seite und gab sich erfolgreich grosse Mühe, seinen Gästen etwas zu bieten. Die Kuzeb-Theatercrew hatte immer wieder Auftritte. Am Samstag gab es einen Spielenachmittag für Familien. Vom hauseigenen Bier, gebackenen Kuchen, bis hin zu selbst hergestellten veganen Burger-Patties wurde kulinarisch Besonderes geboten. Und musikalisch lockten Bands diverser Stilrichtungen von Pop, Reggae, Hip-Hop, elektronischer Musik bis hin zu Rockern vor das Stadtschulhaus.
Erfolg an allen Fronten
Seinen grossen Auftritt hatte auch der Bremgarter Mundart-Sänger Nick Spalinger. Dieser hatte zur Feier des Anlasses gar einen eigenen Song geschrieben. «Euses Städtli goht mit de Zyt – aber s Kuzeb blybt», heisst es dort im Refrain sinnigerweise. Nicht weniger lang als «für immer» soll das bekanntlich sein. Und entsprechend waren die Organisatoren auch froh, mit dem Anlass noch etwas für die Vereinskasse gewonnen zu haben. Denn nachdem ihnen die Herkulesaufgabe gelang, 3,75 Millionen Franken für den Erwerb der Liegenschaft zusammenzubringen, sind weitere Zustupfe willkommen, um als Neo-Hausbesitzer die anfallenden Aufgaben zu bewältigen.
«Die Abrechnungen stehen noch an, aber wir sind auch hier sehr zufrieden», sagt ein erschöpfter Estermann am Montagmorgen. Auch am Fest zeigte sich die Solidarität exemplarisch, welche den Kuzeblern im vergangenen halben Jahr von einer breiten Bremgarter Bevölkerungsschicht zuteil wurde. Und so wurde das Festival zur gelungenen Rettung des Kulturzentrums zu einem Abbild der Kampagne – und damit zu einem wunderbaren Anlass für alle.
Der Hauskauf
Anfang Jahr war bekannt geworden, dass die langjährige Besitzerfamilie Meyer die Liegenschaft der ehemaligen Kleiderfabrik in Bremgarten verkaufen möchte. Damit stand der Verein Kuzeb vor dem Verlust seiner Heimat und Identität. Das autonome Kulturzentrum in Bremgarten und der betreibende Verein sind aus einer Hausbesetzung Anfang der 90er-Jahre hervorgegangen und historisch gewachsen. Über die Jahre hinweg ist am Altstadteingang so ein Freiraum entstanden, der von vielen mannigfaltig genutzt wird. Die Besitzerfamilie hatte die Besetzung und Nutzung all die Jahre toleriert. Bei einem Verkauf an Externe wäre das Gebäude wohl geräumt worden. Die Kuzeb-Vereinsmitglieder fassten deshalb den Entschluss, selbst mitzubieten und dafür Geld zu sammeln. Die Bewegung «Kuzeb bleibt!» erhielt Flügel, als ein anonymer Millionenspender gewonnen werden konnte. Mit den Besitzern erzielte man Einigkeit über den Kaufpreis. 3,75 Millionen Franken kostet die ehemalige Kleiderfabrik, wobei der Löwenanteil von 3,25 Millionen vom Grossspender getragen wird. Dessen Bedingung war, dass der Verein eine halbe Million selbst mittels Spenden aufbringt. Das ist dem Verein in den vergangenen Monaten gelungen.