Fussball, 1. Liga classic: Wohlen – Dietikon (Samstag, 17 Uhr, Niedermatten) – Der FCW hat sich bisher unnötig eingeschränkt

Der FC Wohlen hat sich in zwei Spielen selbst geschwächt. Die Freiämter wollten nicht gegen die Ausländerregelung verstossen und achteten darauf, nur drei Ausländer gleichzeitig auf dem Feld zu haben. Doch das war gar nicht nötig – wie diese Zeitung in Erfahrung bringt.

Josip Lasic

Im Spiel gegen Rotkreuz wechselt Piu in der Halbzeitpause Andres Sandoval aus und bringt Nathan Tayey. Ein Wechsel, den er zähneknirschend vornimmt. Tayey muss rein, weil der FC Wohlen zurückliegt und er eine weitere offensive Option benötigt. Wegen verletzungsbedingter Ausfälle ist Sandoval allerdings der einzige defensive Aussenspieler, den er noch zur Verfügung hat. Seine Rolle muss Mittelstürmer Sander Kalan übernehmen. Der junge Spieler löst die Aufgabe sehr gut. Dennoch wirkt der Wechsel seltsam. «Ich musste wegen der Ausländerregelung so wechseln», sagt Trainer Piu frustriert.

Doch das musste er gar nicht. Dieser Zeitung kam diese Regelung seltsam vor, weshalb sie beim Verband und beim FCW nachgefragt hat. Es hat sich herausgestellt, dass es ein Missverständnis zu Saisonbeginn gab. Da die Freiämter mit den Franzosen Nathan Kisisa, Nathan Tayey und Amara Cissé, dem Spanier Andres Sandoval und dem Senegalesen Sangoné Sarr fünf ausländische Spieler im Kader haben, informierten sie sich, wie viele von ihnen gleichzeitig eingesetzt werden dürfen. Sie werden auf das Reglement der Ersten Liga verwiesen, wo steht, dass höchstens fünf nicht lokal ausgebildete Spieler gleichzeitig eingesetzt werden dürfen. Davon dürfen nur drei Ausländer sein.

Definition von «Ausländer» ist ausschlaggebend

Die Knacknuss ist die Definition des Schweizer Fussballverbandes des Begriffs «Ausländer». Das Quintett des FCW ist komplett nicht lokal ausgebildet. Doch Spieler aus Staaten, mit denen die Schweiz ein Freizügigkeitsabkommen hat, gelten nicht als Ausländer, sondern als nationale Spieler. Das trifft auf den Spanier Sandoval und die drei Franzosen zu, die alle aus EU-Nationen stammen. «Ausländer», nach Definition des Schweizerischen Fussballverbandes, ist beim FC Wohlen nur Sangoné Sarr. Dazu sagt Jérémy Manière, Leiter der Geschäftsstelle der Ersten Liga, gegenüber dieser Zeitung: «Die sportliche Nationalität im Sinne der SFV-Reglemente muss von der zivilen Staatsangehörigkeit getrennt werden.» Die fünf Spieler dürfen somit alle gleichzeitig auf dem Platz stehen. Schon im Spiel gegen GC U21 hat Wohlen-Trainer Piu in der Pause Mittelstürmer Kisisa vom Platz genommen, damit er Verteidiger Amara Cissé bringen kann, was so auch nicht notwendig gewesen wäre. Nach dem Hinweis dieser Zeitung nimmt der FC Wohlen erneut Kontakt mit der Ersten Liga auf und erhält ebenfalls die Bestätigung, dass die fünf Neuzugänge alle gleichzeitig eingesetzt werden dürfen. Gregorio Trovato, Sportverantwortlicher beim FCW, sagt: «Unser Sportkoordinator Ivan Benito hat es telefonisch abgeklärt und unsere Geschäftsstellenleiterin Selina Weidenmann per E-Mail. Da klang das noch ganz anders beziehungsweise war es schwammiger formuliert. Wir sind froh, dass wir jetzt Gewissheit haben. Das gibt dem Trainer mehr Spielraum.»

Abschied von Benito geplant

Apropos Sportkoordinator Ivan Benito: Sein Mandat beim FC Wohlen ist Ende Juni ausgelaufen. Die Freiämter hätten aber gerne mit ihm weitergemacht. Trovato: «Er hat schliesslich sehr gute Arbeit geleistet. Leider haben wir uns aber nicht finden können bezüglich eines neuen Vertrags. Wir werden ihn aber sicher noch gebührend verabschieden. Das hat er sich mit seiner guten Arbeit verdient.»

Kader nach wie vor dünn

Gegen Dietikon kann Piu dabei voraussichtlich wieder auf Alban Pnishi, Sangoné Sarr und Noel Romano zurückgreifen. Das wiedergenesene Trio konnte mit der Mannschaft trainieren. Fraglich ist der Einsatz von Luca Nascimento. Verletzungsbedingt fehlen Edison Golaj, Goran Karanovic, Sandi Sulejmanagic. Santiago Brunner, Leon Alimi und Torhüter Cédric Künzli. --jl