«Mir händ eu tüchtig inägleit»
28.02.2025 BremgartenDie Bremgarter Fasnacht ist eröffnet – der Stadtrat musste den Schlüssel gestern Abend abgeben
An der Fasnachtseröffnung hatte sich der Stadtrat gegen die Anklage der Schpitelturm-Clique zur Wehr zu setzen. Auszüge aus Anklage und Verteidigung. ...
Die Bremgarter Fasnacht ist eröffnet – der Stadtrat musste den Schlüssel gestern Abend abgeben
An der Fasnachtseröffnung hatte sich der Stadtrat gegen die Anklage der Schpitelturm-Clique zur Wehr zu setzen. Auszüge aus Anklage und Verteidigung.
Bei der Schlüsselübergabe am «Schmotzige Donnschtig» gestern Abend hat das Narrenvolk wieder einmal die Macht übernommen. Die Fasnächtler verfolgen das Geschehen im Städtli mit strengen Augen und wachem Ohr. Doch schlagfertig weiss sich der Stadtammann zu verteidigen.
Der Velobaum
Schpitelturm-Clique: Am Obertorplatz, oh wie famos, staht plötzlich en Baum – doch us Velo-Schrott gross. – Es Zeiche für Grüen, für d’Umwelt und d’Luft, – bald wachset da Blätter, Räder und au en Duft. – Doch mäng eine kratzt sich fragend am Kopf. Sind das ned Velos, wo mer eus klaut het, ich arme Tropf! – Die Velos, wo Bremgarte suecht, und lueg da, oh Schreck! Eusi Drahtesel thronte ganz obe im Eck! – Der Stadtrat redet: «Das isch Kunscht, das het Stil. Es Statement für Öko – das isch euses Ziel. – Doch ganz hinde im Schatte flüschterts ganz sacht: «Villiicht isches d’Polizei gsi … das wär ja glacht!» – Will vili sueched ihres Velo sit Jahre scho. Aber nie sind die Drahtesle fürecho. – Herr Stadtamme, chönd Sie mir verrate, was es söll si? Es Kunschtwerk, Diebesguet oder isch es jetzt doch d’Polizei gsi?
Stadtammann: Ir BNO, ihr wüsseds no, hät dr Stadtrat eis uf e Dechel becho. – Mer wott eifach kei höchi Hüser ha, und fangt wäge däm fasch en Grabechrieg a. – Mer sell doch gschiider in Bode ine boue, eso chönn mer dänn besser i d’Alpe gschoue. – Mer wott au sicher kein Bremgarte-Tower. – Nur scho bir Vorstellig überchämi mer Schauer. – Also guet, seit dr Stadtrat, sigs halt eso, söll ds’Volk, will’s wott, si Wille übercho. – Doch das isch jetzt halt e sone Sach. Und dr Stadtrat sinnet heimlich uf Rach. – Jetzt ändlich hät är en höche Traum, es isch vor em Spittel dr Velobaum. – Und dademit hanis jetzt allne gsäit, mir händ eu tüchtig inegläit!
Die Kurtaxe
Schpitelturm-Clique: Es isch emal in Bremgarte gsi, so friedlich und chlii, da chunt en Bürger und redt keck drii: Fründe, ich has genau kalkuliert, en Kurtaxe bringt Geld – has selber studiert. – 24 000 Übernachtige, das isch doch genial, Hotels gits chum? Das isch doch egal. – Wenn jede Tourischt brav zahlt und nöd reklamiert, denn spare mer siebe Prozent – zägg, Stüürerhöchig egalisiert. – Dä Stadtrat ghörts und nickt ganz gschickt, das Timing isch würkli perfekt usepickt. – Eusi Stüüre? Die stieget – das wüsse mer längscht. Drum isch das mit dene Kurtaxe au nur es Gspängscht. – D’Lüüt träumed vo Riichtum, Geld. Und Taxesege, wo plötzlich chunt, wie en Held. – Doch meh als en schöni Gschicht isch das nöd gsi. Herr Tellebach, wo füert das no hi?
Stadtammann: Mer wott bi öis e neui Schtüür, d’Übernachtig wird in Zuekunft tüür. – Es söll en richtig grosse Batze resultiere us enere Kur-Taxe. – Und mit däm Gäld, ich säg hurrah, chönnt de Stadtrat fröhlich i Uusgang gah. – Doch leider sind das Illusione, und mer überchunnt fascht Depressione. – Mir sind ja wirklich sehr z’beduure, bi öis chasch nämlich gar nid kure! – Und Hotels häts, oh nei, oh nei, wänd richtig zellsch fasch gar e kei! – D’Chrone isch scho längschtens Gschicht, mer kännts nur no us alte Bricht. – Dr Stadthof hät kei Zimmer meh, und Gäscht händs leider auch kei meh gseh. – Dr Adler isch immer no e Ruine, da wott ganz sicher niemer ine. – D’Sunne schiint au immer no zue, dert herrscht jedefalls e Toterueh. – Nur d’Waag, die hät – ich fröi mich immer, näbscht dr Beiz au es paar Zimmer. – Und drum isch, das lüchtet ii, mit däre Taxe halt gar nüt gsii!
Der wilde Ritt
Schpitelturm-Clique: In Bremgarte rast mer chrüz und quer. Mit dem E-Trotti isch es bsonders schwer. – Denn uf Pflaschterstei, so holprig und schräg, wird jedi Fahrt bsonders träg. – En Maa isch losdüst. Ob nüchtern? Wer weiss. Um d’Kurve am Boge wird’s dänn ganz heiss. – Isch es e Flucht oder nur es Malheur gsi. Am Schluss kracht er in voller Fahrt id Muur dri. – Sicher sind mer ide Altstadt bald nüme. Die Raser chömed immer schneller hindefüre. – Drum lueged ume bim Laufe idä Stadt. Raymond, hesches nöd au scho satt?
Stadtammann: Vor Churzem bini dur d’Märtgass gloffe, da het mi vo vorne fasch es Velo troffe. – Chuum han ich mich erholt vom Schreck, da fahrt mer eine hinde is Heck. – Dr A…, dä tuet mer hüt no weh. Derby chan ich hinde doch gar nüd gseh! – Ob Velo, ob Drürad, ob Trotti, ob Bike, graset mues wärde, es isch doch en Seich. – Mit däne E-Bikes, s’isch en Witz, bisch hütte schnäller als de Blitz. – Gfühlt jedi Minute rast son en Möff, wie gschtört verby uf em Bike oder Töff. – Ich ha vo däm Fräse ir Altstadt jetzt gnue, und wünschti mir Langsam fahrt und echli Rue. – Dr Gipfel vo allne däne Gnosse hät aber en E-Scooter Fahrer abgschosse. – Wo wägem Rase dr Rank nüd verwütscht, und graduus in e Muur inetütscht. – Glück hät er gha, dä rasendi Tropf, hät nur e Büüle verwütscht uf em Chopf. – Leider lernt niemer öppis da druus, und drum isch das Versli jetzt au scho uus.
Die Bremgarter Nobelbeiz
Schpitelturm-Clique: Im Städtli, wo’s guet isch zum Ässe, hätt s’Forsthuus d’Konkurrenz chönne stresse. – Dä Swiss Location Award het’s gholt. Und die andere Restis demit überholt. – Ob in dä Altstadt, im West oder Bibelos. Alli lueged is Blättli und dänket: «Was isch denn da los?» – Pommes frittiert und Pizza, wie mers liebt. Doch leider nume im Forsthuus beliebt. – D’Chefs vo de anderne händ müesse Federe lah. Denn wo isch ihre Priis? Die händ ja kei Chance gha. – Doch s’Forsthuus fiirt mit Prosecco und Bier, anderi Beizli bliibet da ohni Glanz und Gschmier! – Jetzt fragt mer sich, wie chönnt mer die unterstütze, het mer doch nur en Person, wo da chönnt chli nütze. – Herr Tellebach, händ Sie en Idee, wie das söll gah? Oder mache mers wie bim Grüscht vom drüü Affe und lönds eifach mal stah?
Stadtammann: S’Forsthuus sigi, so list mer, ja fascht en schön im Wald in glägne Palascht. – Drum hät’s letscht Jahr, ihr wüssed’s scho, en allsiits bekannti Uuszeichnig übercho. – Jetzt isch’s offiziell und allne bekannt, es wird als schönschts Forsthuus anerkannt. – D’s einzig wo fählt sind nume no Reh, wo mer vom Forsthuus uus chönnti geseh. – Als Alternative stellt der Stadtrat gly, en 50 Meter höche Uusichtsturm hy. – Und vom Spittelturm us gsehsch dänn bald, dr Palazzo mit Turm dert änne im Wald. – Bremgarte hät dermit, dir wärdet’s gseh, näbscht dr Fasnacht no en Attraktion meh.
S’Bremgarter Meitli
Schpitelturm-Clique: S’Bremgarter Meitli, so stolz isch’s do gstande, doch i dä Rüüss het’s nöd welle lande. – Vandale händ’s gnoh, eifach so. – Und d’Polizei? Die gsehnd d’Schuld bim H2O. – Sie sueched, schnüffled, schriibed Rapport, doch s’Meitli liit truurig, ganz still am Ort. – Wo simmer do, wenn Kunscht nümme sicher isch. Und d’Stadt s eifach als Luusbuebestreich abtischt? – Vandalä im Städtli, all lueged zue. S’Meitli im Wasser und die Täter händ Ruä! – Doch Bremgarte het gseit: «Das gaht nöd eso!», und s’Meitli staht wieder, halt mit bitz Rost, do. – D’Polizei seit: «Mir händ s’Beschte probiert!» Doch wo sind die Schuldige? Niemert isch interessiert. – Herr Stadtammann, d’Bremgarter schlofed jetzt sacht. Wil s’Meitli isch sicher – und d’Polizei hät Fiirabig gmacht.
Stadtammann: Was da passiert isch, chasch chuum beschriebe, so vil Tummheit tuet eim fasch i Wahnsinn triibe. – Mir hoffe nur, dass die truurige Affe, vor schlächtem Gwüsse nüd guet chönd schlafe. – Und mehr git’s eigenlich nid z’säge derzue, drum isch jetzt fertig und ich gibe Rue. – Nur eis no, mir hoffed, ihr wüsseds ja, dass ds Bremgarter Meitli in Rue wird gla.
Fünf Tage Ausnahmezustand
Wenngleich sich die Verteidigung rund um Stadtammann Raymond Tellenbach wacker schlug, half alles nichts. Zum Schluss müssen sich die Stadträte an den Stand zum gemeinen Volk begeben. Den Schlüssel übernehmen derweil auch dieses Jahr die Narren der Schpitelturm-Clique für die kommenden fünf Tage und verwandeln das Städtli in ein Fantasialand. Die Fasnacht 2025 in Bremgarten ist eröffnet. --huy
Weiteres Programm der Bremgarter Fasnacht : Freitag, ab 18.30 Uhr: «Beizlifasnacht», Restaurant JoJo. Samstag ab 19.30 Uhr: «Rüssknallerball» im Casino. Sonntag, 13.61 Uhr: Grosser Fasnachtsumzug. Anschliessend Festbetrieb im Casino. Montag ab 17.00 Uhr: «Gässlifasnacht» mit Guggenpower i de Märtgass. Dienstag: «Usrüere» um 15.00 Uhr, Stutzplatz, 16.00 Uhr, Spittelturm mit Wurstverteilete.
Abschied des Ammanns
Nach seinem auf Ende Jahr angekündigten Rückzug aus dem Stadtrat ist die diesjährige Fasnacht die letzte von Raymond Tellenbach als Stadtammann. Diesem Umstand widmete er unverhofft ein paar wehmütige Verse als Epilog:
Liebei Narre, jetzt isch es verby, das sind mini letschte Versli gsy. – Sächzäh Jahr lang han ich dichtet, von Eusem schöne Städtli brichtet. – Ha Versli gmacht für Alt und Jung, die eine gschiid, die andre dumm. – Und einigi, das isch au klar, händ sich g’reimt wie wunderbar. – Jetzt isch es fertig, aus die Maus, und villicht gits sogar no chli Applaus. – Es hät mir Spass gmacht, liebi Lüt, drum no das Adieu-Versli hüt. – Es letschts Mal duen ich hie no stah. Ich han doch e chli Müeh la z’gah. – Tritt ab und lah dr Chopf la hange. Tschüss alli zäme, eue Amme!