«Menschen – nicht Uniformen»
22.08.2025 Gewerbe, Traditionen, BremgartenGewerbe beim Militär
Das traditionelle Bremgarter Firmentreffen fand diese Woche in besonderer Umgebung statt
Die Chefs und Abgesandten von rund 50 einheimischen Firmen begegneten sich auf dem Bremgarter Waffenplatz.
...Gewerbe beim Militär
Das traditionelle Bremgarter Firmentreffen fand diese Woche in besonderer Umgebung statt
Die Chefs und Abgesandten von rund 50 einheimischen Firmen begegneten sich auf dem Bremgarter Waffenplatz.
Marco Huwyler
Der Armeestandort Bremgarten scheint teilweise etwas in die Jahre gekommen zu sein. Vieles, was hier in den 1950erund 1960er-Jahren erbaut wurde, sieht grosso modo immer noch aus wie damals. «In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden grössere Sanierungen auf das Militär und Bremgarten zukommen», erklärte denn auch Oberst Daniel Wegrampf den 100 Anwesenden aus Wirtschaft und Politik, die sich am Mittwoch bei ihm eingefunden hatten. «Doch dies fällt nicht in mein Zuständigkeitsgebiet.» So beschränkte sich der Kommandant des Bremgarter Armeestandorts auf das Hier und Jetzt. Und das ist trotz einiger in die Jahre gekommenen Räumlichkeiten eindrücklich.
Imposante Ausrüstung
Denn die Ausrüstung der hier Stationierten hat mit der Zeit Schritt gehalten. So wurden die Bremgarter Gewerbler bei ihrer jährlichen Zusammenkunft auf Einladung der Stadt Zeuge davon, welch eindrückliches Gerät den hier stationierten Genie- und Rettungstruppen zur Verfügung steht und wie vielfältig sie damit operieren. Getreu nach dem Motto des Oberst: «Wir finden einen Weg – und sonst bauen wir uns einen.»
Das traditionelle Firmentreffen fand heuer auf dem Bremgarter Waffenplatz statt
Auch diesen Sommer lud die Stadt das lokale Gewerbe zu einem Treff der besonderen Art. Dieses Jahr gewährte das in Bremgarten stationierte Militär Einblick in sein Schaffen. Und ermöglichte so einen Networking-Anlass, der für die Beteiligten auch spannend und lehrreich war.
Marco Huwyler
«S git Hörnli mit Ghacktem – en Guete!» Dem Citymanager oblag es, am Ende seiner Rede, das Buffet zu eröffnen. Eine dankbare Aufgabe. Nikolaiskis Worten folgte zufrieden, fröhliches Gemurmel. Keine Frage – man war einigermassen hungrig unter den Gewerblern. Schliesslich hatte man die vorangehenden zwei Stunden damit verbracht, auf dem weitläufigen Armee-Gelände herumzustolzieren. Da kam die Hausmannskost zu Mittag gerade recht. Zubereitet im Übrigen von den professionellen Köchen der Schweizer Armee, zu denen auch ein Bremgarter Lehrling gehört, wie der Citymanager vorgängig betonte. «Wer hätte gewusst, dass hier Köche ausgebildet werden?», fragte er rhetorisch ins Rund. «Ich jedenfalls nicht.»
Offiziere und Spezialisten
In der Tat gab es einiges zu lernen, an diesem Mittwochvormittag. Nicht nur über die Bremgarter Armeeküche, die bei Bedarf in der Lage ist, bis zu 1000 hungrige Mägen auf einen Schlag zu füllen. Die Armee nutzte die Gelegenheit, um Werbung in eigener Sache zu machen und das Klischeebild verstaubter Disziplinfanatiker hinter unzugänglichen Maschendrahtzäunen zu entkräften. Den gekommenen Wirtschaftsvertretern präsentierte man zahlreiche Facetten des hier stationierten Militärs.
Ein Einsatz- und Ausbildungskommando der Schweizer Genie- und Rettungstruppen. Dieses beinhaltet 67 Vollzeitstellen. Und auch die Offiziersschule des Lehrverbandes ist hier beheimatet. «Wir produzieren Offiziere und Spezialisten», witzelte Oberst Daniel Wegrampf, Kommandant des Waffenplatzes.
«Ich möchte Ihnen heute zeigen, was hier in nächster Nähe zu Ihnen tagtäglich stattfindet», erklärte er. «Und dass dahinter Menschen und nicht bloss Uniformen stecken.» Wegrampf führte die Wirtschaftsvertreter und Politiker persönlich über das Gelände und referierte gemeinsam mit Kollegen über die Truppengattungen, die in Bremgarten unter seinem Kommando stationiert sind und im Bedarfsfall schweizweit eingesetzt werden. Manchmal sogar im Ausland. So kommen die Bremgarter Einheiten sowohl bei der Prävention als auch bei erfolgten Katastrophen zum Einsatz – wie unlängst beim verheerenden Bergsturz in Blatten. Wobei das Know-how der Militärspezialisten auch bei anderem gefragt ist. Letztes Jahr stand etwa die Bergung eines Hunter-Kampfflugzeugs im Neuenburgersee statt, das 1979 bei einem tragischen Unfall abgestürzt war. «Eine Bergung zu jener Zeit wäre völlig utopisch gewesen. Doch mit den Mitteln, die wir heute haben, ist solch ein Einsatz für die Armee kein Problem mehr», erklärt Wegrampf. Und so holte man 2024 Verpasstes von vor 45 Jahren nach.
Hochmoderne Taucher
Es sind eindrückliche Ausrüstungsutensilien und Fahrzeuge, die den Militärs in Bremgarten für solcherlei zur Verfügung stehen. Die Armeespezialisten präsentierten den Gewerblern beispielsweise das Equipment der Militärtaucher, die in Bremgarten stationiert sind und bei der Bergung des Hunters zum Einsatz kamen. Von Schnellbooten über Unterwasserscooter, Ganzkörperanzügen, Vollgesichtsmasken inklusive Funkgerät und Navigation bis hin zu verschiedenen Drohnen steht den Tauchspezialkräften ein ganzes Arsenal zur Verfügung. Dank modernster Sauerstoffflaschen, die das gerade ideale Luftgemisch für den Tauchenden laufend abstimmen, ist es den Armeetauchern möglich, bis zu sechs Stunden am Stück unter Wasser zu bleiben und dort die Arbeiten zu verrichten, die gerade vonnöten sind. «Ziel ist es im Prinzip, dass unsere Leute im Wasser so schalten und walten können, wie wenn sie an Land wären», erklärte Michael Schnyder, Leiter der Armeetaucher.
Die Anforderungen, um in sein Team zu kommen, sind hoch. Rund 50 Personen bewerben sich jedes Jahr, um einen Ausbildungsplatz zum Militär-Tauchspezialisten. Zwei davon werden genommen. Oft sind es Menschen, die bereits Erfahrung in ähnlichen Bereichen aufweisen. «Beispielsweise Polizisten oder Rega-Rettungskräfte, die sich bei uns weiter spezialisieren», erzählt Schnyder.
Firmentreffen unter Tellenbach
Auf drei verschiedenen Posten wurden den Anwesenden die Tätigkeiten der Schweizer Armee in Bremgarten nähergebracht. Kommandant Wegrampf und sein Team taten dies immer wieder auf charmante und humorvolle Art und Weise. Mit einem nicht ganz ernst gemeinten «Mir nach, Marsch», läutete er den Rundgang auf seinem Gelände ein und weckte so bei manch Anwesendem Erinnerungen an die eigene Dienstzeit. So etwa auch bei Raymond Tellenbach, der während des Spaziergangs im kleinen Kreis vergnügt aus dem Nähkästchen seines Diensts in Bellinzona plauderte – inklusive Arrest-Anekdote. Für den Stadtammann war es das letzte Firmentreffen in seiner Funktion. So nutzte er später am Rednerpult auch die Gelegenheit, auf die vielen Anlässe mit dem Gewerbe zurückzublicken, die er miterleben durfte.
«Wir haben den Anlass 2010 eingeführt, in dem Jahr, als ich Ammann wurde», erzählte er. Mit Ausnahme von 2014 – als der Anlass im Zeughaus stattfand – und einem Corona-Ausfall, ist das Firmentreffen seither ein Fixpunkt der städtischen Agenda. «Ein Anlass, an dem Brücken geschlagen werden und der Beziehungen schafft», wie Tellenbach findet. Und so sei er denn auch eine schöne Erfolgsgeschichte für die Stadt und das heimische Gewerbe gleichermassen. Das zeigte sich auch an diesem Mittwoch bei einem Blick ins weite Rund der exakt 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichsten Firmenfeldern. Für die meisten war es nicht bloss ein Pflichttermin, von dem das Geschäft profitiert. Sondern auch einer, den man gerne wahrnahm und dabei erst noch ein bisschen schlauer wurde.