Grosses Interesse an der Notunterkunft für Geflüchtete und Asylsuchende in Dottikon
Am Samstag lud der Gemeinderat Dottikon die Bevölkerung ein, sich ein Bild der neuen Notunterkunft für Asylsuchende zu machen. Ab dem 1. Juli werden in der ...
Grosses Interesse an der Notunterkunft für Geflüchtete und Asylsuchende in Dottikon
Am Samstag lud der Gemeinderat Dottikon die Bevölkerung ein, sich ein Bild der neuen Notunterkunft für Asylsuchende zu machen. Ab dem 1. Juli werden in der unterirdischen Anlage im Dorfzentrum von Dottikon bis zu 150 Männer einquartiert, die auf ihren Asylentscheid warten.
In Dottikon geht die achte temporäre Anlage dieser Art im Kanton Aargau in Betrieb. Der Kanton betreut aktuell über 3000 Geflüchtete und eine weitere Zunahme in den nächsten Monaten wird erwartet.
«Die Anlage ist bezugsbereit und das Betreuungskonzept steht», eröffnete Karl-Heinz Graf den gut besuchten Besichtigungsanlass am Samstagvormittag. Er betonte anschliessend die sehr sachliche Auseinandersetzung mit der Gemeinde in den letzten Monaten, was auch vonseiten des Gemeinderates Dottikon bestätigt wird. Der interimistische Leiter der Sektion Betreuung war Teil der hochrangigen Delegation des DGS vor Ort, die der Bevölkerung Rede und Antwort stand und sich nicht über fehlendes Interesse beklagen konnte.
Fragen klären noch vor der «Gmeind»
Über 100 Personen folgten dem Aufruf des Gemeinderates, sich selbst ein Bild der Anlage zu machen. Denn es ist klar, ein solches Zentrum mitten im Dorf kommt nicht bei allen gut an und weckt auch Ängste. «Gewisse Vorurteile halten sich hartnäckig», sagt denn auch der verantwortliche Gemeinderat Patrick Keller. «Deshalb war es uns wichtig, den Leuten noch vor der Gemeindeversammlung vom nächsten Freitag die Möglichkeit zu geben, die Räumlichkeiten zu besichtigen und brennende Fragen zu stellen. Wir hoffen, dass sich die Diskussionen an der GV dann in Grenzen halten – wir haben ja noch ein paar andere Traktanden», meinte er schmunzelnd.
Und die Dottiker kamen in Scharen, mit vielen Fragen im Gepäck. Insbesondere das Betreuungsregime interessierte viele: Was müssen die Bewohner, was dürfen sie und was nicht? Gemäss Karl-Heinz Graf sind am Tag immer sechs Securitas-Mitarbeiter vor Ort, in der Nacht jeweils deren drei. Ab 22 Uhr gilt Nachtruhe in der Anlage und es erfolgt eine Anwesenheitskontrolle. Ab dann sind keine Besucher mehr erlaubt. Weiter gilt in der Anlage ein striktes Alkohol- und Rauchverbot. Grundsätzlich sind die Bewohner aber nicht verpflichtet, sich zu bestimmten Zeiten in der Anlage aufzuhalten. Sie dürfen sich mit Ausnahme der vereinbarten «No-go-Area» (im Gebiet der Schulanlage Risi) frei bewegen.
«In den kantonalen Unterkünften haben wir eigentlich immer eine grosse Ruhe und nur ganz selten Auseinandersetzungen», begegnete Brugger Kalfidis den mehrfach genannten Bedenken bezüglich möglicher Ruhestörung durch das neue Zentrum. Die Leiterin des kantonalen Sozialdienstes begründet dies damit, dass hier hauptsächlich Menschen mit einer grossen Chance, in der Schweiz bleiben zu dürfen, zugewiesen würden.
Regierungsrat Jean-Pierre Gallati: «Kein Ende in Sicht»
Zentral für ein reibungsloses Miteinander ist gemäss Anna Rotzetter von der Fachstelle Integration Freiamt aber vor allem das Betreuungsangebot. «Wir konnten in anderen Unterkünften wertvolle Erfahrungen sammeln, was gut funktioniert und was weniger», sagt sie und ergänzt: «Wichtig sind auch Angebote aus der lokalen Bevölkerung, damit vor Ort ein Austausch mit den Asylsuchenden stattfinden kann. Da nehmen wir sehr gerne noch Ideen und Vorschläge entgegen und haben auch ein kleines Budget, um bei der Realisierung unterstützen zu können.» Auch eine interne Ämtliliste wird es geben, wo sich die Bewohner einen kleinen Zustupf verdienen können.
Ebenfalls nach Dottikon gekommen war Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Er betonte die Wichtigkeit der neuen Unterkunft für den Kanton: «Vor dem Ukraine-Krieg betreuten wir im Kanton etwa 1300 Flüchtlinge, inzwischen sind es über 3000 und es ist kein Ende in Sicht», sagte er zur angespannten Lage.
Dem Aufnahmekontingent der Gemeinde angerechnet
Die leer stehende Zivilschutzunterkunft mit vier Schlafsälen à 32 Betten bietet neben den sanitären Anlagen auch zwei Essräume, einen Aufenthaltsraum sowie eine grosszügige Waschküche. Oberirdisch sind zusätzlich zwei Container aufgestellt worden, die ebenfalls von den Bewohnern benutzt werden können. Dreimal täglich wird ein Caterer Essen anliefern, da die Anlage über keine genügend grosse Küche verfügt, um für so viele Menschen zu kochen.
Die Bewilligung für die Nutzung als Asylunterkunft ist gemäss Gemeinderat Patrick Keller für maximal zwei Jahre erteilt. In dieser Zeit erhält die Gemeinde Dottikon vom Kanton den Mietzins für die ZSA erstattet und die Untergebrachten werden dem Aufnahmekontingent der Gemeinde angerechnet. Im Schnitt bleiben Bewohner ein paar Wochen bis maximal wenige Monate in einer Unterkunft dieser Art, bis das Asylverfahren abgeschlossen ist und sie eine eigene Wohnung beziehen können. --pf