Mehrwert versus Kosten
06.05.2025 MutschellenInvestition von 30 Millionen
Machbarkeitsstudie zum Hallenbad Mutschellen
Gestern informierten die Gemeinderäte von Rudolfstetten-Friedlisberg, Widen und Berikon über die Auswertung der Machbarkeitsstudie eines Hallenbades auf dem ...
Investition von 30 Millionen
Machbarkeitsstudie zum Hallenbad Mutschellen
Gestern informierten die Gemeinderäte von Rudolfstetten-Friedlisberg, Widen und Berikon über die Auswertung der Machbarkeitsstudie eines Hallenbades auf dem Mutschellen. Im Bericht ist vermerkt, dass ein Hallenbad als Erweiterung der Sport-, Freizeit- und Begegnungsanlage Burkertsmatt ein grosser Mehrwert für die ganze Region wäre. Dem gegenüber stehen aber die immensen Investitions- und Betriebskosten. Für die Realisierung allein rechnet man mit rund 30 Millionen Franken.
An den kommenden Gemeindeversammlungen entscheidet das Stimmvolk der drei Gemeinden vorerst über einen Projektierungskredit. Die Gemeinderäte empfehlen diesen zur Ablehnung. --sab
Die Studie für ein Hallenbad auf dem Mutschellen geht von einer Investitionssumme von 30 Millionen Franken aus
Es ist ein Thema, das polarisiert und schon lange diskutiert wird: ein Hallenbad Mutschellen. Um eine Entscheidungsgrundlage zu haben, wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die Resultate und das Fazit der Arbeitsgruppe sind nun vorhanden. Darüber, ob das Vorhaben weiterverfolgt wird, entscheidet der Souverän der drei Verbandsgemeinden an der «Gmeind».
Sabrina Salm
Man stellt sich vor: Ein Schwimmbecken mit Hubboden, ein Sprungbecken mit Sprungturm, ein Warmbecken, ein Fitness/Gym, einen Spa-Bereich, einen erweiterten Bistrobereich des bestehenden Burki-Bistros mit Vereinsraum für Sitzungen und eine Liegewiese – das alles könnte das zukünftige Hallenbad Mutschellen beinhalten. Die Belegungszeiten würden auf die Zielgruppen zugeschnitten, das Raumprogramm funktioniert wie ein Mehrzweckraum und ist sehr flexibel angedacht. Alle Wasserflächen und alle Räume wären multifunktional nutzbar. Diese Vorstellung erscheint der Arbeitsgruppe als pragmatische Lösung, mit der ein attraktives Betriebskonzept umgesetzt werden könnte, steht im Schlussbericht der Machbarkeitsstudie Hallenbad Mutschellen.
Auftrag aus der Bevölkerung
Der Wunsch nach einer vertieften Studie, ob ein Hallenbad auf dem Mutschellen möglich sein kann, kam aus der Bevölkerung. 2021 hat die IG Hallenbad eine Petition lanciert. 4563 Unterschriften kamen damals zustande. Und auch die Gemeindeversammlungen der drei Gemeinden haben im Juni 2022 «Ja» zu den Abklärungen gesagt. «Diesem Anliegen sind wir nachgekommen und somit haben wir den Auftrag mit der vorliegenden Machbarkeitsstudie erfüllt», erklärt Petra Oggenfuss-Feldgrill, Vizeammann von Berikon und Mitglied der Arbeitsgruppe. In einem ersten Schritt wurde evaluiert, ob die Burkertsmatt der richtige Standort ist oder ob es alternative Möglichkeiten auf dem Gebiet der drei Gemeinden gäbe. Die Evaluation hat keinen anderen geeigneten Standort ergeben. Bei der modernen Sport- und Freizeitanlage wäre ein Hallenbad ein weiteres Element für die Weiterentwicklung der Gesamtanlage. Die Idee eines Hallenbades war auch bereits bei der Planung eines «Sport-, Freizeit- und Begegnungszentrums Burkertsmatt» Ende der 70er-Jahre geboren. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurde die HWZ mit der Durchführung einer Stakeholderanalyse beauftragt. Daten von über 1602 Antworten wurden in Gruppen zusammengefasst. So bewerten 64,8 Prozent der Bevölkerung die Ergänzung der Burkertsmatt als positiv. 26 Prozent lehnen die Veränderung ab. 9,2 Prozent der Befragten stehen dem Projekt neutral gegenüber. Ein grosser Teil ist einem Hallenbad gegenüber also positiv gesinnt.
Viele Vorteile für die Region
Auch die Mitglieder der Arbeitsgruppe und die Mehrheit der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sehen im Grundsatz den Mehrwert eines Hallenbads auf dem Mutschellen. «Eine solch sinnvolle Erweiterung auf dem Areal der Burkertsmatt wäre für jede Generation profitabel», findet Oggenfuss-Feldgrill. Ein Hallenbad bietet zahlreiche Vorteile für die Gemeinden, die Gemeinschaft und den Einzelnen. Da wären unter anderem die Bildung und die Schwimmkompetenz, die Gesundheitsprävention und Therapien oder auch Tourismus und lokale Wirtschaft. Mit dem Bau eines Hallenbades würde die Infrastruktur der drei Gemeinden an Attraktivität gewinnen. Insgesamt zeigt die Studie, dass der Neubau eines Hallenbades auf dem Mutschellen sowohl sinnvoll als auch notwendig ist, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.
Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit steht heute besser da als noch vor ein paar Jahren. Moderne Hallenbäder setzen verstärkt auf Technologien, die Effizienz und Umweltfreundlichkeit verbessern im Vergleich zu älteren Einrichtungen. «Diese technologischen Fortschritte machen neue Hallenbäder nicht nur effizienter im Betrieb, sondern tragen auch dazu bei, Umweltauswirkungen zu minimieren und den nachhaltigen Gebrauch von Ressourcen zu fördern», heisst es im Bericht. Die Studie habe klar bestätigt, dass der Bau eines Hallenbades auf dem Mutschellen aufgrund des Einzugsgebietes und der Bevölkerungsdichte gerechtfertigt ist. «Nochmals – es wär ein absoluter Mehrwert für die Region. Aber es ist auch klar ein Wunschdenken.»
Grosse Belastung für Gemeindekassen
«Doch wenn man den Mehrwert den Kosten gegenüberstellt, gewinnt die Vernunft. Wir können es uns nicht leisten.» Die Kosten sind eine zu grosse Belastung für die Gemeindekassen. Denn die Investitionskosten für diese Anlage belaufen sich auf rund 30 Millionen Franken. Die daraus abgeleitete Wirtschaftlichkeitsberechnung ergibt ein Defizit von rund 360 000 Franken. Dieses Defizit müsste von den Trägergemeinden anteilsmässig getragen werden. Eine Erweiterung der bestehenden Sportanlage mit einem Hallenbad würde sicherlich ein gewisses Synergiepotenzial mit sich bringen. Wie in der Studie zu lesen ist, gehen erste Schätzungen von einem Synergiepotenzial von rund 154 000 Franken aus, was bedeutet, dass die Betriebskosten des bestehenden Sportzentrums Burkertsmatt durch einen Erweiterungsbau gesenkt werden könnten. Diese Einsparungen sind in den Berechnungen dieser Machbarkeitsstudie jedoch nicht berücksichtigt.
Zur Finanzierungsmöglichkeit hat die Arbeitgruppe einige Überlegungen angestellt. Die drei Gemeinden Berikon, Rudolfstetten-Friedlisberg und Widen können den herkömmlichen Weg der Finanzierung wählen, was der Arbeitsgruppe als die beste Variante erscheint. So können die Gemeinden unabhängig agieren und die finanzielle und organisatorische Führung des Hallenbades steuern. Da aber keine der drei Gemeinden über genügend Eigenmittel verfügt, ist zum heutigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass alle drei Gemeinden für die Finanzierung Fremdkapital bei einem Institut aufnehmen müssen. Der Kreditbetrag wird gemäss einem
Schlüssel aufgeteilt. Die Finanzierung würde über die Gemeinden erfolgen. Müssen die Gemeinden Fremdkapital aufnehmen, hat dies Zinskosten zur Folge und würde auch zu Steuerfusserhöhungen führen.
Weiterverfolgen oder aus der Traum?
Fazit: Der Profit für die Region Mutschellen wäre enorm, die Kosten dafür aber auch. Und dieser Punkt könnte den vielseitigen Wunsch nach einem Hallenbad begraben. Der Antrag für einen Projektierungskredit, der 960 000 Franken beträgt, sei sicherlich ein denkbar schlechter Zeitpunkt, weiss auch Petra Oggenfuss- Feldgrill. Finanziell befinden sich insbesondere Berikon und Rudolfstetten-Friedlisberg in einer angespannten Lage. «Aber eben, die Studie und nun der Antrag ist der Lauf einer Petition.» Die Machbarkeitsstudie sei eine transparente Entscheidungsgrundlage. Sowohl die Gemeinderäte von Berikon, Rudolfstetten-Friedlisberg als auch von Widen sprechen sich für die Ablehnung des Traktandums aus. «Die Meinung der Gemeinderäte dürfe hier aber nicht wichtig sein. Wir geben mit der Machbarkeitsstudie nur eine transparente Entscheidungsgrundlage. Schlussendlich hat der Souverän das letzte Wort.»
Die Rudolfstetter Stimmbürgerinnen und -bürger befinden am Donnerstag, 5. Juni, die Berikerinnen und Beriker am Mittwoch, 11. Juni, und das Stimmvolk von Widen am Donnerstag, 12. Juni, über den Planungskredit. Dann wird ersichtlich, ob für den Traum eines Hallenbads auf dem Mutschellen hier Endstation ist oder ob man weiter davon träumen kann, irgendwann in der Zukunft auf der Burkertsmatt zu plantschen.
Gestern Abend fand die Informationsveranstaltung zum Schlussbericht der Machbarkeitsstudie für ein Hallenbad auf dem Mutschellen statt. Da der Anlass nach Redaktionsschluss stattfand, wird die Stimmung aus der Bevölkerung am Orientierungsabend in der kommenden Freitagsausgabe thematisiert.