Mehr als ein Beruf
01.07.2025 Künten, Region BremgartenSchulleiterin Regula Meier-Rösti geht Ende Woche in Pension
20 Jahre lang leitete die Anglikerin Regula Meier-Rösti die Künter Schule. Ende Woche ist Schluss damit. Sie blickt auf bewegte Zeiten und einen herausfordernden Beruf zurück.
...Schulleiterin Regula Meier-Rösti geht Ende Woche in Pension
20 Jahre lang leitete die Anglikerin Regula Meier-Rösti die Künter Schule. Ende Woche ist Schluss damit. Sie blickt auf bewegte Zeiten und einen herausfordernden Beruf zurück.
Roger Wetli
«Künten macht definitiv glücklich», strahlt Regula Meier-Rösti. «Das Dorf ist mir sehr ans Herz gewachsen.» Spricht die Schulleiterin von ihrer Arbeit, glaubt man ihr gerne, wenn sie sagt: «Es ist für mich mehr als Arbeit. Es ist der schönste Beruf überhaupt. Und jeder Tag bringt neue Herausforderungen.» Stress sei für eine Schulleiterin oft ein Dauerbegleiter. «Termindruck, Verantwortung, Konflikte, Entscheidungen unter Unsicherheit. Aber dieser Stress war für mich nur selten belastend, sondern oft eine Kraftquelle.» Grosse Herausforderungen erlebte sie, wenn Elternteile der Schüler, Schüler oder Geschwister gestorben seien. «Solche Situationen hatten Auswirkungen auf das ganze System. Das waren zum Glück aber die grossen Ausnahmen.»
Von 160 auf 240 Schüler
Für sie unglaublich prägend sei die Pandemie gewesen. «Wir hatten eine Lehrkraft, die als eine der ersten Personen in der Schweiz schwer erkrankte. Das hat das gesamte Lehrerteam noch mehr zusammengeschweisst. Heute geht es dieser Person gut und sie unterrichtet auch wieder.» Gleichzeitig habe diese Pandemie einen enormen Schub in der Schulinformatik bewirkt. «Überhaupt gab es im aargauischen Bildungswesen in meinen 20 Jahren als Schulleiterin tiefgreifende Veränderungen», blickt Regula Meier-Rösti zurück. «Diese Entwicklungen erforderten von uns allen ein Umdenken. Ich durfte gezielt Impulse setzen und Kolleginnen und Kollegen in diesem Prozess begleiten. Dabei war es mir stets wichtig, menschlich zu bleiben und Veränderungen im Dialog zu gestalten.» Sie konnte sich dabei auch auf die konstruktive Zusammenarbeit mit der Schulpflege und dem Gemeinderat verlassen.
Die Schule Künten ist in den zwei Jahrzehnten zudem von rund 160 auf rund 240 Schüler gewachsen. «Und natürlich war die Aufstockung der Primarschule von 5 auf 6 Jahre für uns sehr prägend. Aus Stetten besuchen uns die Kinder ab der 5. Klasse. Wir mischen dann sämtliche Klassen durcheinander, um für alle Schülerinnen und Schüler einen Neustart zu ermöglichen.»
Das Rüstzeug für diese Tätigkeit erlangte die ehemalige Wohler Einwohnerrätin durch ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau, worauf sie Berufsschullehrerin wurde. Sie baute in Brugg eine Schule zur Ausbildung von Fachfrauen in Pflegeberufen mit auf und hatte verschiedene Führungs- und Supervisionsaufgaben.
Regula Meier-Rösti mag es, im Spannungsfeld zwischen den Schülern, Eltern, Lehrern und Behörden zu vermitteln. «Mein Beruf gibt mir viel Gestaltungsfreiraum. Ich führe hier pädagogische Fachleute, die ihr Metier sehr gut verstehen. Ich hatte immer ein sehr gutes Team und ihre Meinung ist mir sehr wichtig.» Etwas stolz ist Regula Meier-Rösti darauf, dass sie nur wenige Lehrerwechsel hatte. Sie gesteht: «Im ersten Jahr als Schulleiterin musste ich mich ziemlich reinknien. Der damalige Lehrplan wurde quasi zu meiner Bettlektüre. In den Lehrplan 2020 haben wir als Team viel Weiterbildung investiert und heute ist die Kompetenzorientierung verinnerlicht.»
Längere Reise geplant
Das diesjährige Schuljahresmotto lautet «Bee Free». «Im Zentrum stehen die Bienen – jedes Tier bringt seine eigenen Stärken ein und trägt so zum Wohl des gesamten Volkes bei. Diesen Gedanken übertragen wir auf unsere Schülerinnen und Schüler: Auch sie haben individuelle Fähigkeiten, die wir erkennen, wertschätzen und gezielt fördern wollen. Das ist für uns ein zentraler Bestandteil pädagogischer Arbeit – und Ausdruck unserer Grundhaltung.» Ende diese Woche geht sie nun in Pension. «Ich habe megatolle Nachfolger. Daniela Bohli und Jessica Grob unterrichten hier an der Schule und werden die Leitung nach den Sommerferien gemeinsam übernehmen. Ich kann also mit ruhigem Gewissen die Pension geniessen», lacht sie. Regula Meier-Rösti nimmt sich nach dem Aufräumen zuerst eine längere Auszeit. «Mein Mann und ich verreisen mit unserem Hund für drei bis vier Monate. Danach werde ich im kleinen Rahmen als Supervisorin und Familiencoachin arbeiten. Von 100 auf 0 gleich gar nichts mehr zu machen, kann ich mir nicht richtig vorstellen.» Vermissen wird sie das Lehrerteam und die Schüler. «Gleichzeitig freue ich mich darauf, mehr Zeit mit meinem Mann verbringen zu dürfen.»