Mauern wie im Mittelalter
30.04.2024 BremgartenHistorische Mauer sanieren
Die «Schlössli»-Mauer zwischen dem Schlössli und dem Schellenhausplatz wird momentan rundum saniert. Ein denkmalgeschütztes Mauerwerk, das mehrere Hundert Jahre alt ist. Dafür wurden die Spezialisten rund um ...
Historische Mauer sanieren
Die «Schlössli»-Mauer zwischen dem Schlössli und dem Schellenhausplatz wird momentan rundum saniert. Ein denkmalgeschütztes Mauerwerk, das mehrere Hundert Jahre alt ist. Dafür wurden die Spezialisten rund um René Landolt herangezogen. Sie gehen hier mit grösster Sorgfalt Stein für Stein ans Werk. Der 76-jährige Unternehmer hat spezielle Erinnerungen an das Bremgarter Bauwerk. Er war schon einmal hier tätig. --huy
Die «Schlössli»-Mauer in der Altstadt wird momentan saniert
René Landolt arbeitet mit seiner Firma an der historischen Mauer zwischen Schellenhausplatz, Schlossergasse und Schlössli. Hier sind Pensionierte mit Meissel und Spachtel am Werk, wie es einst zu Grossvaters Zeiten üblich war. Landolt selbst hat zum Bauwerk eine spezielle Beziehung.
Marco Huwyler
Die Schilder und Absperrungen sind dieselben wie bei einer hundskommunen Baustelle. Doch, was sich in diesen Tagen im Herzen der Bremgarter Altstadt ereignet, sind keine 08/15-Sanierungsarbeiten. Das liegt einerseits an der Bausubstanz. Die Wurzeln jener Mauer gleich neben dem Kellertheater reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Andererseits aber auch an den Arbeitern, die hier tätig sind. Eigentlich sind sie längst pensioniert. Doch die Spezialisten rund um René Landolt packen noch immer gerne an, wenn eine Arbeit wie diese ruft. Gemeinsam mit seinen langjährigen Gefährten hat sich der Hägglinger nämlich auf die Sanierung von historischen Bauwerken spezialisiert. Mittlerweile für die meisten von ihnen eine Liebhabertätigkeit.
Ein Kreis schliesst sich
«Ich werde sehr oft gefragt, was wir hier machen», sagt René Landolt. «Die Menschen in Bremgarten interessieren sich dafür, wenn in ihrem mittelalterlichen Städtchen Hand angelegt wird. Das finde ich schön.»
Anfang April, gleich nach Ostern, haben die Arbeiten hier planmässig begonnen. Landolt und seine Männer wussten genau, worauf sie sich einliessen. Bereits Ende 2022 waren sie notfallmässig zur Schlösslimauer gebeten worden, da sich Risse in der Bausubstanz abzuzeichnen begannen. Damals wurden erst kleinere Flickarbeiten getätigt (der «BBA» berichtete). Nun, eineinhalb Jahre später, folgt die richtige Sanierung, nachdem jetzt eine Expertise zum Zustand vorliegt. Auftraggeber der Arbeiten an der historischen Mauer ist die Stadt, gemeinsam mit Schlösslibesitzerin Annemarie Guyer, die – letztes Jahr 100 Jahre alt geworden – noch heute im Schlössli lebt. Dass sie René Landolt mit den Restaurierungsarbeiten betraute, ist kein Zufall, sondern einer schönen Vorgeschichte geschuldet.
Denn Guyer, Landolt und die Schlösslimauer trafen sich schon einmal, vor nunmehr 57 Jahren. Damals, 1967, war die letzte grössere Sanierung des Schlössli eine der allerersten Renovationen, an denen der damals junge Bursche gleich nach seiner Maurer- «Stifti» beteiligt war. Daran erinnerte sich Landolt natürlich, als er den Auftrag ausgeschrieben sah, und erwähnte dies selbstredend in seiner Bewerbung. Seine Firma erhielt schliesslich den Zuschlag. «Es ist ein schöner Kreis, der sich damit nun schliesst», lächelt der heute 76-Jährige.
Von Hand mit mittelalterlichem Mörtel
So arbeitet Landolt heute wie damals an der Bremgarter Schlösslimauer, wie einst zu Urgrossvaters Zeiten gemauert wurde. Ohne Maschinen, von Hand, mit reinem Kalkmörtel. Zuerst wurde der Putz abgespitzt, nun werden die reinen Natursteine der 900 Jahre alten Abgrenzung neu ausgemauert – und einige davon durch neue Steine ersetzt. Schicht für Schicht, tragen die Pensionierten Mörtelgemisch auf, das demjenigen aus vergangenen Zeiten nachempfunden wurde. «Die genaue Mischung ist Berufsgeheimnis», schmunzelt der historische Mauerspezialist. Auch das kleine Schlössli-Dächli aus Biberschwanzziegeln sanieren er und seine Männer in akribischer Detailarbeit. Zum Teil muss es neu konstruiert werden, da einige Holzlatten verfault sind oder Ziegel im Laufe der Jahrzehnte beschädigt wurden.
Noch rund vier Wochen sind die historischen Sanierer damit beschäftigt. Danach soll die Mauer eine Weile halten. «Wenn dann die nächste Sanierung ansteht, bin ich auf jeden Fall nicht noch ein drittes Mal mehr hier», lacht Landolt.