Markige Worte im Zeughaus
05.05.2023 BremgartenDie SP am Tag der Arbeit in Bremgarten
Die SP-Bezirksparteien Bremgarten und Muri trafen sich in der Bremgarter Altstadt. Während Stephan Dietrich dabei die Einführung eines kantonalen Feiertags am 1. Mai forderte, prangerte Wermuth die Finanzmärkte an. ...
Die SP am Tag der Arbeit in Bremgarten
Die SP-Bezirksparteien Bremgarten und Muri trafen sich in der Bremgarter Altstadt. Während Stephan Dietrich dabei die Einführung eines kantonalen Feiertags am 1. Mai forderte, prangerte Wermuth die Finanzmärkte an.
«Heute geht es um das Gemeinsame, um unsere Werte in unserer Gesellschaft, es geht um den Wert der Arbeit. Um Wertschätzung aller arbeitenden Menschen. Um faire Anstellungsbedingungen, faire Löhne und faire Renten.» Stefan Dietrich brachte gleich zu Beginn seiner Rede auf den Punkt, was für ihn das zentrale Thema des Tages sein sollte. Solidarität und die Stärkung der Schwächeren im Angesicht von schwierigen Zeiten.
Der SP-Aargau-Co-Präsident genoss heuer beim Treffen der Bezirksparteien zum Tag der Arbeit ein Heimspiel und nutzte dieses unter anderem auch, um die Einführung des 1. Mai im Aargau als offiziellen kantonalen Feiertag zu propagieren. Vor gut 100 Anwesenden betrat unter anderem später auch SP-Schweiz-Co-Präsident Cédric Wermuth die Bühne, der unter den Genossinnen und Genossen Bremgartens für viel zustimmenden Applaus sorgte. --huy
«Macht der Finanzmärkte brechen»
1.-Mai-Feier der SP-Bezirksparteien in Bremgarten
Anfang Woche gab sich die lokale SP-Prominenz anlässlich des Tags der Arbeit im Zeughaussaal ein Stelldichein. Angeführt von Cédric Wermuth und Stefan Dietrich, wurde an den Wert der Arbeit und die Grundprinzipien der Partei erinnert. Natürlich nicht ohne dabei die brennenden Themen der Aktualität ausser Acht zu lassen.
Marco Huwyler
Während in anderen Landesteilen Flaschen und Steine fliegen und Reizgas die krawallgeladene Luft erfüllt, riecht es in Bremgarten am 1. Mai bloss nach fein gebrutzelten Würsten und Erdbeerpflänzchen, die den gut gelaunten Genossinnen und Genossen als Tischdeko und Mitbringsel eines schönen Abends unter Gleichgesinnten dienen.
Kämpferisch gibt man sich hier zum Glück bloss mit markigen Worten – dafür deren nicht zu knapp. Verantwortlich dafür war an diesem Abend in der Bremgarter Altstadt vor allem der prominenteste Gast und Redner – Nationalrat Cédric Wermuth, der kurz vor 20 Uhr dafür verantwortlich zeichnete, dass die Bestuhlung an den Banketts im Zeughaussaal plötzlich nicht mehr für alle interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer ausreichte.
Gewohnt prägnant, überzeugt und auch vor Kraftausdrücken nicht zurückscheuend, sorgte er für das rhetorische Highlight des Abends und nahm dabei den Schweizer Finanzplatz ins Visier. Die Milliardenrettung der Credit Suisse durch den Bund nahm der SP-Schweiz-Co-Präsident zum Anlass für eine Breitseite gegen den gesamten Finanzmarkt und dessen Einfluss auf die hiesige Politik und unser Leben. «Wir müssen endlich davon wegkommen den Finanzmarkt wie einen rachsüchtigen Gott zu behandeln, der von Zeit zu Zeit unsere Opfer in Form von Steuergeldern braucht, damit er nicht unsere ganze Volkswirtschaft zerstört», polterte der 37-Jährige.
Einstehen für die Schwächeren
Die Auswüchse rund um die CS-Pleite würden zeigen, dass etwas ganz gewaltig schieflaufe. «In der Bundesverfassung steht nichts von den Finanzmärkten, die das Recht haben, über unsere Politik zu bestimmen», sagte er. «Die Banken sollten sich an die Spielregeln der Demokratie zu halten haben und nicht umgekehrt.» Deshalb sei es höchste Zeit, mit der Macht der Finanzmärkte zu brechen und stattdessen die Ungleichheit und Armut zu bekämpfen. «Darum gibt es den 1. Mai. Als Kampftag für alle, die sonst nicht gehört würden. Als Tag, an dem wir darum kämpfen, dass die Politik allen Menschen mit dem Respekt begegnet, den sie verdienen», schloss Wermuth. Ein letzter grosser Applaus der anwesenden Genossinnen und Genossen war ihm zum Ende seines Auftritts, der gleichzeitig die Veranstaltung beschloss, sicher.
Sandro Covo als unverhoffter Redner
Vor dem grossen Auftritt des Nationalrats sorgten die Grossräte Simona Brizzi und Stefan Dietrich für das politische Rahmenprogramm des Abends. Genauso wie Sandro Covo. Dem neuen SP-Bremgarten-Bezirkspräsidenten kam aufgrund der kurzfristigen krankheitsbedingten Absage von Grossrätin Colette Basler neben der Moderation unverhofft die Aufgabe zu, deren Rede an ihrer Stelle zu rezitieren. Covo – bzw. Basler – enervierten sich über den Umstand, dass man im Aargau unlängst einen Vorstoss für Prämienverbilligungen abgelehnt habe, obwohl man gleichzeitig einen Gewinn schreibt und sich eine solche Entlastung für viele Menschen in schwierigen Zeiten eigentlich leisten könnte.
Der 1. Mai als Feiertag?
Brizzi plädierte anschliessend für mehr Chancengerechtigkeit, was Bildung anbelangt – an vielen Fronten. Und SP-Aargau-Co-Präsident Stefan Dietrich, der sein Heimspiel in Bremgarten sichtlich genoss, sprach gleich zu Beginn des Abends über die schwierigen Zeiten, in denen wir uns momentan in Europa befinden, was eine Solidarität auf allen Ebenen nötig mache.
Seine Rede zugunsten der finanziell Schwachen und Benachteiligten gipfelte in der Forderung, dass «der kantonale Wildwuchs ein Ende haben muss» und der 1. Mai als einheitlicher, f lächendeckender kantonaler Feiertag seinen Platz finden soll. «Damit der Wert der Arbeit auch bei uns im Kanton anerkannt wird und alle Arbeitnehmenden gleichermassen Wertschätzung erfahren.»
Menschen und nicht die Spielregeln des Kapitals sollten die Aufmerksamkeit der Politik verdienen – darüber waren sich letztlich alle Anwesenden mehr als einig.