«Libelle» überflügelt alle
12.05.2023 Oberlunkhofen, KelleramtHolzbau macht das Rennen
Turnhallen-Siegerprojekt gekürt
bekommt eine neue Turnhalle. 13 Projekte wurden eingereicht, nun ist der Sieger gekürt. «Libelle» heisst dieses, aus der Feder des Zürcher Architekturbüros ...
Holzbau macht das Rennen
Turnhallen-Siegerprojekt gekürt
bekommt eine neue Turnhalle. 13 Projekte wurden eingereicht, nun ist der Sieger gekürt. «Libelle» heisst dieses, aus der Feder des Zürcher Architekturbüros Penzisbettini Architekten GmbH. Es überzeugte das Preisgericht zwar erst auf den zweiten Blick, mit seiner Raffinesse dafür umso mehr. «Mit diesem entsteht etwas, mit dem Oberlunkhofen sich zeigen kann», sagt Astrid Staufer, Mitglied des Preisgerichts. Nun wurde das Projekt der Bevölkerung gezeigt. --ake
Innovativer Holzbau gewinnt Wettbewerb für neue Turnhalle in Oberlunkhofen
Einfach- oder Doppelturnhalle? Mit Zivilschutzanlage? Diese Fragen hat das Stimmvolk von Oberlunkhofen noch zu klären. Und trotzdem ist das Projekt einen grossen Schritt weiter. Der Projektwettbewerb ist abgeschlossen, das Siegerprojekt erkoren. Fachpreisrichterin Astrid Staufer sagt: «Es überzeugte auf den zweiten Blick.»
Annemarie Keusch
Dass sie auf dem richtigen Weg sind, davon sind die Verantwortlichen rund um das Projekt neue Turnhalle in Oberlunkhofen überzeugt. Überzeugter denn je. «Wir hatten alle möglichen Varianten auf dem Tisch und haben uns einstimmig für die aus unserer Sicht besten entschieden», sagt Kuno Schumacher, Berater und Bauherrenvertreter. Er steht in der bestehenden Turnhalle in Oberlunkhofen. In einem Halbkreis ist das Beste dessen aufgestellt, was die Gesamtplaner in den letzten Monaten an Möglichkeiten für den Bau einer neuen Turnhalle ausgearbeitet haben. Noch bevor Vizeammann Barbara Weber das Wort ergreift, bilden sich Menschentrauben vor den einzelnen Stellwänden. Natürlich ist das Interesse am Wettbewerbsgewinner am grössten.
Dass Oberlunkhofen eine neue Turnhalle braucht, das ist seit einigen Jahren ein Thema. 2013 und 2014 wurde mit dem Erwerb im Gebiet «Breite» und der Teiländerung der Nutzungsplanung die notwendige Landreserve geschaffen. 2015 folgte eine Vereinsumfrage, um Bedürfnisse abzuklären, und 2020 startete das Projekt mit einem Workshop aller Beteiligten, von der Schule über die Vereine bis zur Schulsozialarbeit. Ob eine Einfach- oder eine Doppelturnhalle realisiert wird, darüber wurde schon damals diskutiert und diese Frage ist immer noch offen. Im Verlaufe des Prozesses kam die Möglichkeit einer Zivilschutzanlage hinzu.
Ein wichtiger Meilenstein
Konkreter wurde es ab November 2021, als der Souverän an der «Gmeind» dem Planungskredit und dem damit verbundenen Wettbewerb zustimmte. Für Kuno Schumacher ist klar, dass dies die beste aller Möglichkeiten ist. «Es ermöglicht Vergleiche und fördert die Innovation», sagt er. Und ein Wettbewerb zeige, was alles möglich wäre. «So konnten wir alle Möglichkeiten miteinander vergleichen und die beste auswählen.» Alle Möglichkeiten heisst in diesem Fall 13. Im letzten Juni wurde der Wettbewerb ausgeschrieben, 16 Gesamtplaner wurden dafür ausgewählt, 13 lieferten im Februar schliesslich ein Projekt ab.
Ein Preisgericht verglich die Projekte, kontrollierte, ob alle Anforderungen, beispielsweise räumlicher oder finanzieller Natur, erfüllt sind. Und diese waren durchaus vielseitig. Das Projekt sollte beispielsweise erweiterbar sein, auch für den Fall, dass die zweite Turnhalle erst später realisiert wird, oder noch später gar eine dritte hinzukommt. Auch in Sachen Landschaftsarchitektur, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit legte das Preisgericht vorher Kriterien fest. «Ich kann sagen, dass wir alle Projekte sehr genau angeschaut und dass wir viel diskutiert haben. Am Schluss war es einstimmig, welches unser Favorit ist», sagt Schumacher. Am Ziel sei man zwar noch nicht, aber ein wichtiger Meilenstein sei damit erreicht.
Offenes, grosses, rundes Treppenhaus
Sieben der 13 eingereichten Projekte wurden rangiert und der Bevölkerung vorgestellt. Und die Mitglieder des Preisgerichts erklärten, warum die Wahl auf das Projekt «Libelle» fiel. Bei einem anderen gab es beispielsweise Schwierigkeiten in den Details des Betriebs, etwa bei der Reinigung, ein anderes wäre sehr abhängig vom Lift, der ausfallen könnte. Und wieder ein anderes wies laut der Jury Probleme bei der Etappierung auf oder es haperte an der Vertikalverbindung. Michael Jung, Architekt und Mitglied des Preisgerichts, betonte aber: «Es waren allesamt wertvolle Diskussionsbeiträge.»
Astrid Staufer, in Oberlunkhofen aufgewachsen und sehr erfahren, was die Mitgliedschaft in solchen Preisgerichten angeht, erklärte, was an «Libelle» überzeugte. «Die Raffinesse ist erst auf den zweiten Blick erkennbar», gibt sie zu. Gerade die Visualisierung sei nicht einfach zu lesen, gerade für Laien nicht. «Erst in der Tiefe ist aufgefallen, dass dieses Projekt ganz viel kann, das wir bei anderen bemängelten.» Etwa das doppelte Satteldach, das ideal sei für eine Photovoltaikanlage, oder dass sich das Gebäude bestens ins dörfliche Bild einbringe. Besonders gefiel dem Preisgericht das runde, offene Treppenhaus, «die Drehscheibe, die die Ebenen verbindet». Zudem haben die Erschliessungsflächen immer auch zusätzliche Funktionen. «Die Möglichkeiten dieses Projekts sind sehr vielseitig. Es ist alles durchdacht, etwa, dass der Jugendraum nicht direkt an die Turnhalle anschliesst, damit die akustische Trennung besser ist», führt Staufer aus. Mit dem Projekt «Libelle» sei ganz vieles gleichzeitig möglich. «Das ist die Zukunft der Architektur, an veränderte Bedürfnisse anpassbar und flexibel.»
Aus der Feder von Zürcher Architekten
Der nachhaltige Aspekt kommt noch dazu. «Libelle» ist ein Holzbau, mit maximalem, lokalem Massivholzanteil. «Das sind Balken, die nicht verleimt werden müssen und dadurch viel leichter sind», erklärt Staufer. Auch die offenen Leitungen seien die Zukunft des Bauens. «Mit diesem Projekt entsteht etwas, das zwar von aussen nicht ganz modern aussehen wird, es im Innern aber ist. Etwas, mit dem Oberlunkhofen sich zeigen kann.» Massiv und trotzdem mit der Eleganz einer Libelle.
Das Projekt ist aus der Feder des Zürcher Architekturbüros Penzisbettini Architekten GmbH um Giulio Bettini und Daniel Penzis. «Sie haben bereits andere Schulwettbewerbe gewonnen, wo es um den Bau von Turnhallen ging», weiss Astrid Staufer. Das Projekt habe aber nicht wegen ihres Namens, sondern wegen des Inhalts überzeugt, schliesslich fand der Projektwettbewerb anonym statt. Ob und in welcher Form dieses Projekt realisiert wird, entscheidet das Stimmvolk unter anderem am 23. Juni, wenn der Projektierungskredit an der «Gmeind» traktandiert ist. Und dieses zeigte sich interessiert, rund hundert Leute wollten sich das Siegerprojekt anschauen.