Leuchtend durch das dunkle Städtli
03.11.2023 BremgartenDer diesjährige Räbeliechtli-Umzug findet am 14. November statt. Weil im Vorjahr vieles nicht reibungslos über die Bühne ging, wurde der Umzug für die Kleinen heuer neu angegangen. Eine Arbeitsgruppe hat die Zusammenarbeit mit Stadt und Feuerwehr intensiviert und ...
Der diesjährige Räbeliechtli-Umzug findet am 14. November statt. Weil im Vorjahr vieles nicht reibungslos über die Bühne ging, wurde der Umzug für die Kleinen heuer neu angegangen. Eine Arbeitsgruppe hat die Zusammenarbeit mit Stadt und Feuerwehr intensiviert und optimiert. Eltern wurden dafür sensibilisiert, den Umzug nicht zu stören. Und die Altstadtgeschäfte und Anwohner sollen zu einem gelungenen Erlebnis beitragen. --huy
Möglichst viel Besinnlichkeit
Räbeliechtliumzug erfährt Anpassungen und Optimierungen
Der diesjährige Räbeliechtliumzug durchs Städtli am 14. November soll den Kleinen als zauberhaftes Vorweihnachtserlebnis in Erinnerung bleiben. Dafür wurde auf dieses Jahr die Zusammenarbeit zwischen Schule, Stadt und Feuerwehr intensiviert und professionalisiert. Eingebunden werden sollen auch die Bevölkerung und das Gewerbe.
Marco Huwyler
Es ist eine Schweizer Tradition, die glücklicherweise trotz dem ähnlichen und datenmässig nahe liegenden Halloween nicht aus dem Jahreskalender der Schulen wegzudenken ist. Schliesslich geht es beim Räbeliechtliumzug im Gegensatz zum unheimlichen amerikanischen Import (dessen verschmitzte Schauderhaftigkeit gerne auch zum Vandalieren missbraucht wird) ganz um Herbstzauber und besinnliche Erlebnisse.
So auch in Bremgarten, wenn jährlich Hunderte von Kindern als leuchtende Tatzelwürmer durch die Gässli ziehen und das Städtli mit ihren selbst geschnitzten Räben für einen zauberhaften Abend im November erleuchten. «Es geht darum, der dunklen Jahreszeit mit Licht zu begegnen», sagt Eva Knecht, Bremgarter Schulleiterin des Zyklus 1, zu dem die Kindergärten und die ersten beiden Klassenzüge gehören. «Eine wertvolle Botschaft und ein sehr schöner Brauch, der bei den meisten Kindern lange und positiv in Erinnerung bleibt.» Vom vorgängigen Schnitzen der charakteristisch riechenden und essbaren Räben in der Schule bis zum flötenbegleiteten Abschlusslied auf den Pausenplätzen nach dem bunten und auch gesanglich untermalten Umzug quer durch die Altstadt sei der Tag des Räbeliechtliumzugs, der den Zusammenhalt fördere und auf den sich viele Kinder schon Wochen im Voraus freuen, ein Erlebnis für alle.
Zu hell und zu laut
Schade deshalb, dass beim Bremgarter Räbeliechtliumzug in den letzten Jahren nicht alles reibungslos geklappt hat und der Umzug im Städtli vor allem letztes Jahr leider nicht so besinnlich war, wie er hätte sein können. Die Koordination war nicht optimal, das Dimmen der Gassenbeleuchtung klappte nicht und viele Eltern störten mit ihrer mitlaufenden Präsenz das klassenübergreifende Kindererlebnis. «Vor allem letztes Jahr war es in Teilen laut, plapperig und fast schon chaotisch», sagt Knecht. Deshalb beschlossen die Schulen auf 2023 hin zu reagieren und den Umzug noch frühzeitiger und professioneller aufzugleisen. Rund um Knecht wurde eine vierköpfige Arbeitsgruppe mit Lehrpersonen aus dem Zyklus 1 gebildet, die sich der Organisation des Räbeliechtliumzugs schon Monate im Voraus minutiös angenommen hat. Von der Bestellung der rund 500 Räben («die sind gar nicht so leicht zu erhalten in diesem Umfang») über die Information der Anspruchsgruppen bis zur durchgetakteten Durchführung der Umzüge von sechs Startpunkten aus soll heuer alles möglichst reibungslos klappen.
Anwohner und Geschäfte sollen mitmachen
Dafür holte die Schule dieses Jahr auch die Stadt mit an Bord – in der Person von City-Manager Ralph Nikolaiski. Er soll sicherstellen, dass es nicht nur mit dem Abschalten der Strassenbeleuchtung klappt, sondern, dass auch die Schaufensterbeleuchtungen angepasst werden. Bei den rund 40 Geschäften und Restaurants, die sich entlang der verschiedenen Räbeliechtli-Routen befinden, geht Nikolaiski in diesen Tagen deshalb persönlich vorbei. «So kann ich am besten sicherstellen, dass es auch sicher klappt», sagt der City-Manager. «Ausserdem ist es eine gute Gelegenheit, bei den Gewerblern mal wieder den Puls zu fühlen.» Auf seinem Rundgang erfährt Nikolaiski zuweilen auch Erstaunliches. «Ein Ladeninhaber hat mir gesagt, dass er gar nicht wisse, wie man die Beleuchtung abstellt», lacht er. «Aber versprochen, dass er das bis zum 14. November hinbekommt.»
Die Läden und Restaurants werden zudem dazu ermuntert, sich nach Möglichkeit auch aktiv an einer gelungenen Räbeliechtli-Ambiance zu beteiligen. «Wertvoll wäre es, wenn Sie die Kulisse des Umzuges verschönern, indem Sie beispielsweise auf den Fenstersimsen Kerzen anzünden oder am Eingang Laternen aufstellen», heisst es in einem gemeinsamen Schreiben von Schule und Stadt, das in diesen Tagen nicht nur die Altstadtgeschäfte, sondern auch sämtliche Anwohner entlang der Routen erhalten werden. «Wir erhoffen uns so eine Altstadt, die einen Umzug mit Laternen so richtig zum Gelten bringt und die Menschen zum Staunen und Innehalten anregt», sagt Nikolaiski.
Feuerwehr hilft bei Ordnung
Einem rundum gelungenen Räbeliechtli-Erlebnis im Weg standen in den letzten Jahren zunehmend auch die Bezugspersonen der Kleinen. «Viele davon sind leider entgegen den Anweisungen mit ihren Kindern mitgelaufen», sagt Schulleiterin Knecht. Darunter leide aber nicht nur der visuelle Gesamteindruck des Umzuges – da so die leuchtende Einheit der kleinen Laternenträger von einer dunklen Mehrzahl Erwachsenen durchsät wird –, auch die feierliche Stimmung und das Erlebnis unter den Kindern leidet, wenn sich Bezugspersonen einmischen. «Viele haben dann mit ihren Eltern gesprochen statt mit ihren Gspänli und sich beispielsweise auch nicht mehr richtig am Singen der Lieder beteiligt», erzählt Knecht.
Damit sich dies dieses Jahr nicht wiederholt, wurde die Anweisung, nicht mit dem Umzug mitzulaufen und sich bitte in den neuen «Zuschauerzonen» aufzuhalten, unmissverständlich im Infoschreiben an die Eltern hervorgehoben. Zudem wurden auch Mitglieder der Feuerwehr unter der Leitung von Harry Schumacher dieses Jahr enger in die Planung des Umzuges involviert. Die uniformierten Beamten sollen die Kinder nicht nur sicher über Gleise und Strassen geleiten, sondern auch dabei mithelfen, Zuschauer davon abzuhalten, sich in den Umzug einzumischen.
Zwei Versammlungsorte zum Ausklang
Auf unterschiedlichen Routen mit leicht variierenden Ablaufzeiten starten am 14. November gegen 18.30 Uhr über 300 Kinder von den sechs beteiligten Bremgarter Schulhäusern und Kindergärten aus, treffen sich in der Altstadt, ziehen gemeinsam durch den Bogen und die Marktgasse und laufen anschliessend entweder zum Schulhaus Promi oder zum Schulhaus St. Josef, wo ein gemeinsames Singen stattfindet. Der besinnliche Abschluss mit jeweils vier charakteristischen Liedern, begleitet von Flötengruppen, soll einen rundum gelungenen Schultag beschliessen, bevor die Kinder mit einem Brötli wieder den Eltern übergeben werden. Die Voraussetzungen dafür, dass der Bremgarter Räbeliechtliumzug nicht nur das Städtli, sondern auch möglichst viele Kinder- und Zuschaueraugen zum Leuchten bringt, scheinen 2023 auf jeden Fall gegeben.