Lächelnder Ausdauerabwart
03.03.2023 Ski, Weitere Sportarten, SportLanglauf: Adrian Suter aus Merenschwand startet an zwei der grössten Skilanglaufveranstaltungen der Welt
Die nächsten zwei Wochen werden spannend für Adrian Suter. Er nimmt am Wasalauf in Schweden und dem Engadin Skimarathon teil. Eine grosse ...
Langlauf: Adrian Suter aus Merenschwand startet an zwei der grössten Skilanglaufveranstaltungen der Welt
Die nächsten zwei Wochen werden spannend für Adrian Suter. Er nimmt am Wasalauf in Schweden und dem Engadin Skimarathon teil. Eine grosse Herausforderung für den 51-jährigen Schulhausabwart.
Josip Lasic
Sein Ziel ist ambitioniert. «Ich möchte noch einmal die Wasalaufmedaille holen. Die ist sehr begehrt. Sie wird nur an die Teilnehmer verteilt, die maximal 50 Prozent über der Siegerzeit sind», erzählt Adrian Suter. Wenn der Sieger beispielsweise in vier Stunden ins Ziel gekommen ist, erhalten nur diejenigen eine Medaille, die maximal sechs Stunden benötigt haben, um die 90-km-Langlaufstrecke zu absolvieren. «2015 ist mir das gelungen. Da bin ich in 5 Stunden und 48 Minuten angekommen.»
Rang 1103 hat er damals erreicht, bei über 10 000 Teilnehmern. Und jetzt will es der Schulhausabwart aus Merenschwand noch einmal wissen. Und als wäre das nicht genug, bestreitet er eine Woche später den Engadin Skimarathon. Eigentlich wäre es ein Jubiläum gewesen und er wäre dieses Jahr zum 30. Mal im Engadin an den Start gegangen. Da die Ausgaben 2020 und 2021 pandemiebedingt ausfielen, wird es jetzt «nur» die 28. Teilnahme. Diese erhält dafür einen besonderen Charakter dadurch, dass er die 42 Kilometer eine Woche nach dem Wasalauf in Angriff nimmt. «Es werden zwei herausfordernde Wochen», sagt Suter lächelnd.
Mit seiner Frau an seiner Seite
51 Jahre ist er mittlerweile alt. Vor über 30 Jahren hat er an der Seite seines Vaters die Leidenschaft für den Langlauf entdeckt. «Damals, als es bei uns auf dem Horben noch Schnee hatte, unternahm ich mit ihm auf dem Lindenberg meine ersten Versuche», erzählt er. «1993 bin ich dann zum ersten Mal am Engadin Skimarathon angetreten.» Seither ist er regelmässig dabei. Und ebenso erfolgreich. 2006 schloss er den Skimarathon als schnellster Aargauer ab. 2013 holte er mit 1:39.50 seine Bestzeit. Selbst im vergangenen Jahr, nach zwei Jahren Pause, erzielte er noch eine Zeit von 2:02.24. «Diesmal will ich wieder unter zwei Stunden bleiben», gibt er sich ehrgeizig.
Angefangen hat seine sportliche Laufbahn eigentlich mit Geräteturnen. Bald hat er aber schon eine Schwäche für Ausdauersportarten entwickelt. «Joggen, Fahrradfahren, Inline-Skaten, das hat mir alles grossen Spass gemacht und ich konnte gehen und trainieren, wann ich wollte.» Selbst wenn er dabei schräg angesehen wurde. «Ich habe schon in den 90er-Jahren auf Rollski trainiert. Damals war man bei uns in der Region noch ein ziemlicher Exot, wenn man auf so Dingern unterwegs war. Mittlerweile sehe ich viele Leute auf der Strecke von Merenschwand in Richtung Sins, die Rollski fahren.» Seine Ausdauer hat er oft am Gigathlon unter Beweis gestellt. Oder beim Langlauf. In den letzten Jahren erhielt er am Engadin Marathon Unterstützung von seiner Frau Nicole, die 2022 mit einer Zeit von 2:34.35 ebenfalls eine gute Leistung zeigen konnte. Jetzt wird sie gemeinsam mit ihm auch in Schweden antreten. «Ich freue mich, dass sie jetzt mit mir auch dort startet. Für sie ist es das erste Mal. Generell bin ich stolz darauf, dass ich auch andere Leute zum Sporttreiben motivieren kann. Zwischenzeitlich waren bis zu neun Personen aus Merenschwand am Engadin Marathon.»
Ein Sympathieträger und Vorbild
Dass er andere begeistern kann, überrascht wenig. «Er ist ein herzensguter Mensch und wird von allen geliebt», sagt Josef Andermatt, Nachbar von Adrian Suter und grosser Fan von dessen sportlichen Leistungen. «Ich bewundere, dass er über all die Jahre immer drangeblieben ist und als Hobby-Sportler immer solche starken Leistungen erzielt. Aber auch menschlich ist er ein Vorbild. Egal mit wem, er hat zu jedem Menschen einen guten Kontakt, versteht sich mit den Schülern gut. Jeder mag ihn.»
Vielleicht liegt es daran, dass er eine treue Seele ist. Schliesslich arbeitet er bereits seit 20 Jahren als Abwart bei der Gemeinde Merenschwand. Vielleicht liegt es auch an seinem sympathischen Lächeln und der generell positiven Einstellung zu allem. «Ich nehme auch nicht alles locker», sagt er. «Aber ich rege mich beispielsweise bei der Arbeit selten auf. Das ist mir ein bisschen so in die Wiege gelegt worden», ergänzt er, wieder mit seinem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Alleine mit Fröhlichkeit wird der Wasalauf allerdings nicht zu meistern sein. Suter und seine Frau haben sich gezielt darauf vorbereitet. Je nach Zeit gab es eine bis vier Trainingseinheiten pro Woche. Und diese dauerten jeweils eine bis vier Stunden. «Dieses Jahr war es für uns Unterländer nicht so einfach sich vorzubereiten. Es gab wenig Schnee. Wir sind jeweils ins Engadin oder nach Österreich, damit wir überhaupt genügend Schneekilometer sammeln konnten. Es gab auch weniger kleine Langlaufwettkämpfe, die man als Training bestreiten konnte.»
Eine Herkulesaufgabe
Und das Programm ist nicht ohne. «Die Strecke beim Wasalauf hat ungefähr 1000 Höhenmeter. Mit den 90 km Distanz kombiniert ist das in etwa so, als würde man von Merenschwand nach Andermatt joggen.» Im Alter über 50 wird Athleten auch empfohlen, sich durchchecken zu lassen, bevor sie so einen Wettkampf in Angriff nehmen. «Ich habe das vor einiger Zeit getan. Es ist soweit alles in Ordnung.»
Das muss es auch sein. Am Wettkampftag müssen sie um drei Uhr morgens aufstehen. «Start ist um acht Uhr. Das Hotel haben wir aber etwas ausserhalb, müssen vorher dort sein. Da werden wir früh aufbrechen müssen. Und die Nacht vorher kann man vor Aufregung ohnehin nicht schlafen», ergänzt er lachend. Auch die Verpflegung wird eine Herausforderung. Alle zehn Kilometer gibt es einen Posten. «Ich bin gespannt, was es dort gibt. Die Verpflegung ist sehr wichtig. Ansonsten ist es eine wunderschöne Strecke. Aber so viel Zeit hat man nicht, um die Landschaft zu bewundern. Es wird schon eine Herkulesaufgabe. Vor allem mit dem Engadin Marathon ein paar Tage später.»
Adrian Suter hat dann aber noch lange nicht genug. Sein Fernziel: 40 Teilnahmen am Engadin Marathon. «Dann wird man jeweils eingeladen im Sommer. Das ist schon etwas Besonderes. Bis zur Pensionierung sollte ich das erreichen können, wenn nicht wieder etwas wie Corona dazwischenkommt», sagt er und lächelt erneut sympathisch.