Kreide hat (fast) ausgedient
27.05.2025 Schule, BremgartenWandtafeln sollen digital werden
Bremgarten plant eine umfassende Modernisierung seiner Klassenzimmer. Im Oberstufenbereich sollen die klassischen Wandtafeln und Beamer flächendeckend durch «digitale Wandtafeln» ersetzt werden. 420 000 Franken soll die ...
Wandtafeln sollen digital werden
Bremgarten plant eine umfassende Modernisierung seiner Klassenzimmer. Im Oberstufenbereich sollen die klassischen Wandtafeln und Beamer flächendeckend durch «digitale Wandtafeln» ersetzt werden. 420 000 Franken soll die Investition kosten. --huy
«Gmeind» am 12. Juni: Die Stadt beantragt 36 neue digitale Wandtafeln
Ein Pilotversuch hat sich anscheinend bewährt. Die Schule Bremgarten möchte, auch was Wandtafeln anbelangt, auf Digitalisierung umrüsten. An der «Gmeind» wird dafür ein Kredit über 420 000 Franken beantragt.
Marco Huwyler
Das neue Informatikkonzept an Bremgartens Schulen wurde bereits 2022 eingeführt. Grundsätzliches Kredo dabei: Informatikmittel sollen auf jeder Schulstufe umfassend als Unterstützung des alltäglichen Lernprozesses miteingebunden werden. Teil der Massnahmen damals: zehn neue digitale Wandtafeln. In einem Pilotversuch sollten sie sich vorerst bewähren. Und das haben sie mittlerweile offensichtlich getan. «Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind die Vorzüge mittlerweile augenfällig», sagt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. «Mittlerweile sind sie für die Lehrpersonen, die damit arbeiten dürfen, ein geschätztes und oft gebrauchtes Medium.»
Für neue Lehrergeneration matchentscheidend
Nun soll die Anschaffung daher grossflächig erfolgen. Insgesamt 36 zusätzliche digitale Wandtafeln sind angedacht. Über vier Jahre sollen sie gestaffelt angeschafft werden, womit bis 2030 total 46 solcher Tafeln in Betrieb sein sollen. Vorab die Oberstufen sollen von der neuen Technik profitieren. Umgerüstet werden im nun angedachten Ausbauschritt ihre Schulzimmer im Garten-, Isenlauf- und Stadtschulhaus. Ein weiterer flächendeckender Ausbau von digitalen Wandtafeln in den Schulzimmern der Primarschule (rund 45 weitere) soll womöglich zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
«Wir erhoffen uns von der grossflächigen Umrüstung auch einen Standortvorteil», erklärt Stadtammann Raymond Tellenbach. Aktuell werde eine Generation von Lehrpersonen ausgebildet, welche an solchen Instrumenten geschult seien und sie in ihrem pädagogischen Alltag als unverzichtbar betrachten. «Es gibt heutzutage tatsächlich Lehrpersonen, die ihren Entscheid für oder gegen eine Schule davon abhängig machen», sagt der Stadtammann. «Es ist ein breit abgestütztes Bedürfnis», sagt auch Gesamtschulleiter Guido Wirth. «Kein Top-Down-Entscheid von oben, sondern ein Wunsch der Lehrer – auch der alteingesessenen übrigens.»
Gesamtschulleiter begeistert
Läuft alles nach Plan haben Kreide und schwarze Tafel in Bremgarten also langfristig ausgedient. Wobei dies nicht ganz stimmt. «Auch bei den digitalen Wandtafeln wird es rechts und links davon einen klassischen schwarzen Abschnitt geben, auf den man weiterhin mit Kreide schreiben kann», sagt Wirth. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass Lehrpersonen darauf nur ungern verzichten. «Es soll weiterhin einen Ort geben im Klassenzimmer, wo man etwas Geschriebenes auch dauerhaft eine Weile stehenlassen kann. Etwas, das nicht verschwindet, wenn man ihm den Stecker zieht.» Wichtige (Prüfungs-)Termine beispielsweise oder Hausaufgaben nennt der Gesamtschulleiter als Beispiele, die man gerne nach wie vor dort notiert.
Die konkrete Unterrichtsgestaltung dagegen, die wird künftig grösstenteils digital stattfinden, weil dies viele Vorteile mit sich bringt. «Wer die digitalen Wandtafeln noch nicht kennt, wird vielleicht die Nase rümpfen oder die Anschaffung als unnötig bezeichnen, aber diese Geräte bieten wirklich einen grossen Mehrwert. Es ist einfach megalässig, was man damit alles machen kann», zeigt sich der Gesamtschulleiter begeistert. «Es ermöglicht eine variantenreiche und effiziente Unterrichtsgestaltung, ist sehr anschaulich und deshalb auch didaktisch und pädagogisch effektiv.»
Mit der Zeit gehen
Im Vergleich zu einem Beamer sei eine digitale Wandtafel «mindestens eine Klasse besser», wie Wirth findet. Die Qualität und Schärfe des Bildes sei kein Vergleich, man müsse nicht mehr hinter dem Laptop am Pult sitzen, sondern könne stehend unterrichten («was im Alltag einfach besser ist»). Dazu kommt, dass auf den digitalen Wandtafeln händisch mit Stift oder Fingern geschrieben werden kann. «So kann man auch die Kinder an die Tafel holen und aktiv in den visuellen Unterricht einbinden.» Wer einmal mit einem solchen Gerät unterrichtet habe, wolle es nicht mehr missen. «Es ist daher wichtig, dass wir auch als Schule mit der Zeit gehen. Wir müssen nicht die Speerspitze sein, aber die Stossrichtung erkennen und uns auch in diese Richtung bewegen», sagt der Gesamtschulleiter, der Ende dieses Schuljahres in Pension geht. «Die Welt würde gewiss nicht untergehen, wenn die Bremgarter Bevölkerung Nein zum Kredit sagt, aber es wäre sehr schade im Hinblick auf die Zukunft.» Denn dann wäre man im Vergleich zu anderen Schulen mehr und mehr im Nachteil. «Denn die digitalen Wandtafeln kommen auch in anderen Gemeinden.»
Bisheriges wird nicht weggeworfen
Die bisher genutzten Beamer, andere Visualizer sowie auch die klassischen Wandtafeln würden bei einem Ja zum Kredit gemäss Stadtschreiber Neuenschwander nicht ausgemistet, sondern anderorts weiterverwendet. «Teilweise als Ersatz für veraltete oder defekte Geräte, teilweise als Lagerbestand.» Dann könnten sie wieder zum Einsatz kommen, wenn die Technik den Lehrkräften im Alltag einen Streich spielt. «Auch wenn sich die digitalen Wandtafeln bisher alles andere als anfällig gezeigt haben», wie Wirth betont.
Dennoch haben sie neben allen Vorteilen im Vergleich zur klassischen Mal- und Schreibtafel auch einen entscheidenden Nachteil. In der Wartung ist es mit einer Schachtel neuer Kreiden nicht getan. Und eine digitale Wandtafel hält kein Schulhausleben lang. Nach einer Betriebsdauer von 12 bis 15 Jahren müssen die Geräte voraussichtlich ersetzt werden.
Über den Kredit für die flächendeckende Anschaffung von digitalen Wandtafeln an Bremgarter Schulen wird an der «Gmeind» vom 12. Juni, 19.30 Uhr, im Casino befunden.