Kontroverse um Kampfwahl
02.06.2023 BremgartenImhof oder Schuppisser
Um den frei werdenden Sitz eines Bezirkrichters im Bezirk Bremgarten bewerben sich mit Monica Imhof (SP) und Peter Schuppisser (Die Mitte) zwei Kandidaten. Wobei Letzterer nicht als offizieller Kandidat seiner Partei antritt. Die Parteileitung der ...
Imhof oder Schuppisser
Um den frei werdenden Sitz eines Bezirkrichters im Bezirk Bremgarten bewerben sich mit Monica Imhof (SP) und Peter Schuppisser (Die Mitte) zwei Kandidaten. Wobei Letzterer nicht als offizieller Kandidat seiner Partei antritt. Die Parteileitung der Mitte hat Stimmfreigabe beschlossen. Denn eigentlich wollte man den Sitz der SP ursprünglich gar nicht angreifen.
Bei der SP ist man irritiert über den Gegenwind, will die Gegebenheiten aber kämpferisch annehmen. «Diese neue Grundvoraussetzung bedurfte sicherlich eines gewissen Quantums an Umdenken und Flexibilität. Aber ich war mir der Möglichkeit einer Kandidatur immer bewusst – wir engagieren uns jetzt im Wahlkampf», sagt Imhof. Schuppisser dagegen will auf grosse Wahlwerbung verzichten. --huy
Monica Imhof und Peter Schuppisser duellieren sich am 18. Juni um das Bezirksrichteramt
Lange sah es für Monica Imhof nach einer Formsache aus. Die stille Wahl der SP-Kandidatin galt unter den Parteien eigentlich als ausgemacht. Bis plötzlich Peter Schuppisser auf den Plan trat.
Marco Huwyler
Bei den Sozialdemokraten des Bezirks Bremgarten war man froh, die Wohlerin Monica Imhof in seinen Reihen zu wissen, als es darum ging, sich um die mögliche Nachfolge von Erika Melliger Gedanken zu machen. «Sie kristallisierte sich rasch als optimale Kandidatur heraus», sagt SP-Bezirkspartei-Präsident Sandro Covo. Die 47-jährige Imhof gelte als Teamplayerin – und sei aufgrund ihres Werdeganges, ihrer Fähigkeiten und ihrer Verankerung in der Region bestens geeignet für das frei werdende Amt eines Bezirksrichters im Bezirk Bremgarten.
Bereits zwei «Mitte»-Bezirksrichter
Das sah auch die Mitte-Partei so und beschloss – nachdem sie Imhof zu einem Hearing eingeladen hatte –, auf eine eigene Kandidatur zu verzichten. «Die Bezirksparteileitung kam nach der Präsentation zum Schluss, dass Imhof eine sehr gute Kandidatur darstellt und wir deshalb für diese Wahlen niemand eigenes portieren», bestätigt Co-Parteipräsidentin Karin Koch Wick.
Dies ergab für die Mitte-Partei auch insofern Sinn, als dass sie, was Bezirksrichter anbelangt, in Bremgarten bereit bestens aufgestellt ist. Mit Bruno Sekinger und Eduard Huber sind zwei der sechs Laienrichter Mitte-Parteimitglieder.
SP beruft sich auf Proporz
Die nun abtretende Melliger dagegen war die einzige Sozialdemokratin unter den Bezirksrichtern. «Wir finden deshalb im Sinne der Proporz, dass unser Anspruch auf den Sitz unbestritten ist», sagt Covo. «Die Bezirksrichter sollten ein Spiegelbild der Bevölkerung sein, auch was die Parteienstärke betrifft.»
Bei der SP ging man davon aus, dass darüber ein gewisser Konsens unter den Parteien herrscht. «Wir waren deshalb sehr verwundert, als plötzlich ein Gegenkandidat der Mitte auftauchte.»
Politische Partei für Schuppisser sekundär
Dass dem so ist, liegt daran, dass sich die Mitte-Parteileitung zwar initial durchaus zum Anspruch der SP bekannte. Dies gilt allerdings nicht zwingend für die Privatpersonen hinter den einzelnen Parteimitgliedern. Für den Bremgarter Peter Schuppisser nämlich sind derlei parteipolitische Abwägungen bei der Besetzung eines Richteramtes sekundär. «Bezirksrichterwahlen sind für mich neutrale Persönlichkeitswahlen», sagt der 52-Jährige. Deshalb hat sich das Mitte-Parteimitglied dazu entschlossen, sich innerhalb der Nachmeldefrist für das Amt zur Verfügung zu stellen. «Es war mir lange nicht bekannt, dass es eine Ersatzwahl gibt», begründet Schuppisser seine späte Kandidatur. «Erst als ich im ‹BBA› von der Nachmeldefrist gelesen habe, wurde mir dies bewusst und ich habe mich sofort zu dieser Kandidatur entschieden. Mich reizt das Amt schon lange und der Zeitpunkt ist ideal.»
Die Mitte in der Zwickmühle
Seine Partei brachte der Bremgarter damit aber in eine unangenehme Lage. Einerseits hatte man der SP versichert, Imhof keine Steine in den Weg zu legen. – Andererseits aber handelt es sich bei Schuppisser um ein geschätztes Parteimitglied, das man ebenfalls für ausgesprochen geeignet für das Amt hält und mit dem man sich nicht überwerfen möchte. «Wir haben deshalb nun Stimmfreigabe beschlossen», sagt Koch Wick. Zudem habe man sich darauf geeinigt, dass Schuppisser auf einen grossen Wahlkampf verzichte. Und dass der Kandidat nicht unter dem Namen der Partei kandidiert. Während auf den in diesen Tagen verschickten Wahlunterlagen also hinter Imhof eine SP-Mitgliedschaft ersichtlich ist, tritt Schuppisser auf dem Stimmzettel als neutrale Person auf.
Vertrauensverhältnis nicht gefährden
Karin Koch Wick hofft, mit diesem Vorgehen einen Zwist unter den Parteien verhindern zu können. «Wir möchten das über Jahre hinaus aufgebaute Vertrauensverhältnis keinesfalls gefährden», sagt die Mitte-Co-Präsidentin. «Ich hoffe deshalb sehr, dass von dieser Wahl kein böses Blut übrig bleibt.»
Wie gut dies gelingt, wird sich weisen und hängt gewiss auch vom Ausgang der Wahlen am 18. Juni ab. Die beiden Kandidaten zumindest scheinen es sportlich zu nehmen. «Wir leben in einer Demokratie», sagt Imhof lapidar. Derweil Schuppisser findet: «Ich denke, es stehen zwei fähige Persönlichkeiten zur Auswahl. Die Leute schätzen es, dass es nun eine echte Wahl an der Urne gibt und keine stille nach Absprache der Parteien.» Zumindest die Sozialdemokraten dürften diesen Worten nicht vorbehaltlos zustimmen.
Der Gerechtigkeitssinn als gemeinsamer Antrieb
Die beiden Kandidierenden über ihre Fähigkeiten und die Motivation
Weshalb sollte man Ihren Namen am 18. Juni auf den Stimmzettel setzen?
Peter Schuppisser: Ich bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, die neutral und nicht immer einfach zu kommunizieren sind. Dies bringt meine berufliche Tätigkeit als Wachtchef der Wasserschutzpolizei Zürich mit sich. Ich bin unabhängig, habe einen starken Gerechtigkeitssinn und bringe bereits über 25 Jahre Erfahrung im Justizsystem mit. Nicht zuletzt habe ich, nachdem die Kinder bald erwachsen sind, die nötige Zeit für dieses Amt.
Was reizt Sie am Amt des Bezirksrichters?
Anlässlich meines beruflichen Werdeganges durfte ich bei der Staatsanwaltschaft einiges an Erfahrung in der Rechtsprechung sammeln. Dabei kamen mir meine schnelle Auffassungsgabe sowie der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn sehr entgegen. Ich empfand diese Arbeit der Entscheidungsfindung als sehr erfüllend. Der Blick hinter das Verbrechen auf die Persönlichkeit des Täters oder der Täterin ist hochinteressant. Warum kam es zu dieser Tat. Es geht darum, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu finden.
Die Möglichkeit, ohne Studium der Rechtswissenschaften als Richter tätig zu sein, reizte mich daher schon länger. Nun ist die Möglichkeit gekommen, diesen Wunsch umzusetzen.
Weshalb sollte man Ihren Namen auf den Stimmzettel setzen?
Monica Imhof: In meinem Berufsalltag beschäftige ich mich seit vielen Jahren inhaltlich spezifisch mit Fragestellungen, die für Straftaten und straffällig gewordene Menschen charakteristisch sind. So ist es wichtig, nach dem zu suchen, was fehlt, oder sich Gedanken zu machen, was in einer bestimmten Situation/Konstellation vielleicht zu viel ist und da nicht hingehört. Ich bin ein ausgesprochener Teamplayer, höre gerne und genau zu. Zudem habe ich ein gutes Speicherungsvermögen. Verschiedene Sichtweisen auf eine Sache beflügeln die Gedanken und ergänzen die fehlenden Puzzleteile zu einem Gesamtbild.
Was reizt Sie am Amt des Bezirksrichters?
Als Fachpsychologin für Rechtspsychologie FSP habe ich mein Berufsleben mit viel Engagement und einem hohen Sinn für Gerechtigkeit der Sicherheit der Gesellschaft verschrieben. Nach über zehn Jahren Leitung des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes des Jugendheims Aarburg möchte ich mich einer neuen Herausforderung zuwenden, bei der ich mit meiner Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme und meinem scharfsinnigen Verstand einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. Ich verfüge über Lebenserfahrung und bin bereit, im Bezirksgerichtsgremium mein Wissen und Können beizusteuern. --huy