Konflikte wären programmiert
31.05.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtAn der «Gmeind» in Niederwil am 27. Juni geht es unter anderem ums Casino Nesselnbach
Die grossen Brocken an der Versammlung sind der Kauf der Peterhanswiese und der Bau eines neuen Gemeindehauses. Daneben geht es aber auch um die künftige Nutzung des alten ...
An der «Gmeind» in Niederwil am 27. Juni geht es unter anderem ums Casino Nesselnbach
Die grossen Brocken an der Versammlung sind der Kauf der Peterhanswiese und der Bau eines neuen Gemeindehauses. Daneben geht es aber auch um die künftige Nutzung des alten Casinos Nesselnbach. Der Gemeinderat empfiehlt hier aber eine Ablehnung.
Chregi Hansen
Im Zentrum der «Gmeind» steht das Zentrum. Zum einen geht es um den Kauf der sogenannten Peterhanswiese neben dem Gemeindehaus. Das 11,25 Aren grosse Grundstück wird der Gemeinde für 1,07 Millionen Franken zum Kauf angeboten. Aufgrund der zentralen Lage zwischen dem Schulareal, dem Gemeindehaus und dem Feuerwehrgebäude sieht der Gemeinderat im Kauf grosses strategisches Potenzial.
Dies nicht zuletzt, weil derzeit auch die Planung für den Neubau des Gemeindehauses läuft und der Kauf der Wiese neue Optionen eröffnet. Unabhängig davon will der Gemeinderat bei diesem Projekt die nächste Etappe starten. Nachdem die Stimmbürger vor einem Jahr grundsätzlich Ja gesagt haben zu einem Neubau, geht es nun um das Pflichtenheft und einen Kredit in der Höhe von 145 000 Franken für die Durchführung eines Studienwettbewerbs. Sowohl über das Projekt Peterhanswiese wie auch über den Neubau Gemeindehaus hat der Gemeinderat die Bevölkerung an einem Infoabend ausführlich orientiert (siehe Ausgabe vom 17. Mai).
Kleines Gebäude mit grosser Geschichte
Mit den beiden Projekten stellt der Gemeinderat die Weichen für die künftige Entwicklung im Zentrum. Aber Niederwil besteht bekanntlich nicht nur aus seinem Kern, sondern auch aus den verschiedenen Quartieren. Und nicht zuletzt auch aus den beiden «Aussengemeinden» Gnadenthal und Nesselnbach. In Letzterem hat sich inzwischen eine Gruppe formiert, welche sich die Reaktivierung des sogenannten Casinos wünscht. Ein emotionales Thema, denn dieses kleine, 1911 gebaute und 1967 renovierte Gebäude ist eng mit der Geschichte Nesselnbachs verbunden. Schliesslich handelt es sich um den ersten eigenständigen Versammlungsraum des Ortsteils nach der Fusion mit Niederwil. Zuvor trafen sich die Nesselnbacher im eigenen Schulhaus, das allerdings 1910 in Brand geriet und komplett zerstört wurde.
Heute dient das Gebäude, welches sich im Besitz der Gemeinde befindet, nur noch als Lagerraum. Eine von 148 Personen unterschriebene Petition forderte jedoch, das Gebäude wieder der Bevölkerung von Nesselnbach als Versammlungsraum zur Verfügung zu stellen. Nachdem der Gemeinderat das Begehren ablehnte, wurde an der letzten «Gmeind» ein Antrag gestellt, das Geschäft nochmals zu prüfen und den Stimmbürgern einen entsprechenden Antrag zur Reaktivierung des Casinos vorzulegen. Dies ist nun der Fall.
Unklar, ob es eine Baubewilligung braucht
Die Haltung des Gemeinderates hat sich aber nicht geändert. Zwar legt er den Stimmbürgern einen Antrag vor über 30 000 Franken für die Sanierung des Casinos. Gleichzeitig empfiehlt er aber die Ablehnung. Stimmt die Gemeindeversammlung dem Verpflichtungskreditantrag trotzdem zu, erarbeitet der Gemeinderat ein Baugesuch und führt das Baubewilligungsverfahren durch. Bei einer Ablehnung des Kredits wird der Gemeinderat zumindest den Prozess zur Neugestaltung der Bushaltestelle direkt neben dem Casino angehen.
In der Broschüre zur «Gmeind» legt der Gemeinderat seine Gründe für eine Ablehnung dar. Und beantwortet alle Fragen, die Thomi Moor an der letzten Versammlung gestellt hat in diesem Zusammenhang. Dabei ging es unter anderem um die Frage, ob die Nachbarn Teile des Grundstückes ohne ausdrückliche Bewilligung nutzen. Nach Ansicht der Gemeinde sei dies nicht der Fall. Im Gegenteil: Für den einst erstellten Anbau für eine WC-Anlage im Casino liegt keine Bewilligung vor, zudem wurde diese zu nahe an die Grenze gebaut. Auch für den Parkplatz fehlt eine Bewilligung, dieser steht zudem zum Teil auf den Nachbarparzellen. «Es ist in keinster Weise von einer widerrechtlichen Belagerung der Parzelle durch die Nachbarn zu sprechen. Es gibt keine erkennbaren Nachteile für die Gemeinde und der Gemeinderat sieht aktuell keinen Handlungsbedarf», heisst es dazu in der Vorlage.
Ob es für die geplante Sanierung überhaupt ein Baugesuch braucht, ist aktuell unklar. Blosse Unterhaltsarbeiten wie ein Ersatz der Fenster oder Türen sind nicht bewilligungspflichtig, wenn diese das Aussehen nicht stark verändern. Dazu kommt, dass es sich nicht um eine Umnutzung handelt, wurde das Gebäude ja als Versammlungsraum erstellt. Sowohl die Bauverwaltung wie auch eine Anwaltskanzlei, welche die Gemeinde kontaktiert hat, empfehlen aber das Einholen einer Bewilligung. Nur so sei Rechtssicherheit gegeben.
Wohlwollen der Anstösser fehlt
Dies wäre nach Ansicht der Gemeinde aber wichtig, denn es wird befürchtet, dass sich gegen die Sanierung und den Betrieb des Casinos Widerstand vonseiten der Nachbarn bildet. Da das Wohlwollen der Anstösser gegenüber einem Casino-Betrieb fehlt, schätzt der Gemeinderat das Risiko als hoch ein, dass es im Bewilligungsverfahren wie auch bei einem zukünftigen Betrieb zu Konflikten kommen wird.
Es fehlt der Platz vor dem Casino
Zwar schätze man das Engagement der Initianten und auch deren Bereitschaft, einen Teil der Arbeiten im Frondienst zu erledigen, wie das vor über 100 Jahren schon beim Bau der Fall war. Dadurch könnten die Kosten einer Sanierung tief gehalten werden. Zudem haben die Initianten auch bereits ein Benützungsreglement im Entwurf erarbeitet. Aber auch dieses müsste in einem Baugesuchsverfahren nochmals überprüft werden. Aus all diesen Gründen empfiehlt der Gemeinderat, das Projekt zu beerdigen. «Die gemachten Abklärungen haben die ablehnende Haltung des Gemeinderates bestätigt. Die Platzverhältnisse um das Gebäude sind sehr eingeschränkt und es fehlt dadurch die notwendige Aussenfläche, um den geplanten Betrieb ohne Konflikte mit dem Strassenraum und den Nachbargrundstücken zu gewährleisten», schreibt er dazu. Dass dies an der «Gmeind» zu Diskussionen führen wird, scheint jetzt schon klar zu sein.
Die Traktanden
An der Gemeindeversammlung vom 27. Juni werden folgende Geschäfte behandelt: 1. Protokoll. – 2. Rechenschaftsbericht. – 3. Zwei Einbürgerungsbegehren. – 4. Rechnungsabschluss. – 5. Kreditabrechnung Neubau Asylunterkunft. – 6. Verpflichtungskredit von 1,068 Millionen Franken für den Kauf des Grundstücks 274 «Peterhanswiese», Riedmattweg, Niederwil. – 7. Neubau Gemeindehaus: 7.1 Pflichtenheft mit Raumprogramm für Studienauftrag nach Präqualifikation; 7.2 Verpflichtungskredit von 145 000 Franken für die Durchführung des Studienauftrags nach Präqualifikation. – 8. Verpflichtungskredit von 30 000 Franken für die Sanierung des Vereinslokals («Casino») Nesselnbach. – 9. Baurechtsvertrag für ein Pumpwerk zur Grundwasserfassung auf Parzelle 273. – 10. Informationen über die wichtigsten Projekte. – 11. Umfrage.