«Jetzt gehen wir Löwen jagen»
07.11.2023 Sport, RingenRingen, Nationalliga A: RS Freiamt – RR Kriessern 23:12
Die Freiämter lassen Kriessern keine Chance. Die Ostschweizer tauchen aber nicht in Bestbesetzung auf. Nun kommt es nächsten Samstag zu enorm viel Spannung in der letzten Runde der ...
Ringen, Nationalliga A: RS Freiamt – RR Kriessern 23:12
Die Freiämter lassen Kriessern keine Chance. Die Ostschweizer tauchen aber nicht in Bestbesetzung auf. Nun kommt es nächsten Samstag zu enorm viel Spannung in der letzten Runde der Qualiphase.
Stefan Sprenger
87 Sekunden. So lange benötigt Nino Leutert, um seinen Gegner Michel Steger mit 16:0 von der Matte zu jagen. Technische Überlegenheit. 4:0 Teampunkte für die RS Freiamt (Freistil bis 70 kg). Der 24-Jährige beendete alle seine fünf Kämpfe in dieser Saison vorzeitig. Er ist ungeschlagen. Und in Topform. «Ich bin gut in der Saison drin», sagt er mit einem Augenzwinkern. Einen Gegner auf Augenhöhe hatte er in dieser Saison noch nicht. «Es läuft gut. Ich bin in Fahrt. Das ganze Team ist in Fahrt.»
Kriessern nicht in Bestbesetzung
Die Ringerstaffel Freiamt bezwingt Kriessern deutlich. 23:12. «Kriessern so hoch zu schlagen, gibt Auftrieb», meint Nino Leutert. Doch der Schein trügt – zumindest ein bisschen. Denn Kriessern tritt ohne Topathleten wie Dominik Laritz, David Loher oder Ramon Betschart an. Dennoch: Die Art und Weise, wie die Freiämter vor 450 Fans auftreten, ist beeindruckend souverän. Neben Leutert schafft auch Captain Pascal Strebel einen vorzeitigen und souveränen Sieg (75 kg Greco gegen Sven Hutter). Einen Schultersieg schafft Sayed Mahdi Jamshidi (57 kg Greco gegen Levin Meier). Er ist im U20-Freistil-Nationalkader und in dieser Saison mit einer Doppellizenz für die Freiämter dabei. Er ringt sonst für Brunnen.
Der blutende Zemp schlägt zurück
Wenn es eine Auszeichnung «Mann des Kampfes» geben würde, dann würde diese wohl an Christian Zemp im 97-kg-Greco-Duell gegen Damian Dietsche gehen. Zemp liegt mit 0:4 hinten, muss sich dann nach einer Platzwunde den Kopf einbandagieren lassen und schlägt zurück. Am Ende siegt er 11:4. Weitere Siege holen Magomed Ayskhanov und Kimi Käppeli. Marc Weber, Randy Vock, Saya Brunner und River Perlungher verlieren ihre Kämpfe zwar, zeigen aber dennoch gute Leistungen. Besonders den 18-jährigen Saya Brunner gilt es dabei hervorzuheben. Gegen den sackstarken Dimitar Sandov (65 kg Greco) wehrt er sich bestens – und verliert «nur» 0:2. Im Fall von Randy Vock (75 kg Freistil gegen Marc Dietsche) ist es so, dass der Freiämter zu Beginn schläft und 0:4 in Rücklage gerät. Vock versucht alles, ist im Anschluss mindestens ebenbürtig – und verliert 1:6. Marc Weber und Fabio Dietsche zeigen einen ausgeglichenen Kampf (80 kg Greco), der mit 1:2 Teampunkten an den Kriesserer geht. Die Leistung von Weber ist trotzdem toll.
Hochspannung vor der letzten Runde
Michi Bucher, Trainer der Ringerstaffel Freiamt, sagt: «Die Leistung passte im Grossen und Ganzen. Wir haben unseren Job sehr gut erledigt.» Aber der akribische Bucher findet wie immer «Dinge, die man besser machen könnte». Kriessern war mit dezimiertem Kader angetreten, weil sie im Rennen um den Qualifikationssieg nicht mehr mitreden können. Und die Freiämter wollten ihrerseits nichts anbrennen lassen und kamen mit Volldampf.
Jetzt geht es am nächsten Samstag auswärts im Direktduell gegen Willisau um den Qualifikationssieg. «Wir müssen uns jetzt erholen und gehen dann wieder einmal Löwen jagen», sagt Bucher vor dem brisanten letzten Duell gegen die «Willisau Lions». Besonders an dieser letzten Qualirunde ist zudem, dass nicht nur Freiamt und Willisau im Direktduell den Qualisieger krönen, sondern auch Kriessern und Einsiedeln in ihrer Direktbegegnung ausmachen, wer den 3. und wer den 4. Rang holt. Somit sind Spielereien – wer im Halbfinal auf wen trifft – nicht möglich. Willisau und Freiamt hätten aber beide lieber Einsiedeln statt Kriessern im Halbfinal.
Gutes Omen für den Final?
In den Vorsaisons war jeweils oft früh klar, wie die Halbfinalduelle lauten. Jetzt schon klar ist, dass die Freiämter am Samstag, 18. November, erst auswärts ranmüssen im ersten Halbfinal und am 25. November zu Hause in der Bachmattenhalle ringen. Übrigens: Auch Schattdorf und Oberriet-Grabs machen in ihrem letzten Duell noch unter sich aus, wer die Qualiphase als Schlusslicht beendet und in die Barrage muss. Nicola Küng, Präsident der RS Freiamt, meint voller Vorfreude: «Jetzt geht es in der letzten Runde um die Wurst, das ist doch toll.» Er sieht die Chancen gegen Willisau bei «50 zu 50». Ringer Nils Leutert meint: «Die Stimmung im Team ist top. Wir sind fit, top motiviert. Wir wollen den Qualisieg.» Denkt man im Freiamt schon an den Titel? «Der Fokus ist auf dem Halbfinal, so weit denken wir noch nicht», sagt Leutert.
Allerdings gibt es ein enorm gutes Omen. Die 1.-Liga-Mannschaft der Freiämter holte sich am Samstag den Meistertitel mit einem klaren Sieg gegen Belp. Erwähnenswert ist der Fakt, dass bereits früh am Abend die Halle mit 400 Menschen gefüllt war, die erst das 1.-Liga-Team von Trainer Ivan Kron zum Titel anfeuerten und danach auch die erste Mannschaft unterstützten. «Tolles Team. Tolle Kulisse. Das ist geil, das ist die RS Freiamt», meint Präsident Küng. Und jetzt zum guten Omen: Zuletzt holte das 1.-Liga-Team den Titel im Jahr 2014. Und genau in diesem Jahr wurde auch die erste Mannschaft der RS Freiamt zuletzt Schweizer Meister.