Jetzt erst recht
06.06.2025 Dottikon, Region Unterfreiamt, MusikDas Dottiker Open Air Sounds of Garden feiert Jubiläum: 10. Ausgabe vom 26. bis 28. Juni
Die 9. Ausgabe brachte tolle Acts nach Dottikon. Doch wegen des schlechten Wetters blieb der Zuschaueraufmarsch unter den Erwartungen. Doch Aufgeben kommt für das OK nicht ...
Das Dottiker Open Air Sounds of Garden feiert Jubiläum: 10. Ausgabe vom 26. bis 28. Juni
Die 9. Ausgabe brachte tolle Acts nach Dottikon. Doch wegen des schlechten Wetters blieb der Zuschaueraufmarsch unter den Erwartungen. Doch Aufgeben kommt für das OK nicht infrage. Für das Jubiläum ändern die Macher das Konzept. Und setzen auf Themenabende.
Chregi Hansen
Langsam steigt die Vorfreude bei Jascha Baumann, dem letzten verbliebenen Gründer von damals und noch immer Kopf des OK. Der Grossteil der Arbeit ist getan, die Bands sind gebucht, die Helfer gefunden, die Verpflegung organisiert und der Vorverkauf eröffnet. «Vor allem der Country-Abend stösst auf mehr Resonanz als gedacht», freut sich Baumann.
Der Country-Abend ist der Freitag. Der Donnerstag gehört der Schweizer Indie-Szene, am Samstagabend ist Reggae und Party angesagt. Und schon am Samstagnachmittag kommen Technofans beim Day-Dance in den Genuss heisser Musik. «Unser Publikum ist mehrheitlich etwas älter. Damit wollen wir auch den Jüngeren etwas bieten», erklärt Baumann. Dafür muss der Familiennachmittag weichen, was das OK bedauert. «Es war immer eine tolle Sache, die auch sehr geschätzt wurde. Aber Aufwand und Ertrag lagen weit auseinander. Es gab viel Arbeit für vergleichsweise wenige Besucher», so Baumann.
Country-Abend stösst auf viel Interesse
Drei Abende also mit drei ganz unterschiedlichen Ausrichtungen. Damit reagiert das OK auf das sich verändernde Verhalten der Musikfans. Nur noch wenige schätzen einen Stil-Mix, wie er früher am Sounds of Garden angesagt war. Mit dem Wechsel will man auch neue Besucher anlocken – gerade Country war bisher nicht vertreten im Line-up. Dabei gibt es eine grosse und aktive Szene in der Schweiz und mehrere arrivierte Künstler. So etwa Florian Fox. «Es hat viele, die wegen ihm nach Dottikon kommen», hat Baumann erfahren. Und mit der Reggae-Legende «Inner Circle» aus Jamaika hat das Open Air gar einen ganz grossen Namen zu bieten. Dessen grossen Hit «Bad Boys» kennen dank dem gleichnamigen Film auch viele Jüngere. «Eine Band mit einem solchen Namen hat aber auch andere Ansprüche», schmunzelt Baumann. Sprich: Die Bestellliste für den Backstage-Bereich ist länger als üblich.
Ganz klein angefangen
Was für ein Unterschied zu den Anfangszeiten. Jascha Baumann erinnert sich noch genau, wie alles begann. Erst organisierte er kleine Konzerte auf dem Hof der Eltern, dann fragte er seine Schwester, ob man sich nicht mal an ein Open Air wagen will. «Erst wollten wir es hier in Hendschiken machen. Aber dann kam ich auf die Idee, beim Rosengarten in Dottikon anzufragen. Denn dort fanden immer wieder Veranstaltungen statt», erzählt der OK-Chef. Baumann ist der Enkel von Gründer Richard Huber, geführt wird das Unternehmen heute von seiner Tante. «Sie gab uns sofort das Okay. Sie meinte, man müsse den Jungen etwas zutrauen, das sei schon das Motto meines Grossvaters gewesen.»
Zusammen mit Kollegen und Verwandten machte sich Baumann an die Organisation. «Am Anfang war vieles improvisiert. Wir nutzten das Zelt, in dem zuvor das Rosenfest stattfand. Die Bühnenelemente bekamen wir von der Gemeinde Dottikon. Die Bands meinten anschliessend, sie hätten noch nie auf einer so schiefen Bühne gespielt.» Aufgrund der speziellen Umgebung mitten im Blumenmeer richtete man das Festival nach dem Motto «Klein, aber fein» aus. «Wir hatten schon etwas Angst, dass die vielen Pflanzen Schaden nehmen würden. Aber zum Glück war dies in all den Jahren nie der Fall», so Baumann. Schon damals holte man einige musikalische Perlen nach Dottikon. So zum Beispiel einen unbekannten Strassenmusiker namens Marius, heute bestens bekannt als Marius Bear, der 2022 die Schweiz am ESC vertrat. Auch die «Pedestrians» waren das erste (und nicht das letzte) Mal dabei.
Immer wieder Pech mit dem Wetter
Die Premiere hatte wenig Wetterglück. Ein Umstand, der das Open Air all die Jahre verfolgte. Trotzdem hat Jascha Baumann gute Erinnerungen an jedes einzelne Festival. «Zu Beginn waren wir vom OK extrem eingespannt, mussten überall mitanpacken. Inzwischen haben wir viel mehr Helfer, können den Abend auch mal geniessen», erzählt er. Nach dem ersten Mal hatte das OK Blut geleckt – schnell war klar, dass man weitermachen will. Mit einer grösseren Bühne, einem grösseren Zelt. Auch das OK wurde grösser. Von Anfang an war das spezielle Ambiente im Rosengarten eine starke Trumpfkarte. Und auch die Tatsache, dass es an diesem Festival auch gemütliche Sitzplätze und feinstes Essen gibt. Das lockte immer wieder neue Leute an.
Jascha Baumann erzählt: «Anfangs kannten wir fast alle im Publikum. Inzwischen kommen auch Besucher von weiter weg. Das haben wir vor allem während der Coronazeit erlebt. Da waren wir fast das einzige Festival, das stattfand. Damals kamen einige, die sonst ans Open Air St. Gallen gingen.
Seither bieten wir auch eine Camping-Möglichkeit an. Auch wenn wir die Zahl der Besucher limitieren mussten, war die Stimmung super. Man spürte, wie sehr Musik verbindet.»
Für das Jubiläum eine Überraschung geplant
Mit der Zeit kam der Donnerstag als dritter Abend dazu. «Wir dachten, wenn wir schon so einen Aufwand betreiben, dann nutzen wir die Infrastruktur doch aus», erklärt der Gründer. Anfangs gab es am Donnerstag Gratiskonzerte, eine Art Musik zum Feierabendbier, welche den Leuten die schöne Umgebung präsentieren sollen. Das Problem: Bei schlechtem Wetter kamen fast gar keine Leute. Darum ist der Donnerstag jetzt ein normaler Konzertabend – wer ein Ticket hat, der nimmt auch Regen in Kauf. Wobei immer mehr Menschen sich kurzfristig für einen Konzertbesuch entscheiden. «Das macht es für uns Veranstalter schwieriger», so Baumann.
In all den Jahren wurde nie der grosse Gewinn eingefahren – das war auch nie das Ziel. «Wir machen das, weil wir Freude an der Musik haben und diese mit anderen teilen wollen.» Letztes Jahr musste dann ein grösseres Defizit verkraftet werden, das auch die eigenen Ersparnisse ankratzte. «Wir haben das intern diskutiert. Und uns entschlossen, dass wir trotzdem weitermachen», erzählt Baumann. Und so findet vom 26. bis 28. Juni die zehnte Ausgabe statt. Das Jubiläum soll auch würdig gefeiert werden. Das OK plant eine Überraschung.
Ansonsten bleibt man dem Konzept treu: kein weiteres 08/15-Festival, sondern etwas ganz Exklusives in einem gemütlichen Ambiente mit einer unvergesslich schönen Kulisse, die mit viel Herzblut und Elan dekoriert und gestaltet wurde. Auch beim Abendmenü soll den Besuchern etwas ganz Besonderes geboten werden. So wird das Essen auf den Musikstil abgestimmt. Und gibt es die Möglichkeit, in einem separaten Bereich ein 3-Gang-Menü zu geniessen. Für das leibliche Wohl sind zum zweiten Mal die Hobbyköche Dottikon zuständig. Die Zeiten, in denen OK-Chef Jascha Baumann auch mal in der Küche aushelfen musste, sind endgültig vorbei. «Das brauche ich wirklich nicht mehr. Ich habe schon so genug zu tun mit dem Anlass», lacht er.
Sich guten Ruf erarbeitet
Zehn Jahre Sounds of Garden. Zehn Jahre voller Geschichten. Mit viel Musik. Und einer grossen Gemeinsamkeit – der einmaligen Umgebung. «Ich merke, dass wir uns etabliert haben. Wir haben einen guten Ruf, nicht zuletzt bei den Bands, welche die Atmosphäre geniessen», sagt Jascha Baumann. Und das spornt an, weiterzumachen. Gerade auch in Zeiten, in denen andere kleinere Festivals aufgeben oder eine Pause einlegen. «Wir haben immer noch viel Spass», so Baumann am Schluss. Und diese Freude an der Musik soll sich auf das Publikum übertragen. Hoffentlich nicht zum letzten Mal.
Open Air Sounds of Garden: Donnerstag, 26., bis Samstag, 28. Juni. Rosengarten Huber. Informationen und Tickets: www.sounds-of-garden.ch.