In Zukunft «schön verpackt»
28.03.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtPlangenehmigungsverfahren für die Modernisierung des Unterwerks in Niederwil
Die bestehende 220-Kilovolt-Freiluftschaltanlage im Unterwerk Niederwil hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Jetzt will Swissgrid diese Anlage modernisieren und dazu auch die Zuleitungen ...
Plangenehmigungsverfahren für die Modernisierung des Unterwerks in Niederwil
Die bestehende 220-Kilovolt-Freiluftschaltanlage im Unterwerk Niederwil hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Jetzt will Swissgrid diese Anlage modernisieren und dazu auch die Zuleitungen leicht anpassen. Derzeit liegen die Unterlagen auf der Gemeinde auf.
Chregi Hansen
Wer sich in das Projekt vertiefen will, der braucht Zeit. Sehr viel Zeit. Die Pläne füllen, fein gefaltet, eine riesige Schachtel. Doch in wesentlichen Teilen ist das Ganze schon länger bekannt. Und ist viel weniger umstritten als das parallel laufende Verfahren für eine neue oberirdische 380-Kilovolt-Leitung mitten durchs Reusstal.
Das Unterwerk am Waldrand zwischen Niederwil und Rüti ist schon seit längerem in Betrieb. Die Niederwiler Anlage ist eine von schweizweit 125 Unterwerken im Stromnetz der Swissgrid, welche für den Betrieb sowie den Unterhalt, die Erneuerung und den Ausbau des Schweizer Höchstspannungsnetzes verantwortlich
Die Anlage in Niederwil stammt aus dem Jahr 1970 und hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Sie soll nun für die kommenden Jahre wieder fit gemacht werden.
Weniger störungsanfällig
Dabei macht sich Swissgrid den Fortschritt der Technik zunutze. Gebaut wird eine moderne, gasisolierte Schaltanlage in einem Betriebsgebäude. Sogenannte GIS-Anlagen (gekapselte, gasisolierte Schaltanlagen) bringen Vorteile wie einen geringeren Platzund Wartungsbedarf mit sich. Ausserdem sind sie, da innerhalb eines Gebäudes platziert, besser vor äusseren Einflüssen wie Sturmschäden oder Verwitterung geschützt. Der Neubau macht es zudem möglich, die bestehende Freiluftschaltanlage mit ihren vielen Masten und Leitungen grösstenteils zurückzubauen. Das neue Gebäude in Niederwil soll im nordöstlichen Teil des Areals gebaut werden und weist eine Grösse von 41 Meter Länge, 20 Meter Breite und 12 Meter Höhe auf.
Doch nicht nur das Unterwerk selber soll erneuert werden, es sind auch Anpassungen bei den Leitungen geplant. Aktuell führen mehrere Höchstspannungsleitungen über das Gemeindegebiet von Niederwil zum Unterwerk. Die beiden Leitungen Beznau-Regensdorf und Obfelden-Regensdorf treffen in Niederwil zusammen. Aktuell trifft die Leitung von Regensdorf noch ausserhalb des Unterwerks mit der Leitung aus Obfelden zusammen und führt von dort in die Anlage. Neu soll diese direkt ins Unterwerk geführt werden. Dazu wird ein Mast leicht verschoben und führt die Leitung durch ein kleines Wäldchen. Der neue Standort des Mastes ist mit dem Grundeigentümer bereits abgestimmt. Das Rodungsgesuch ist ebenfalls Bestandteil der Planauflage. Neu angepasst wird auch die Zaunanlage.
Zusätzlich eine neue Leitung nach Obfelden
Das Vorprojekt zur Erneuerung des Unterwerks Niederwil ist längst abgeschlossen und wurde dem Gemeinderat von Niederwil im Dezember 2021 vorgestellt. In den vergangenen Monaten arbeitete Swissgrid das definitive Bauprojekt aus. Im April 2023 erfolgt die Eingabe des Plangenehmigungsgesuchs beim Eidgenössischen Starkstrominspektorat (ESTI). Jetzt also liegen die Pläne noch bis zum 1. Mai auf der Gemeinde auf. Falls alles klappt, ist die Inbetriebnahme für ca. Mitte 2026 geplant.
Neue Leitung: Eröffnung Besucherzentrums
Die beiden Leitungen von Birr und von Obfelden herkommend werden weiterhin in das Unterwerk Niederwil eingeführt. Der Leitungszug von Niederwil nach Obfelden ist hingegen weiterhin umstritten. Dafür plant Swissgrid den Ersatz der bestehenden rund 17 Kilometer langen 220-Kilovolt-Freileitung durch eine 380-Kilovolt-Leitung. Dass diese wie anhin oberirdisch geführt werden soll, macht vielen in der Region zu schaffen. Inzwischen hat der Bundesrat ein Machtwort gesprochen, die Leitung soll weiterhin grösstenteils oberirdisch durch das Reusstal führen. Die Ausarbeitung des Bauprojektes obliegt Swissgrid.
Diese hat jetzt einen Projektbeirat ins Leben gerufen, in dem auch Vertreter aus der Region Einsitz nehmen. Dieser hat Ende Januar ein erstes Mal getagt. Bis Ende 2024 möchte Swissgrid das Plangenehmigungsgesuch mit den erforderlichen Unterlagen bei den zuständigen Behörden einleiten. Um die Bevölkerung über das Projekt zu informieren, eröffnet Swissgrid in Niederwil ein neues Besucherzentrum. Es dient als Anlaufstelle für den Dialog rund um das Schweizer Übertragungsnetz. Im Besucherzentrum werden die Gäste zu Themen wie Technologie, Nachhaltigkeit und Innovation sowie zum Netzprojekt Niederwil–Obfelden informiert. Die offizielle Eröffnung mit geladenen Gästen findet am Donnerstag, 4. April, statt. Am gleichen Tag von 17 bis 20 Uhr steht das Zentrum erstmals auch für die Öffentlichkeit offen. Es befindet sich an der Göslikerstrasse 6a in Niederwil.