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16.09.2025 Parteien, Oberlunkhofen, KelleramtMit Blitz-Fragerunde
Frisches Gemeinderats-Podium in Oberlunkhofen
Alle neun Kandidierenden waren nicht eingeladen am Podium, das die Ortsparteien in Oberlunkhofen gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Stattdessen ging es darum, die sechs neu ...
Mit Blitz-Fragerunde
Frisches Gemeinderats-Podium in Oberlunkhofen
Alle neun Kandidierenden waren nicht eingeladen am Podium, das die Ortsparteien in Oberlunkhofen gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Stattdessen ging es darum, die sechs neu Kandidierenden vorzustellen. Wobei zwei Forfait erklärten. Die verbliebenen vier erhielten je drei Minuten Redezeit und verschiedenfarbige Blätter für eine Blitz-Fragerunde. --tst
Vier von sechs neuen Kandidierenden für den Gemeinderat Oberlunkhofen haben sich präsentiert
Eine kurze Vorstellungsrunde, 13 Ja-/Nein-Fragen an alle und direkte Gespräche beim Apéro – auf Einladung der Ortsparteien erhielten die Neukandidierenden in Oberlunkhofen eine Bühne. Nicht alle haben sie genutzt.
Thomas Stöckli
«Wir Vertreter der Ortsparteien waren erstaunt», gibt Christoph Hagenbuch, Grossrat und Präsident der SVP-Ortspartei, unumwunden zu, angesichts der Vielzahl an Kandidaturen. Drei Frauen und sechs Männer wollen in den Gemeinderat Oberlunkhofen. Einerseits habe man sich gefreut, so Hagenbuch, andererseits habe es gewurmt, dass die Mehrheit als Parteilose antritt: «Das macht sie weniger greifbar», begründet er. Statt die Faust im Sack zu machen, haben die Ortsparteien gemeinsam einen Anlass auf die Beine gestellt, an dem sich die neuen Kandidatinnen und Kandidaten vorstellen durften.
Drei Bisherige treten wieder an
Von den Bisherigen treten Gemeindeammann Alain Maitre und Vizeammann Roland Geier sowie Dominique Fisch wieder an. Sie haben die Ortsparteien nicht aufs Podium eingeladen. «Uns kennen die Leute ja schon», zeigt Geier, der den Anlass aus dem Publikum verfolgt, Verständnis. Wobei Fisch erst am 18. Mai in den Gemeinderat gewählt wurde. Davor hatte er unter anderem angekündigt, sich für die Förderung von Nachhaltigkeit einsetzen zu wollen – nicht nur in ökologischem, sondern auch in wirtschaftlichem und sozialem Sinn – sowie für hohe Qualität in allen Bereichen.
Für sechs Personen war das Podium also ausgelegt. Josef Hagenbuch und Sabrina Fürst liessen sich entschuldigen. Damit waren es noch vier. Ihnen haben die Organisatoren zum Auftakt je drei Minuten für eine persönliche Vorstellung zugestanden.
Innovativ und liberal
Von Stephanie Musshafen Koch erfuhren die gut 100 Interessierten in der Aula des Mehrzweckgebäudes, dass sie für ein Miteinander steht, für offene Kommunikation und nachhaltige Innovation. Sie will sich einsetzen für ein Dorf, das mutig agiert, in dem man sich gegenseitig unterstützt. Ein Dorf, das stolz ist auf seine Wurzeln, aber auch offen für die Zukunft – lebendig, nachhaltig und mit hoher Lebensqualität. «Diese Zukunft möchte ich aktiv mitgestalten», hält die 53-Jährige fest. Dabei könne sie sich auf ihr Organisationstalent verlassen und ihre Fähigkeit, Menschen zusammenzuführen.
Martin Schläpfer arbeitet als strategischer Leiter Kundendienst in einem internationalen Konzern. Als FDP-Vertreter möchte der 57-Jährige seine liberale Grundhaltung einbringen. Was ihn stört, ist, wenn ein Teil der Bevölkerung das Geld ausgibt, das ein anderer Teil erwirtschaftet hat. Im Falle des Turnhallenprojekts müsse man sich genauer überlegen, was die wirklichen Bedürfnisse seien, wird er konkret. Es gelte, Prioritäten zu setzen, Entgegenkommen zu zeigen. Mit dem Ziel, Mögliches möglich zu machen.
Kreativ und wirtschaftlich
Mirjam Kölliker-Weber arbeitet als Schulische Heilpädagogin und Lehrperson in Aristau. Die 41-Jährige übernimmt in ihrem Berufsalltag schon viel Verantwortung und ist es sich gewohnt, Gespräche zu führen: «Ich kann meine Meinung einbringen, andere anhören und eine tragfähige Lösung erarbeiten.» Dabei helfen ihr ihre schnelle Auffassungsgabe und die Freude, sich neues Wissen anzueignen. Aber auch ihre Kreativität und die Fähigkeit, um die Ecke zu denken. Ziel sei es, Projekte zu planen und umzusetzen, über die man auch in 10, 20, 30 Jahren noch sagt, sie seien gut.
Er habe am Dorffest hinter dem Grill gestanden, als er angesprochen worden sei, für den Gemeinderat zu kandidieren, blickt Kis Baumgartner zurück. Das hat sich der 46-jährige Leiter Betrieb eines KMU im Medizintechnik-Bereich zu Herzen genommen. Er will die Rolle von Oberlunkhofen als Zentrumsgemeinde stärken. Dazu gehören für ihn ein attraktives Sozial- und Vereinsleben ebenso wie der wirtschaftliche Aspekt mit attraktivem Steuersatz und vielfältigem Gewerbe sowie die Ökologie. Wobei er der Natur und Naherholung Sorge tragen und energetische Massnahmen vorantreiben will.
Das Profil der Kandidierenden geschärft
Im zweiten Teil der Veranstaltung konfrontiert Yvonne Kaufmann von der überparteilichen Gruppe frischer Wind Oberlunkhofen die vier Podiumsteilnehmenden mit Ja-/Nein-Fragen, «um das Profil zu schärfen», hat Christoph Hagenbuch dazu bemerkt. Dabei bekannten sich die vier Kandidierenden einhellig zu einem lebendigen Dorf, zu flächendeckend Tempo 30 auf Quartierstrassen, zu einer finanziellen Beteiligung der Gemeinde an einem Ärztezentrum, für mehr Gewerbezonen, eine neue Entsorgungsstelle und für die Einführung einer Sprechstunde für die Bevölkerung, wie dies Rottenschwil bereits vorlebt. Einer Steuerfusssenkung in den nächsten Jahren erteilen alle Podiumsteilnehmenden eine Abfuhr. Ebenso einem Verkauf von «Land Andermatt» an private Investoren.
Spannender sind natürlich die Fragen, in denen die Meinungen auseinandergehen. Auf die Frage «Soll die Gemeinde einen Pumptrack bauen?» hielt einzig Mirjam Kölliker-Weber die grüne Karte für «Ja» hoch. Stephanie Musshafen enthielt sich der Antwort. Martin Schläpfer und Kis Baumgartner würden den Vereinen die Infrastruktur nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. Zur Entscheidungsfrage Doppel- oder Einfachhalle wollte sich Mirjam Kölliker nicht festlegen, während die drei anderen für die Doppelhalle Stellung bezogen. Als einzige hielt Musshafen den Schulweg für nicht sicher genug. Zur Wachstumsfrage, ob Oberlunkhofen die 3000-Einwohner-Marke knacken soll, zeigten Kölliker und Schläpfer rot, Baumgartner grün und Musshafen gleich beide Karten.
Persönliches Kennenlernen ermöglicht
Während einige es schätzen, innert kurzer Zeit die Perspektive der Kandidierenden zu verschiedenen Themen aufgezeigt zu bekommen, geht das Format anderen nicht genug in die Tiefe, sei doch manchmal die Argumentation schlüssiger als das nackte Ja-/ Nein-Resultat. Für die Argumente blieb nach dem kurzen offiziellen Teil im Plenum noch ausgiebig Zeit. Beim Stehapéro bot sich den rund 100 Interessierten Gelegenheit, die fünf anwesenden der insgesamt neun Kandidatinnen und Kandidaten persönlich kennenzulernen oder bestehende Kontakte zu vertiefen.